Im Gespräch: Robert Cogburn, Lead Game Designer von Naughty Dog

0
521

Robert Cogburn hat zuerst Time Crisis 4 und Afro ­Samurai für Namco ­designt und wechselte dann zu ­Naughty Dog, wo er bereits seit vier Jahren als Lead Designer alle Zügel in puncto Spielmechanik in der Hand hält. Uns hat er verraten, warum mit Uncharted 4 vorerst die Reise von Nathan Drake endet.

M! Games: Die Uncharted-Serie war wichtig für das Action-Genre. Eines der wenigen Spiele, das eine zusammenhängende Geschichte erzählt und seine Protagonisten langsam über viele Teile aufbaut. Insbesondere die Lovestory zwischen Nathan und Elena war dazu da, um die Intensität herunterzuschrauben, den Spieler durchatmen zu lassen. Warum jetzt aufhören?

Robert Cogburn: Wir lieben natürlich ­unsere Charaktere und sind stolz darauf, was wir geschaffen haben. Doch irgendwann ist eine Geschichte erzählt, sind die Charaktere geformt. Wir ziehen mit Sam, Nathans Bruder, einen unserer großen, letzten Joker. Denn er ist das Bindeglied, um zu erzählen, wie aus einem Waisenjungen ein Abenteuerheld und Schatzräuber wurde. Ich glaube, es gäbe nach ­Uncharted 4 nur zwei Möglichkeiten: Wir könnten den Cast massiv aufblasen – so wird das in der Regel in Hollywood gemacht. Oder uns einer völlig neuen Welt und Marke widmen.

M! Games: Spielst Du damit auf ”The Avengers: Age of Ultron” an, wo gleich mehrere neue Charaktere aufgebaut wurden und man ein neues Avengers-Team anteaserte?

Robert Cogburn: Vielleicht, ich möchte nicht die Kreativität anderer kritisieren, das war ja ein schöner ­Actionstreifen. Bei Naughty Dog haben wir uns wirklich lange und oft zusammengesetzt und überlegt, wie es weitergehen soll. Die Welt von Nathan Drake ist sehr geerdet, wir haben trotz der Indiana-Jones-Einflüsse immer auf ein hohes Maß an Authentizität geachtet. Klar, wir könnten die Serie mehr Richtung Mystik, Magie und Monster gehen lassen. Aber wäre das noch Uncharted? Würde sich das gut und richtig anfühlen? Uns ist es wichtig, der Philosophie der Serie gerecht zu werden: Nathan ist ein Durchschnittstyp, vielleicht ein bisschen durchtrainierter als du und ich (lacht). Vermutlich kann er besser klettern und schießen, aber er ist kein übernatürlicher Held. Machten wir ihn dazu, würden diese ganzen Comedy-­Szenen und Slapstick-Einlagen nicht mehr funktionieren. Persönlich glaube ich, dass Uncharted als Spiel durchaus auszeichnet, dass es sich eben nicht nur um seinen Protagonisten dreht. Sondern um seine Freunde, seine Familie – Menschen, die ihm viel bedeuten. In A Thief’s End geht es im Kern um Nathans Zerrissenheit zwischen der Liebe zu Elena und seiner Passion: dem wilden Leben eines ­Abenteurers. Diese Leidenschaft wird nicht zuletzt durch ­seinen Bruder Sam geweckt, der ihm ebenfalls sehr viel bedeutet.

*

  weiter