Quantum Break – im Test (XOne)

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Wer mit der Zeit spielt, verheddert sich früher oder später in Widersprüchen, alternativen Realitäten und der quälenden Frage, ob man den Verlauf der Geschichte überhaupt nachträglich ändern kann. Vor diesen Problemen steht Jack Joyce, als er Zeuge wird, wie sein bester Freund Paul Serene in eine Zeitmaschine steigt und kurz darauf die Welt aus den Fugen gerät. Aus dem Kumpel wird der Erzfeind, der jahrelang durch die Zeit reiste, das Ende der Welt erlebte und nun versucht, Jack aufzuhalten, der alles ungeschehen machen will, um wiederum seine eigenen Pläne voranzutreiben. Klingt verwirrend? Ist es auch! Wir möchten Euch natürlich nicht die Story verraten. Wir könnten es aber auch nicht im Detail, denn die Beweggründe der Protagonisten und der Hergang der Ereignisse bleiben bis zum Ende seltsam abstrakt – eine vorhersehbare Stolperfalle, die Geschichten mit Zeitreisen einfach mit sich bringen. Für den Anfang müsst Ihr nur wissen: Weil sich Jack in der Nähe der Zeitmaschine befindet, als Paul sie zum ersten Mal benutzt, bekommt er selbst besondere Fähigkeiten. Und die nutzt Ihr im Kampf gegen die Konzerntruppen von Monarch, Pauls Unternehmen.

Warum Jack so gut mit Waffen aller Art umgehen kann, ist nicht klar, letztlich aber auch Nebensache: Betretet Ihr in den linearen Levels einen Raum mit Feindvolk, geht der Lederjackenträger im Stil von Lara Croft im Tomb Raider-Reboot automatisch hinter hüfthohen Objekten in Deckung und zückt eine seiner drei mitgeführten Waffen, die sich aus dem Shooter-Standardarsenal (Sturmgewehr, Maschinenpistolen, Karabiner…) zusammensetzen. In den Schießereien sind regelmäßige Stellungswechsel sinnvoll, bleibt Ihr an einem Fleck, machen Euch Granaten und vorrückende, schwer gepanzerte Schrotflinten- und MG-Schützen die Hölle heiß. Außerdem geht Jack schnell die Munition aus und hölzerne Deckung zerbröselt unter Feindbeschuss. Spätestens dann müsst Ihr raus, um die Knarren gefallener Gegner aufzuheben oder Euch an herumstehenden Rucksäcken mit Munition zu versorgen. Bei der Konzeptionierung Eurer Kontrahenten wagte Remedy keine Experimente: Neben dem üblichen Kanonenfutter stellen sich Euch die oben genannten gepanzerten Hünen sowie pfeilschnelle Truppen in den Weg, dazu kommt der obligatorische schwer gerüstete Raketenwerfer-Schütze, den Ihr nur von hinten verwunden könnt.

Wie gut, dass Jack innerhalb der ersten Levels seine Zeitkräfte entdeckt. Mit dem Zeitstopper friert Ihr die Uhr in einer wenige Meter durchmessenden Kugel temporär komplett ein. So macht Ihr Feinde in der Theorie bewegungsunfähig und spickt sie unbehelligt mit Kugeln in der Praxis entsteht die Blase meist hinter den Bösewichten. Ähnlich funktioniert die Zeitexplosion, die jedoch in einem kugelförmigen Radius alles zerstört. Mit dem Zeitschild schützt sich Jack für ein paar Sekunden vor Feindfeuer, bis seine flotte Gesundheitsregeneration einsetzt. Perfekt, um in Ruhe auf Scharfschützen zu zielen. Hinter den Begriffen ”Whooshen” und ”Flashen” verbergen sich ein kurzer Dash (um etwa Granaten zu entkommen) und ein Sprint, mit dem Ihr aus dem Sichtbereich von Geschütztürmen flieht und in den Rücken von Feindgruppen gelangt, während die Zeit quasi stillsteht. Diese Features lassen sich mit gesammelten Upgrade-Punkten aufrüsten. Habt Ihr die Bedienung verinnerlicht, könnt Ihr mitunter spektakuläre Schlachten inszenieren. Wer an einer akuten Bleivergiftung stirbt, muss sich nicht grämen, die Checkpoints sind fair verteilt. Dass die Luft rein ist, erkennt Ihr einerseits daran, dass Jack automatisch aufsteht und seine Waffe wegsteckt, andererseits an der Zeitlupe, die den letzten getöteten Gegner einfängt und den finalen Kill schon in Max Payne in Szene setzte. Der Stimmung abträglich sind die verschwindenden Leichen: Erschießt Ihr jemanden und guckt kurz in eine andere Richtung, ist der Körper des Soldaten in der Regel verschwunden.

