Spielesucht – jetzt offiziell als Krankheit anerkannt

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Wie GamesIndustry und Kotaku berichten, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO jetzt im Rahmen ihrer 72. Weltgesundheitszusammenkunft die “Gaming Disorder” (lose übersetzt Spielesucht) zur Aufnahme in die Liste der anerkannten Krankheiten bestimmt. Ganz genau gesagt wurde diese “International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”-Liste einer elften Revision unterzogen, die ab dem 1. Januar 2022 gültig ist.

Dann wird Spielesucht als Krankheit folgendermaßen charakterisiert:

Ein Muster an dauerhaften oder wiederkehrendem Spielverhalten, das sich online oder offline manifestiert durch

  1. Eingeschränkte Kontrolle über das Spielen z.B. bei Dauer, Häufigkeit, Intensität oder Zusammenhang
  2. Steigende Wichtigkeit des Spielens bis dahin, dass es Vorrang vor anderen Interessen des Lebens oder täglichen Aktivitäten einnimmt
  3. Fortsetzung oder weitere Steigerung des Spielens, selbst wenn negative Folgen auftreten. Das Verhaltensmuster ist stark genug, um spürbare Einschränkungen in anderen wichtigen Vereichen wie sozialen und familiären Kontakten oder bei Arbeit und Ausbildung zu bewirken.

Für eine entsprechende Diagnose müssten die Symptome mindestens 12 Monate auftreten, wobei bei entsprechender Schwere der Zeitraum auch kürter sein kann.

Diverse Videospielorganisationen wie die amerikanische ESA oder der britische Verband UKIE hatten sich zuvor gegen die Einstufung von Spielesucht als Krankheit ausgesprochen, weil etwa noch mehr Fortschung zum Thema notwenig sei oder doch größere pyschische Probleme die Basis dafür bilden würden – offenbar sieht das die WHO doch ein bisschen anders.

neuste älteste
Maverick
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Maverick

@Doom Keine Frage die Zeit war schon irgendwie besonders, die alten Classic Raids mit meinem nachtelfen schurke in den 40er raids mit molten core, bwl, Naxxramas, zul gurub.
Am Interface rumbasteln, sich am damage meter addon mit anderen damage dealern aufgeilen^^

Ich glaub bis einschließlich mists of pandaria hab ich’s gespielt und man merkte halt wie du als Mensch immer mehr abbaust. Wie gesagt immer weniger Lust auf irgendwelche Tätigkeiten etc.
Weil man auch sagte, ach die eine Daily Quest noch oder eben die 5er heroic instanz.

D00M82
Moderator
D00M82

Die konnten dazu ja nix sagen, ich war da schon 22 oder so.
Im Endeffekt wussten die davon also einfach nur nix. Nur das ich halt rumhänge.

Tommo
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Tommo

Gut beobachtet Kong.

Aus diesem Grund habe ich auch das Wort “Bekannte” und nicht Freunde gewählt.

ChrisKong
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ChrisKong

@tommo
Gesunde Einstellung, sein Verhalten immer wieder mal zu hinterfragen, man lernt dabei auch sehr viel über sich selbst. Ich ziehe persönlich “soziale Events” mit Bekannten vor, aber wenn ich etwas anderem vorzug gebe, spricht das vielleicht auch mehr über die Beziehung zu diesen Bekannten, etwa wie oberflächlich diese ist, oder ob man für sich selber daraus etwas mitnimmt.

Tommo
I, MANIAC
Tommo

Erst letztens habe ich mich dabei ertappt wie ich mein Spielverhalten in Frage stellte.

Ich zocke wirklich nicht oft.
Und wenn auch nur an freien Tagen, an denen ich auch Zeit habe.

Jedoch lasse ich manchmal ein soziales Event von Bekannten sausen, um mich meinem Hobby zu widmen.

Videospiele entspannen mich ungemein.
Und diese Zeit für mich, mit mir ist mir sehr wichtig geworden.

@lando: wie kann man sich deine persönliche Entwicklung während der 14 Jahre vorstellen?

ChrisKong
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ChrisKong

Was haben die Eltern denn zu diesem Verhalten gesagt? Wurde da versucht, etwas dagegen zu unternehmen?

D00M82
Moderator
D00M82

Ich bin auch ein ehemaliger WoW Junkie. Zu Classic Zeiten aber.

