Call of Cthulhu – im Test (PS4)

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Habt Ihr schon mal in einer mondlosen Nacht in die Schwärze zwischen den Sternen geblickt und Euch gefragt, ob da gerade irgendwas zurückblickt? Und wie man so ein Ding nennen müsste? ­Großer ­Alter? Azatoth? Idiotengott? ­Howard Phillips Lovecraft hat sich das im Laufe seines kurzen, seltsamen Lebens auch gefragt.

Die Antworten, die er sich vor 80 Jahren erfand, bilden in Form von Novellen und Kurzgeschichten den Kern des Cthulhu-Mythos und liefern die Vorlage eines erfolgreichen Pen&Paper-Rollenspiels, das wiederum dem vorliegenden Horror-RPG Pate stand. Das Abenteuer von Detektiv Edward Pierce startet dabei wie eine amateurhaft selbst geschriebene ­Rollenspiel-Kampagne: Im fahlgrünen Fischerdorf ­Darkwater spinnt ein kauziger Klischee-­Kapitän sinistres Seemannsgarn, der dämonisch dreinblickende Doktor (he wears his sunglasses at night) schnallt schreiende Spinner an Stühle und die örtliche Schmugglerkönigin schlürft, in schauriger Spelunke sitzend, Schnaps. Das spielt sich so ähnlich wie sich Sätze mit zu vielen Alliterationen lesen: platt! Shub Niggurath sei Dank, nimmt das Geschehen nach den ersten paar Kapiteln an Fahrt auf.

Auch wenn Euch die Entwickler nie richtig von der Leine lassen und eher ein Interactive Movie mit Skill-Checks abspulen als ein vollwertiges Rollenspiel, die abgründige Atmosphäre und das langsam ankriechende, Verstand zersetzende Grauen Lovecrafts kommt nach dem uninspirierten Einstieg durchaus auf.

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Gast

Mein lieber Geisterköter, da muss ich Dir doch mal wirklich danken. NAchdem ich das Spiel vorgestern durch hatte, hab ich mir heute – also eben, um genau zu sein – den Podcast reingezogen.
Nicht nur unheimlich unterhaltend und gut gemacht, sondern auch gleich noch nicht so verwaschen, wie viele Sachen, die einem heute so als Test kredenzt werden. Davon ab, selten hab ich mich sooooo verstanden gefühlt.
Gegen Ende habe ich nur noch mit mir gekämpft, um das Ding doch noch durchzuspielen. Das Ballern ist lächerlich, aber erträglich. Das Schleichen, Gott, wie sehr würd ich da gerne jemanden für erwürgen … also einen, der es verbrochen hat …

ghostdog83
I, MANIAC
ghostdog83

Nicht viel.

Gast

Coole Sache, ghostdog! Wie sehr spoilern sie denn?
Ansonsten werd ich mir das morgen wohl bei der Hausarbeit anhören. ^_^

ghostdog83
I, MANIAC
ghostdog83

Nightrain, Auf ein Bier hat einen hörenswerten Podcast zum Spiel herausgebracht, der dir inhaltlich munden dürfte:
https://www.gamespodcast.de/2018/11/18/runde-189-call-of-cthulhu/

Gast

Da ich gerade dran bin und gut über die Hälfte des Spiels hinter mir habe … und ich “Bin ein großer Lovecraft-Fan und auch Pen&Paper-Spielleiter. Und natürlich habe ich deswegen auch schon einige Cthulhu-Runden geleitet.” 😉

Mich hätte eine Wertung im 60er Bereich auch nicht verwundert. Da drückt der Tester schon mal ein Kopffüßleraugen zu.
Zudem habe ich auch gerade davor “The Council”, welches vom selben Publisher stammt, abgeschlossen. Da gibt es zwar auch eine lineare grundlegende Story, aber man kann verschiedene Enden erleben und die Fähigkeiten spielen eine deutlich wichtigere Rolle. Soweit sogar, dass bestimmte Abschnitte des Spiels und damit Informationen nicht verfügbar sind.

“The Call of Cthulhu” fühlt sich einfach irgendwie alt an. Nicht alt im Sinne von historisch epochal, eher mehr wie “Baguette von gestern”: Noch geniesbar, aber weit weg von Gaumenschmaus, das es mal war.
Die Optik und die Physik ist veraltet, mindestens um die Zeitspanne zu Beginn der letzten Generation. Auf einer Wii wäre das sicher als Brett angesehen worden … Warum man nicht ein eher augenfreundliches Format, wie Celshading, verwendet hat, bleibt mir unbegreiflich. Telltale hatte auch nie eine sonderlich hochwertige Optik, aber der Look hat wenigstens nicht so aus dem Spielgeschehen gerissen.
Das Gameplay ist auch eher ermüdend. Man klappert strikt nach Vorgabe die Schauplätze ab und sucht sich mitunter einen Wolf. Ein “Detektiv”-Modus, wie beim Witcher oder den Untersuchungsquests in AC Unity und Syndicate, der interagierbare Gegenstände hervorhebt, wäre hier gut gewesen. Aber dann würde man ja nicht die Spielzeit ordentlich strecken …
Die Rätsel hingegen sind zum Teil recht kniffelig, teilweise aber auch recht banal.
Die Geschichte ist, wie im Test erwähnt, ein ziemlicher Eintopf aus vielen Vorlagen, aber Szenenweise so schmerzhaft platt, dass es schon wehtut.

Für die Schleichpassagen – geballert hab ich noch nicht* – gehören die Entwickler steinigt. Frustriende “One-Hit-Death” Runden, die sich gefühlt ewig hinziehen und die mir das kalte Kotzen abgewinnen. Beinahe hätte ich deswegen nicht mehr weitergespielt.
*(Witzig auch, der Depp trägt scheinbar IMMER eine Knarre bei sich, benutzt sie aber bisher nur einmal – in einer Zwischensequenz! Ansonsten steht die “handefeste” Herangehensweise nicht zur Verfügung. Im Angesicht der Tatsachen vor Ort *hust* aggressive Schmuggler *hust* schon fast selbstmörderisch.)

Leider eine enttäuschende Erfahrung. Focus hat oft genug Nieschenthemen zur Umsetzung, aber ich weiß einfach nicht, ob es am Willen, der Fähigkeit, am Geld oder einer irgendwie gearteten Mischung der drei genannten mangelt.
Wer überlegt und Bock auf ein “prinzipiell kann man nicht sterben”-Mystery-Rollenspiel** hat, der sollte lieber zu “The Council”*** greifen. Das ist zwar auch nicht perfekt, aber deutlich interessanter und spannender.

**Rollensspiel, wie in ein Pen’N’Paper RPG, in dem man nicht von einem Schnarchkampf zum nächsten drangsaliert wird.
***Gibt es jetzt auch “komplett” auf Disk. Wobei ich mit “komplett” nur alle 5 Episoden meine. Wie viel Spiel tatsächlich auf der Diks ist oder ob es nur ein physischer Seasonpass ist, weiß ich nicht. Wer mehr weiß, bitte berichten!

Asaziel
I, MANIAC
Asaziel

Bin ein großer Lovecraft-Fan und auch Pen&Paper-Spielleiter. Und natürlich habe ich deswegen auch schon einige Cthulhu-Runden geleitet.
Ich kann mich der Meinung nur anschließen. Das Game hat zu wenige unterschiedliche Wege und der RPG-Aspekt kommt nur minimal zum Einsatz, aber eines kann man ihm wirklich nicht vorwerfen. Mangelnde Atmosphäre. Ganz im Gegenteil.