Per Zeitblick seht Ihr Gegner, Nachschub, interaktive und explosive Objekte in einem begrenzten Umkreis durch Wände hindurch. An festgelegten Stellen kann Jack außerdem die Zeit zurückdrehen und so etwa eingestürzte Brücken wieder in ihren begehbaren Zustand versetzen. Zum Tragen kommt dies vor allem in einer Handvoll Umgebungspuzzles, die alle die gleiche Mechanik nutzen: Friert sich auf und ab bewegende Objekte mit Jacks Zeitstopper ein und rennt dann mit seiner Flashen-Fertigkeit schnell darunter hindurch. Schießt oder rätselt Ihr gerade nicht, sucht Ihr die Umgebung nach Sammelkram ab, meist in Form langer Textdokumente und E-Mail-Verläufe. Bringt Ihr die Geduld auf, die Schriftstücke zu lesen, erfahrt Ihr interessante bis relevante Details zur Handlung und den Ambitionen der Protagonisten und schmunzelt unter anderem über ein mehrteiliges B-Movie-Drehbuch rund um einen Zeit-Dolch. Eine Vorlesefunktion hätte dem Spielfluss aber gutgetan, außerdem sind die Texte sehr klein geraten.

Den Abschluss jedes Aktes bildet ein Rollentausch: Ihr wechselt zu einem anderen Story-Charakter und müsst jedes Mal eine Entscheidung treffen, welche die darauf folgende Realfilm-Episode (siehe Extrakasten) massiv, den Verlauf des Spiels jedoch nur minimal beeinflusst. Blind wählen müsst Ihr jedoch nicht, Ihr bekommt stets einen Einblick, welche Konsequenzen Euer Handeln hat, bevor Ihr Euch festlegen müsst.

Ein Aufschrei ging durchs Internet, als bekannt wurde, dass Quantum Break nur in 720p aufgelöst ist. Flimmernde Kanten und unscharfe Objekte in der Distanz sind die Folge, hinzu kommen Tearing, flackernde Schatten, manch matschige Textur und etwas grobe Animationen. Letzteres fiel uns vor allem unangenehm auf, wenn Jack hinter Deckung hockt und dann über Kimme und Korn zielt, was seltsam abgehackt wirkt, als ob eine Aufsteh-Animation fehlt. Uncharted und The Division lösen das eleganter.

Dennoch bleibt Remedys Werk grafisch positiv im Gedächtnis, was vor allem an den Spezialeffekten liegt, welche die zerbrochene Zeit visualisieren. Nutzt Ihr die Flashen-Fähigkeit, schiebt Jack eine Welle aus Splittern vor sich her, Echos aus der Vergangenheit zeichnen sich als umherwirbelnde, feine, dreieckige Partikel in den Levels ab, und die Zeitblasen, die Jack erzeugen kann, krümmen das Licht stimmig. Seid Ihr in bewohnten Umgebungen wie Büros und Labors unterwegs, gibt es eine Fülle an Details zu entdecken. Sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch hört Ihr Profisprecher und einen situationsbedingt einsetzenden Elektro-Soundtrack, der zum kühlen Grafikstil und den Splittereffekten passt. Tolle Idee für Livestreamer: Urheberrechtlich geschützte Musik lässt sich im Spiel abschalten.

Technisch macht Quantum Break” insgesamt eine gute Figur, erzählerisch und spielerisch gibt es aber einige Schwächen, welche den Gesamteindruck trüben. Die Geschichte führt in Verbindung mit den als Zwischensequenzen dienenden Realfilm-Episoden eine Menge Charaktere ein, die aber allesamt blass bleiben. Die Story ist komplex, es fehlt aber an einem befriedigenden Abschluss. Außerdem müsst Ihr Euch durch viel optionalen Text wühlen, um wichtige Infos zu bekommen. Ob es Euch gefällt, nach jedem Akt 20 Minuten in die Zuschauerrolle gezwungen zu werden (oder die Episode zu überspringen und im Anschluss nichts zu verstehen), muss jeder selber wissen. In den Gefechten stört das automatische Deckungssystem – wenn Ihr weglaufen wollt, Jack aber an einem Bretterhaufen klebt, ist Frust garantiert. Gleichzeitig ist das Gegnerportfolio klein und bringt Euch kaum ins Schwitzen, wenn Ihr den Bogen mit den Zeitkräften raus habt. Dennoch sollten Shooter-Fans einen Blick riskieren – vor allem, weil reine Singleplayer-Werke mittlerweile rar geworden sind.