Und ich muss dazu sagen, dass ich Fr und Sa trotzdem immer noch mit Kumpels feiern gegangen bin. Halt bis 23-24 Uhr Raid und dabei vorglühen und dann los in die Stadt.

Soziales Leben hatte ich also zumindest am Wochenende.

In der Woche dann aber nicht mehr so. War wirklich hart dran und kenne es den ganzen Tag für Raids zu farmen oder Twinks von Twinks zu spielen, weil man sonst alles schon hatte.

Bescheuerte, aber auch schöne Zeit

ghostdog83
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ghostdog83

@lando 😉

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ChrisKong
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ChrisKong

Wir werden dich im Krankenhaus besuchen, Chris Kong!;-)

Nein, von der Seite hier kann man nicht süchtig werden, die Betreiber unternehmen ja viel, um einen zu entwöhnen. 🙂

Aber SM-Plattformen bieten logischerweise ein ähnliches Suchtpotenzial, davon sind solche Foren nicht ausgenommen.

Lando
I, MANIAC
Lando

Mich auch, mich auch! Der erste Nervenzusammenbruch, weil Sony meine sexy Anime-„Waifus“ zensiert, lässt nicht mehr lange auf sich warten. 😛

Zurück zum Ernst: Was Maverick erwähnt, kann ich unterschreiben. Nach- und Nebenwirkungen bleiben erhalten. Eine typische Folge ist: Während „normale“ Menschen die vielen Jahre für ihre charakterliche Selbstfindung und Identitätsbildung nutzen, haben Spielsüchtige oftmals das Problem, dass diese lebenswichtigen Schritte erst nach der Suchtzeit erfolgen.

Doomguy
Mitglied
Doomguy

Bald gibt’s dann noch die Foren-Sucht als anerkannte Krankheit.
“maniac.de schadet Ihrer Gesundheit!”
Wir werden dich im Krankenhaus besuchen, Chris Kong!;-)

MontyRunner
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MontyRunner

Ich war höchstens temporär von Spielen so absorbiert, dass wichtige RL Themen darunter gelitten haben. So einen Zustand über Jahre stelle ich mir schon pathologisch vor.

Maverick
I, MANIAC
Maverick

Ich denke mal süchtig ist jeder nach irgendwas, Kaffee, red bull, etc und auf die leichte Schulter sollte man sowas nicht nehmen.

Ich habs bei mir auch gesehen ähnlich wie Lando hab ich z.b. etwas um die 7 jahre world of warcraft gespielt.
Und man merkt irgendwann einfach wie dein leben immer mehr für die tonne wird.

In der woche mehrmal bis 23.00 bzw 12.00 uhr raiden, Materialien für buff fläschchen farmen etc. Den ganzen tag im spiel sein, dazu den teamspeak dabei laufen.
Man sitzt morgens total kaputt in der Berufsschule, du bist dauermüde, man hat wenig bis keine freunde, dein soziales verhalten baut total ab, man hat keine lust mehr etwas zu unternehmen.

So ganz hinbekommen hab ichs bis heute nicht bzw leichte Nebenwirkungen bleiben dein leben lang dein begleiter.

Lando
I, MANIAC
Lando

Oh, interessante Sichtweise, über die ich noch gar nicht nachgedacht habe. Das Buch würde ich gerne lesen, da ich mich generell mit Psychologie beschäftige. Auf Amazon konnte ich den Titel aber leider nicht finden – oder meintest du dieses Buch hier?

https://www.amazon.de/Geisteskrankheit-moderner-Grundlagen-persönlichen-Verhaltens/dp/389670835X/ref=mp_s_a_1_1?keywords=Thomas+Szasz&qid=1559076144&s=books&sr=1-1#immersive-view_1559076203304

Ähnlich thematisiert aber mehr augenzwinkernd ist auch dieses Buch hier:

https://www.amazon.de/Irre-behandeln-Falschen-Seelenkunde-Hirschhausen/dp/3328102744/ref=mp_s_a_1_1?keywords=die+normalen+sind+das+problem&qid=1559076346&s=gateway&sr=8-1

NikeX
I, MANIAC
NikeX

Das ist keine Krankheit sondern ein (für den Anwender oder Andere) problematisches Verhalten. Krank kann nur Gewebe, Zelle oder Organ sein, aber nicht das Verhalten eines Menschen. Lesetipp: Alles vom Psychiater Dr. Thomas Szasz.

