Es war einmal… im November 2000

Für europäische Zocker ist das beherrschende Thema dieses ­Monats klar: Einen Monat nach den USA und fast neun Monate nach ­Japan landet Sonys PlayStation 2 endlich auch bei uns. Ein Vorteil der Wartezeit ist immerhin, dass gleich ein umfangreiches Spielesortiment mit etwa 30 Titeln zur Verfügung steht, auch wenn gerade die großen Namen wie Ridge Racer V und Tekken Tag Tournament kaum so aussehen, als ob sie auf Segas Dreamcast nicht genauso gut oder gar schicker machbar gewesen wären. Das hält Fans aber ebenso wenig vom Kauf ab wie der stattliche Startpreis von 869 Mark, zumal die Konsole auch als DVD-Player einsetzbar ist – offenbar kein ganz ungewichtiges Argument, denn im ersten Jahr gehen weltweit über 20 Millionen Exemplare über die Ladentheken.

Wer nicht zugreifen kann oder will, wird trotzdem gut versorgt: Dream­cast-Besitzer bekommen eine Umsetzung des feinen Tony Hawk’s Pro Skater 2 (das es auf der PS2 nicht gibt), außerdem landen die japanischen Edeltitel Shenmue und Skies of Arcadia nun im Westen. Auf dem N64 gibt sich mit WWF No Mercy einer der meist­geschätzten Wrestling-Titel die Ehre und Rares Bär-und-Vogel-Duo erlebt in Banjo-Tooie sein zweites Abenteuer. Auch auf der altehrwürdigen ersten PlayStation findet sich noch reichlich hochwertiger und/oder prominenter Nachschub ein, der allerdings das doch bald ­nahende Ende andeutet. Denn zum letzten Mal geben sich große Namen wie Final Fantasy (Teil 9 erscheint in den USA), Breath of Fire (mit Teil 4), Crash Bandicoot (bei der Party-Gaudi Crash Bash) die Ehre. Auch Lara Croft nimmt Abschied von der Hardware, auf der ihre große Karriere einst durchstartete: Tomb Raider: Die Chronik (das es auch für Dreamcast gibt) wartet dafür mit einem eigenwilligen Story-Kniff auf. Denn eigentlich gilt die Heldin nach dem Finale des Vorgängers als verstorben, weshalb hier nur ”Rückblenden” gespielt werden und das Ende sich um eine klare Aussage drückt, wie es weitergehen könnte.

Und auf dem PC wird ein ursprünglich als Multiplayer-Mod für einen Solo-Ego-Shooter entstandenes Projekt veröffentlicht, das sich zu einer treibenden Kraft des heutigen eSports-Phänomens entwickeln sollte: Counter-Strike, dem damals noch der zugkräftigere Name Half-Life im Titel vorangestellt wird.