No More Heroes 2 – im Test (Wii)

Seit das Entwicklerstudio Grasshopper Manufacture 2005 mit Killer 7 einen Liebling der Kritiker erschuf, gelten die Machwerke der Japaner als Geheimtipps. Mal mehr, mal weniger ordneten sich spielerische Qualitätsmerkmale der stylischen Aufmachung unter: Killer 7 zwang dem Spieler vorgegebene Laufwege auf, das abstruse DS-Abenteuer Flower, Sun &amp Rain brachte uns ein ums andere Mal zum Verzweifeln. No More Heroes schließlich spaltete Anfang 2008 die Gemüter – mit nur einem Gegnertyp pro Level, Flimmer-Optik in den Open-World-Abschnitten und expliziten Splatter-Effekten, die sich in Deutschland buchstäblich in Rauch auflösten. Genau zwei Jahre lang hat Suda 51, Vordenker der in Tokio heimischen Softwarestube, am Nachfolger geschraubt – die Kritik an Teil 1 hat sich der umstrittene Meister auf jeden Fall zu Herzen genommen.

Travis Touchdown, Wrestling-Fan, Vollblut-Nerd und am Ende von Teil 1 der beste Killer der Welt, zieht das Laser-Katana erneut aus dem Halfter. Nach seinem Rückzug aus der Welt der Attentäter hat eine verbrecherische Kette von Pizzaläden die Macht in der Polygonmetropole Santa Destroy an sich gerissen – Zeit für den Altmeister, auf die virtuelle Showbühne zurückzukehren. Wer die GTA-Anleihen des Erstlings mochte, erleidet zu Beginn einen kleinen Schock: Die frei begeh- und befahrbare Stadt, im Vorgänger Ausgangspunkt aller Missionen und Nebenjobs, wurde gestrichen – neuerdings wählt Ihr Euren nächsten Einsatzort auf einer schlichten Karte. Abseits der Ranglistenkämpfe wird viel geboten: Zockt an Travis’ Konsole das Shoot’em-Up Bizarre Jelly, studiert Wrestling-Hefte, um Moves zu lernen, nehmt Nebenjobs im Retrolook an oder helft Eurer fetten Katze beim Abspecken – es lohnt sich! Blöd nur, dass Ihr schon nach drei bis vier Stunden das Gros der Nebenaufgaben kennengelernt habt.

Der Storyverlauf besteht erneut aus einer Reihe unterschiedlichster Bosskämpfe samt dazugehörigem Level – hier hackt Ihr Euch mit einer simplen Mischung aus Buttoneingaben und Remote-Schwüngen (ohne Wii-MotionPlus-Unterstützung) durch eine breite Palette an Standardgegnern. Die Fights haben an Geschwindigkeit eingebüßt – die einzigartige Melange aus Klingenhieben, Wrestling-Griffen und brutalen Finishing-Moves blieb erhalten. Combos ohne Gegentreffer lassen Eure Spezialenergie wachsen dafür werdet Ihr mit saftig inszenierten Gimmicks wie Zeitlupe, Tiger-Transformation oder Smartbomb belohnt – in dieser blutigen Form kommt das Spiel wohl nicht nach Deutschland.

Die Stärke von No More Heroes 2 ist der verrückte Stil, der sich durch das ganze Spiel zieht: Die Zwischensequenzen bestechen mit sexy Kamerawinkeln und viel (pubertärem) Witz, die Farbpalette reicht von schreiendem Blau bis zum gedämpften Sonnenuntergangs-Rot. Die Charaktere und Dialoge sind grotesk bis komisch, die Menüs stylisch, die 8-Bit-Nebenjobs so kreativ wie kultig und die Sounds schmissig – man muss Sudas neuesten Streich einfach als liebevolle Hommage an das Medium Videospiel deuten.

+ unverschämt cooler Stil
+ extrem abwechslungsreiche Bossfights
+ witzige Retro-Minispiele
+ coole Figuren
+ bereits in den ersten Stunden eine Fülle von Nebenaufgaben

– ab der Hälfte folgt Ihr fast nur noch der Hauptstory
– frei befahrbare Stadt iim Vorgänger war schon nett…
– Spielabschnitte mit den Nebenfiguren recht kurz

Otaku-Fanservice galore, motherfucker! Abgefahrene Killer-Ballade mit verrückten Endgegnern, viel Blut und coolen Retro-Gimmicks.

Singleplayer		84
Multiplayer
Grafik
Sound