Tobias Kujawa meint: ”Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!” Goethes Faust scheint Quantum Break durchgespielt zu haben. Das seltsame Ende der Geschichte hat mich schwer enttäuscht, überhaupt bin ich solch flache, wenig ausgearbeitete Charaktere und verworrene Handlungsstränge von einem meiner absoluten Lieblingsentwickler eigentlich nicht gewohnt. Spielerisch geht der Titel in Ordnung, allerdings halte ich die Zeitfähigkeiten bis auf den Sprint und den Schild für unnötig, weil man etwa den Zeitstopper im Eifer des Gefechts nicht vernünftig platzieren kann. Das Experiment, das Spiel durch 20-minütige Serienepisoden zu unterbrechen, ist für mich persönlich fehlgeschlagen. Es stört den Spielfluss, für so lange Zeit zum Zuschauen verdammt zu werden – zumal es an Spannung und Überraschungen mangelt.

Matthias Schmid meint: Quantum Break hat einige Macken: Die Zeiträtsel-Hüpf-Einlagen sind mäßig, der Leerlauf zwischen den Gefechten ist in der ersten Spielhälfte zu groß. Und obwohl mich die Geschichte ordentlich unterhielt, hat sie mich emotional nicht gepackt – das lag auch an den in den Serien-Episoden zu präsenten, belanglosen Nebenfiguren. Dafür haut mich die Inszenierung der Zeit-Effekte und -Anomalien vom Hocker: Remedys Visualisierung mit zerbröselnden Polygon-Menschen, Splitter-Effekten, Verzerrungen und wie in die Luft gemalten Leuchtstreifen ist einfach geil – in Verbindung mit den mächtigen Zeit-Fähigkeiten der Spielfigur macht das die Shootouts vielfach zum Genuss. Vermisst habe ich jedoch einen seitlichen Hechtsprung in Slow-Motion – das hätte die ohnehin coolen Gefechte noch stylisher gemacht. Die vielen Story-Schnipsel zu finden und zu lesen fand ich langweilig, da hätte ich lieber mehr Action gehabt. Denn ich empfehle Quantum Break nicht Story-Liebhabern, sondern Ballerspiel-Connaisseuren!

  • enthält zusätzlich eine Download-Version von ”Alan Wake” + die DLCs ”The Signal” und ”The Writer”
  • Serie nicht auf der Disc, wird gestreamt oder heruntergeladen (75,61 GB)

Effektgespickter Solo-Shooter der Action-Profis Remedy – spielerisch, narrativ und technisch mit Problemen behaftet.

Singleplayer78
Multiplayer
Grafik
Sound
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NikeX
I, MANIAC
NikeX

Ich habe die Atmosphäre geliebt. All die Notizen auch, die Hintergründe, die Science Fiction. Was war eigentlich mit diesen eingesperrten Zeitanomaliemenschen? Die fand ich bedrohlich, wurden für die Story aber nicht genutzt. Es war düster, cool, und die Zeitmechaniken gingen flott von der Hand. Ich finde es besser als Alan Wake. QB ist bei mir 82%. Der Titel fühlte sich irgendwie erwachsen an. Zwischen all den Stehengebliebenen und Zeitopfern herum zu laufen war schon fantastisch. Es hätte von mir aus nooch viel langer gehen können. Endboss hat fast 20 Anläufe gebraucht. Das Spiel hatte was Headhunter mässiges.

Shoe Docker
I, MANIAC
Shoe Docker

War mein Wunschtitel für die Box in diesem Frühjahr und ich wurde nicht enttäuscht. Mir gefiel das Setting extrem gut und ebenso die Charaktere, die verschiedenen Handlungsstränge die man zwangsläufig spielen muss um alle Dokumente etc zu finden verändern den Verlauf der Story nicht bahnbrechend aber macht das erneute Durchspielen angenehmer. Die Möglichkeiten zur Zeitmanipulation hab ich auch problemlos alle genutzt und als gelungene Abwechslung willkommen geheißen. Das Sammeln der Dokumente führt auf der Jagd nach Erfolgen zwangsläufig zum Verständnis der Story – fand ich nun auch nicht nervig.Die recht langen Einspieler genieße ich als drehender Raucher eher als angenehm und auf einem hohen Niveau waren sie dank der guten Darsteller auch…für mich eher ein knapp über 80 Spiel.

captain carot
I, MANIAC
captain carot

Mir war beim durchspielen klar dass Quantum Break Meinungen teilen wird und auch warum.Mir persönlich hat es trotz Macken, gerade bei Pseudorätseln und Kletterpassagen, sehr gut gefallen. Mit den Zeitfähigkeiten hatte ich wiederrum null Probleme. Auch mit Zeitstopper und Zeitexplosion nicht. Was das angeht war ich sogar froh endlich mal wieder keinen Deckungsshooter zu spielen.Suboptimal war einiges bei der Handlung gelöst. Wer nicht sehr viel liest verpasst eine Menge.