Chicory: A Colorful Tale – im Test (PS5)

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Selbstzweifel plagen uns wohl alle mal: Wer bin ich? Wer will ich sein? Was habe ich eigentlich vor mit meinem Leben und bin ich da, wo ich gerade bin, glücklich? ­Chicory ist ein Titel, der sich all diesen Fragen auf die ein oder andere Art widmet. Ihr spielt darin einen knuddeligen kleinen Hund in einer zauberhaften Malbuchwelt. Orte werden hier nach Essen benannt – die Provinz, in der Ihr lebt, heißt zum Beispiel ”Picknick” – und wenn Ihr mal nicht weiterwisst, könnt Ihr jederzeit in einer der vielen Telefonzellen Eure Eltern in Dinner anrufen und um einen Hinweis bitten. Picknick ist nämlich die Art von Ortschaft, in der es so etwas wie Telefonzellen noch gibt. Dass ein Spiel mit so einer drollig-lieben Spielwelt am Ende Themen wie Depression und das Imposter-Syndrom, also dieses Gefühl, dass man eigentlich gar nicht gut genug für den eigenen Job ist, behandelt, mag überraschen. Es ist aber eine der Eigenschaften, die Chicory so einzigartig machen.

Eine weitere ist seine besondere Spielmechanik. Die Welt von Picknick war einst grau und trist, bis plötzlich ein magischer Pinsel auftauchte und die Farbe ­brachte. Dieser Pinsel wird seitdem von Generation zu Generation an besonders begabte Künstler, die sogenannten ”Farbenkinder”, weitergegeben, die dann die Hoheit über die Kolorierung Picknicks haben. Doch als eines Tages das aktuelle Farbenkind Chicorée verschwindet, verliert Picknick mit ihm auch seine Farben. Nun liegen das Schicksal und die Farbenpracht der Welt in Euren niedlichen Händen, denn Ihr müsst Euch nicht nur auf die Suche nach der verlorenen Künstlerin begeben, sondern Ihr borgt Euch auch Chicorées zurückgelassenen Pinsel, um alles wieder einzufärben.

Dieses Anpinseln macht einen großen Teil der Spielerfahrung aus und wird im Verlauf der Handlung immer wieder auch dafür eingesetzt, Euch kleine Umgebungsrätsel zu stellen. Etwa ­sprießen bestimmte Pilz-Plattformen nur dann aus dem Boden, wenn Ihr Sie anmalt; oder Ihr lasst Gasblasen mit Farbe explodieren, um Barrieren aus dem Weg zu räumen. Chicory ist die Sorte Spiel, für die Ihr Euch Zeit nehmen solltet: Theoretisch reicht es aus, den Pinsel nur dann auszupacken, wenn ein Rätsel oder ein Bossgegner es verlangen (Letztere besiegt Ihr übrigens auch durch Anmalen). Aber dann geht Euch viel von der Atmosphäre des Spiels flöten, die gerade dadurch gewinnt, dass Ihr diese Schwarz-Weiß-Welt wieder mit Farbe füllt. Das ist dann aber auch der einzige Vorwurf, den man diesem Spiel machen kann.

Dafür, dass das Malen so ein integraler Bestandteil der Erfahrung ist, werdet Ihr abseits vom eigenen ästhetischen Wohlgefallen für Euer Tun nur selten belohnt. Doch selbst wenn Ihr nicht alles anmalen möchtet – allein für die Story lohnt es sich, ­Chicory zu spielen. Die hält nicht nur kauzige Figuren und witzige Ideen bereit, sondern ist am Ende auch dazu gut, die eigenen Selbstzweifel zu hinterfragen und so vielleicht auch Eure eigene Welt ein bisschen bunter zu machen.

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