Princess Maker 2 Regeneration – im Test (Switch)

Grauhaarige Spieler erinnern sich, dass die 1990er-Jahre-Computerwelt in West und Ost geteilt war: Kaum ein RPG-, Adventure- oder Simulations-Titel, den Japan mit klingelnden Kassen feiert, wird übersetzt und exportiert, uns entgehen Sakura Wars, Mother und viel mehr. Auch Princess Maker von der ­Zeichentrickfirma Gainax ist ein solcher Japan-PC-Hit, der für alle Plattformen konvertiert und fortgesetzt wird, gar eine TV-Serie erhält – jedoch keine Chance im Westen. Eine angedachte englische Übersetzung von Teil 2 stirbt im Konkurs des US-Herstellers Intracorp, erst 2016 erscheint PM 2 Refine auf Steam und auf Basis dieses Remakes nun die erste englischsprachige Konsolenfassung.

Darüber freuen sich Game-Historiker mit Japan-Faible, denn Princess Maker schlug vor 33 Jahren einen neuen Spieldesign­weg ein und nahm dabei viele Gedanken, die heute en vogue sind, vorweg: ”Nach all der Ballerei erwarten die Spieler mal was anderes”, erklärt Designer Takami Akai 1994 dem US-Magazin Wired. Sein Princess Maker ist ”ein langfristiges Spiel, in dem man eine Verpflichtung eingeht und eine eigene Welt kreiert” – und eine der ersten Lebenssimulatio­nen. Man erzieht eine Tochter vom zehnten Lebensjahr bis zur Volljährigkeit: Mit 18 sollte sie zur Frau erwachsen, rundum gebildet, im Optimalfall bei Hof eingeführt sein. Jeden Monat belegt Ihr das Kalenderblatt mit drei Aufgaben, Jobs oder Studienfächern, schickt das Mädchen etwa auf einen Bauernhof und zum Büffeln in die Magieschule; regelmäßige Freizeit, Stadtbummel, dann und wann ein Erholungsurlaub bauen ihren Stress-Balken ab.

26 Charakterparameter bestimmen, ob die Tochter zur Künstlerin oder Sportskanone, Hausfrau oder Monsterjägerin wird. Höhepunkt jedes Mädchenjahres ist das Erntedankfest, wo in Koch-, Mal- und Tanzwettbewerben Ruhm und vierstellige Siegesprämien winken. Achtet darauf, dass Euer Mädchen gesund und fröhlich bleibt, in der Gesellschaft eine gute Figur macht und zum festlichen Anlass das geeignete Kleid trägt! Und grämt Euch nicht, wenn ihre Talente und Reize nach 96 Monaten nicht reichen, um einen Prinzen zu angeln – der Mix aus Alltags-Manager und Fantasy-RPG belohnt diverse Anläufe und Erziehungsmethoden.