ChrisKong
I, MANIAC
ChrisKong

Naja, wegen der ganzen Lootbox- und Microtransaktionskacke könnte ich mir das schon vorstellen, dass einige davon süchtig werden und so Unsummen verpulvern.

Davon wird garantiert niemand süchtig. Auslöser für die Sucht sind andere Faktoren. Die oben genannten Dinge fördern das Abhängigkeitsverhältnis und verstärken die Abwärtsspirale.

dmhvader
I, MANIAC
dmhvader

Naja, wegen der ganzen Lootbox- und Microtransaktionskacke könnte ich mir das schon vorstellen, dass einige davon süchtig werden und so Unsummen verpulvern.
Genau da sollte man per Gesetz einen Riegel vorschieben, He He.

Es gibt aber mMn schlimmere noch bisher undefinierte Psycho-Krankheiten, z.B. die von mir bezeichnete “Geldgierkrankheit”, die dazu führt, dass die Bonzen immer unnötig-reicher, rücksichtsloser und überheblicher werden, es immer mehr korrupte Politiker gibt, insgesamt dadurch immer mehr Kriminalität, kranke Menschen, Klimakatastrophen etc. = die große menschliche Degeneration halt. Anstatt kultureller Evolution geht es zurück in die Steinzeit, und das nur weil die WHO die Geldgierkrankheit offenbar noch nicht mal in Erwägung gezogen hat. Warum das wohl so ist?
Ich bezweifle daher auch, dass man in Sachen Spielsucht wirklich gut meint mit der Menschheit. Womöglich glaubt man, dass die Produktivität der Arbeiterameisen mittlerweile durch zuviel Zocken leidet – ich tippe mal, dass genau das der Grund ist, warum die WHO nun auf den Plan tritt.
Oder?

Lofwyr
I, MANIAC
Lofwyr

@lando Das ist natürlich heftig.

ChrisKong
I, MANIAC
ChrisKong

Diverse Videospielorganisationen wie die amerikanische ESA oder der britische Verband UKIE hatten sich zuvor gegen die Einstufung von Spielesucht als Krankheit ausgesprochen, weil etwa noch mehr Fortschung zum Thema notwenig sei oder doch größere pyschische Probleme die Basis dafür bilden würden – offenbar sieht das die WHO doch ein bisschen anders.

Videospielorganisationen sollten sich da vielleicht raushalten, deren Kompetenzen liegen sicher nicht im medizinischen Bereich. Das hat auch rein gar nichts damit zu tun, wie sich eine Suchterkrankung äussert, es bleibt eine Erkrankung und sollte auch als solche behandelt werden. Die Organisationen haben hier wohl nur wegen etwaiger negativer PR Angst. Vielleicht sollten sie mal selber die Mechanismen überdenken, die mE suchtfördernd sind. Dazu gehört sicher auch die Ausgestaltung des kompetitiven Gedankens des Online-Gamings.

Lando
I, MANIAC
Lando

Ich bekenne mich schuldig. Ich war circa 14 Jahre (!) lang süchtig nach Ultima Online auf diversen Rollenspiel-Freeservern. Schule und Hygiene würden gerne mal vernachlässigt, Spielesessions bis 10 Stunden am Tag waren eher die Regel als Ausnahme, und wenn das Internet mal ausgefallen ist, kamen Panikattacken-ähnliche Angstzustände hinzu. Eine ziemlich beschissene Zeit. Hab es dann jedoch wieder herausgeschafft. Aus eigener Kraft. Der Gedanke „virtuelle Anerkennung bringt dich im Leben nicht weiter“ hat geholfen. Ziemlich banal, aber wahr. Davor war vor allem dieser Push durch die Mitspieler der Süchtigmacher schlechthin. Diese einfach zu erhaltene Anerkennung.

D00M82
Moderator
D00M82

Meine Ärztin wollte mich heute morgen nicht deswegen krankschreiben.

Lofwyr
I, MANIAC
Lofwyr

Es ist halt eine psychische Abhängigkeit wie so viele andere auch. Da steckt immer mehr dahinter.