Der Rabe ist ein Greifvogel oder schlechte Recherche
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8. Februar 2010 um 10:14 #897157captain carotTeilnehmer
Mag sein, dass ich pingelig bin, aber es nervt: Gestandene Journalisten behaupten, der GBA sei eine Handheldvariante des SNES, es wird davon geredet, dass Cocoon aus FF XIII Parallelen zur Stadt Shinra aus FFVII hat, Pong ist das erste Videospiel, Doom war der erste Shooter…
Warum wird in vielen Magazinen und auf vielen Webseiten bitteschön so unterirdisch schlecht recherchiert? Warum gibt es so wenige Ausnahmen, von denen eine die M! Games/Man!ac ist?
Ich denke, ein Wenig Mindestqualität sollte man versuchen zu halten. Ich kann´s ja verschmerzen, wenn bei Dreamcast, Gamecube und XBOX die Rede von 128Bit Konsolen ist, ist zwar technisch gesehen Quatsch, aber das war eben dank des Marketings die 128Bit Generation. Aber wenn viele Magazine so grottenschlecht recherchieren, dass mal ein komplettes Castelvania unter den Tisch fällt, braucht man sich doch über Leserschwund wirklich nicht zu wundern.
Dabei hilft das Internet, wenn man auch nur halbwegs damit umgehen kann, doch enorm bei vernünftiger Recherche.An der Stelle ein echtes Kompetenzlob an die M! Redaktion, haltet euer Niveau, dann ist alles gut.
8. Februar 2010 um 20:06 #930612TERROR 78TeilnehmerHm, meiner Meinung nach ist der Großteil der Leute an schnell verdaulichem Input interessiert, der kaum hinterfragt am nächsten Stammtisch ausdiskutiert werden kann – nicht umsonst ist das Axel-Springer Blatt der Marktführer (und das ohne Abos).
Jedoch denke ich, dass gerade im Videogame Bereich ein Wandel statt gefunden hat – meine Generation, die mit ATARI VCS 2600 oder den wenig später folgenden 8 – Bit Konsolen aufgewachsen ist, hat sich je nach Einkommen gut situiert und frönt seinem Hobby. Dementsprechend kritisch verfolge ich die Entwicklung am Markt, der derzeit geradezu boomt.
Aber ich will nun nicht vom Thema abschweifen…
Fakt ist, dass der finanziell liquide Teil der Zockergeneration, also zum Großteil Leute ab Mitte Zwanzig, meine Generation und alles darüber hinaus, natürlich Wert auf kompetente Berichterstattung legt und kritisch die am Markt erhältlichen Magazine in Augenschein nimmt. Daher ist die M! zurecht ganz weit vorne (hoffe ich ‘mal – Verkaufszahlen?).
Die restlichen Mags haben wohl den Fehler begangen, ihre Kundschaft als unmündige Kinderschar abzutun, die jedes ‘A’ für ‘en ‘Ä’ hält.
Dazu fällt mir beispielsweise die ‘N-Zone’ ein, die sich liest, als hätte sie Mr. Nintendo selbst verbrochen – sehr ‘neutral & kritisch’ – schlechte Wertungen wurden (fast) nie vergeben, außer bei richtig unterirdischen Titeln.So, auch von mir ‘en Lob an die M! – KOMPETENT !
Über den neuen Look kann man sich streiten…9. Februar 2010 um 14:58 #930613AnonymInaktivDann will ich mit den Springer-Schmierblättern oder den Sendern der ProSiebenSat1-Media AG gar nicht anfangen. Beunruhigend, dass auch Flachpfeifen ohne journalistische Kompetenz am Hebel sitzen…
Heute Moderatorendarsteller-Imitat bei Jamba oder DSF und morgen Redaktionsleiter bei N24.
