FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010 – im Test (360)

Die EM- oder WM-Ausgaben von ”FIFA” haben stets mit dem Vorurteil zu kämpfen, sie seien nur geringfügig verbesserte Vollpreis-Updates. In der Tat bauen die Entwickler auf die bestehenden Programmroutinen auf und überlassen große Veränderungen in der Spielmechanik lieber der 2011er-Version. Doch die üblichen Feinabstimmungen des ohnehin starken ”FIFA 10”-Auftritts machen aus ”Südafrika 2010” das beste ”FIFA”-Spiel – gepaart mit einzigartiger WM-Atmosphäre.

Drei Chancen habt Ihr auf die WM-Krone: Spielt sofort die Endrunde, schaltet die Qualifikation vor oder absolviert den ganzen Weg zum Titel inklusive Vorbereitung und Freundschaftsspiele. Entweder dirigiert Ihr die original gesetzten Teams oder pickt Euch das Wunschteam aus dem Pool von 199 Nationalmannschaften – Rekord in einem ”FIFA”-Ableger.

Alle zehn offiziellen Stadien fehlen ebenso wenig wie die 32 Coaches, die zusammen mit johlenden Fans immer mal wieder zwischen die Bilder vom Spiel geschaltet werden. Daneben wärmt EA bereits bestehende bzw. längst vergessene Spielarten auf: Der Modus ’Mannschaftskapitän’ ist eine Art ’Be a Pro’-Light, in der Ihr Euch, in einer B-Elf startend, in die erste Mannschaft hochkickt – auf der Jagd nach der Kapitänsbinde. Aus dem seligen ”ISS 64” fürs N64 entliehen ist die ’Geschichte der Qualifikation’: In diversen realen Szenarien, aufgeteilt nach Kontinenten, müsst Ihr bestimmte Ziele erreichen. Beispielsweise spielt Ihr das Skandalspiel Frankreich gegen Irland aus der Qualifikation nach und erringt in der Verlängerung doch noch den gerechten Sieg für die grüne Insel.So sammelt Ihr Punkte und schaltet Szenarien der WM 2006 frei.

Kostenloser und cooler Service zur WM 2010: Stellt Euch denselben Herausforderungen, denen die Kicker in Südafrika ausgesetzt sind – nur Stunden nach dem echten Abpfiff stehen die neuen Szenarien zum Download bereit. Apropos online: Das komplette WM-Turnier dürft Ihr via PSN oder Xbox Live austragen, wegen geschlossener Server konnten wir das aber noch nicht testen. Wir trainierten vielmehr das neue Elfmeterschießen, das wesentlich mehr Schussvarianten zulässt als bisherige Systeme: Ein Balken fährt von links nach rechts und nur im grünen Bereich segelt der Ball nicht über oder neben das Tor. Justiert dann gleichzeitig Schussstärke und Richtung, welche durch einen imaginären Zielpunkt (nur im Training sichtbar) in der Bildmitte signalisiert wird. Das klingt kompliziert, nach dem Tutorial ist es aber prima verstanden.

”Südafrika 2010” wirkt im Ersteindruck flotter als ”FIFA 10”, ist es de facto aber nicht. Spieler laufen sich gekonnter frei, Pässe gelingen nun auch mit der Brust und im Fünf-Meter-Raum wird der Ball nicht mehr angenommen, sondern direkt verwandelt. Auch die Heber wurden spürbar entschärft, dafür pfeift der Schiedsrichter auffällig viele Elfmeter.

+ tolle Präsentation
+ grafisch erstklassig
+ fein inszenierte WM und zusätzliche Spiel-Modi
+ starke Online-Einbindung
+ Spielmechanik wurde wenig, aber sinnvoll aufpoliert

– naturgemäß keine Vereinsteams dabei
– Neuerungen gegenüber “FIFA 10” halten sich zwangsläufig in Grenzen

Philip meint: Rund zwei Monate vor dem echten Fußball-Gipfeltreffen stillt der virtuelle Südafrika-Cup unseren WM-Hunger. Wenn die Nationalhymne erklingt, die Torjäger-Listen in den hübschen Menüs auftauchen oder die ersten ’Endspiele’ im Turnierverlauf anstehen, zaubert das den Flair einer Weltmeisterschaft auf den Schirm. ”Südafrika 2010” reißt nicht nur durch seine Präsentation mit, sondern auch durch die beste Grafik in einem Fußballspiel. Der Rasen sieht fantastisch aus, die Animationen sind geschmeidig – die dynamischen Rempelattacken der Spieler nutzen wir obendrein als taktisches Mittel. Spielerisch ist der WM-Kick flüssiger als ”FIFA 10”, aber immer noch behäbiger als der Konkurrent ”PES 2010”. Doch das störte ”FIFA 10”-Käufer ja auch nicht…

Singleplayer		86
Multiplayer
Grafik
Sound