Armes durchoptimiertes, kosteneffizientes und Leiharbeits-verseuchtes Deutschland…14. März 2010 um 13:59 #930614Dr. MarioTeilnehmerSchlechte Recherche gab es schon immer und doch ist sie heutzutage weiter verbreitet denn je: Heute gibt es kaum noch fachkundige Lektoren, zudem herrscht eine Mentalität vor, die alles ganz schnell haben möchte – Zeit für gründliche Recherche gibt es da nicht. Und so wird fleißig im Internet abgekupfert, was irgendwer dort auf noch so dubiose Seiten geschrieben hat. Wer da sehr unkritisch herangeht, kann natürlich Wahrheit und Blödsin nicht mehr unterscheiden – denn die Mühe, sich eine zweite Meinung einzuholen, machen sich nur die wenigsten.
Viele ehemalige Komilitonen, die nun ins Lehramt gewechselt sind, kennen dieses Problem bei ihren Schülern: da wird völlig unkritisch und ohne schlechtes Gewissen aus dem Internet übernommen, was ihnen grade vor die Nase kommt. Wenn diese Schüler dann in eine Redaktion kommen, die diesen Namen nicht verdient, braucht sich keiner zu wundern, dass es schlecht recharchierte Artikel gibt.
Hand in Hand mit dem Problem der schlechten Recherche geht auch die Anglizismen-Problematik: Zu häufig tauchen in den Texten völlig blödsinnige Anglizismen auf, als Beispiel sei das unsinnige “macht Sinn” genannt.
Bis auf wenige Ausnahmen ist die M! da tatsächlich lobenswert, obwohl…. “Coming”….
14. März 2010 um 19:50 #930615captain carotTeilnehmerAlso macht Spaß, macht Sinn etc. gibt´s zumindest im Rheinland, seit ich ganz klein war, meinen Eltern nach noch viel länger.
Sprache verändert sich nun mal, wobei ich viele unnötige/unsinnige Anglizismen wie perks, looten (sehr geil, weil hier ans englische Verb die deutsche -en Endung gehängt wird) oder Controlling (statt Buchführung), Meeting usw. echt käsig finde.Wenn du aber gegen die Veränderung von Sprache bist solltest du auch lieber Kurzweil statt Spaß haben und schnellwachsende Pflanzen als geil bezeichnen.
Damit hab ich soweit echt kein Problem. Dumm wird´s eben, wenn bezahlte Journalisten auf oder unter das Niveau durchschnittlicher Hobbyisten-Webseiten sinkt.Dass viele bei der Informationsflut heutzutage auch nicht mehr in der Lage sind, zu filtern oder einen längeren Text als Ganzes zu erfassen ist auch ein Problem. Die Informationstechnik und die Medien haben sich so schnell entwickelt, dass nicht gerade wenige mit der Entwicklung nicht mehr mitkommen. Hier müsste wohl ein grundlegendes Konzept zur Medienerziehung her. Journalisten sollten teilweise auch wieder sorgfältiger arbeiten.
16. April 2010 um 6:23 #930616AnonymInaktiv100% agree… ach nein: Ich stimme dem zu. Schön, dass mal jemand das zunehmende Krüppeldeutsch thematisiert.
Letztens habe ich wieder einen Vertreter des Ultralativs (Steigerungsform des Superlativs) gelesen: “meistverkaufteste” hieß es da. Und von einem “großen Big Bang” hab ich auch mal gehört )))16. April 2010 um 12:07 #930617Dr. MarioTeilnehmer“Krüppeldeutsch”, schön gesagt. Mit dem sogenannten Ultralativ durfte ich auch schon Bekanntschaft schließen – und die Person ahnte nicht einmal, weshalb ich sie die ganze Zeit derart breit angrinste…
19. April 2010 um 15:21 #930618captain carotTeilnehmerDas trägt manchmal aber auch seltsame Blüten. Beispiel: Der Dativ siegt allmählich über den Genitiv, ‘irgendwer’ bringt ein Buch (der Dativ ist dem Genitiv sein Tod) und schwupps versuchen Journalisten, Politiker und was, äh wer weiß ich nicht, bloß keinen Dativ sindern einen erzwungenen Genitiv zu verwenden.
Wie gesagt, Sprache ist immer im Fluss, schließlich hat Goethe auch nicht wie Walther von der Vogelweide geschrieben und gesprochen, bzw schrieb und sprach.^^
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