Buch-Check: Press Reset

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Dieser Artikel stammt aus der M! 337 (Oktober 2021).

USA • Das neueste Buch von Bloomberg-Reporter und Autor Jason Schreier ist eine Geschichte des Scheiterns und des Neustarts. Ganz im Sinne seiner letzten Publikation ”Blood, Sweat and Pixels”, wo es um bekannte Spieleentwicklungen und deren Misserfolge ging. Schreiers aktuelles Buch hat nicht so viele große Spiele­namen wie der Vorgänger in petto, dafür geht der Autor diesmal mehr ins Detail. In seinem Werk ”Press Reset” thematisiert er primär Spielemacher und ihre teils vergeblichen Versuche, revolutionäre Titel zu entwickeln. So wird vom Leiden der Entwicklerlegende Warren Spector berichtet, der mit Ultima Underworld, System Shock und Deus Ex Kult-Hits schuf. Doch seine Studios liefen oft unter der Flagge großer ­Publisher mit entsprechenden Streitigkeiten. Zuletzt war er mit dem Disney-Konzern verbandelt, der groß ins Konsolengeschäft einstieg und Spector mit der Entwicklung von Epic Mickey beauftragte – nur um einige Jahre später den Geldhahn zuzudrehen und das Studio einzustampfen.

Schnell kommt das Buch auf den Punkt: Spieleentwicklung ist ein Kampf zwischen Kreativität und Geld. Firmen wie die 38 Studios (Kingdoms of Amalur) schlittern trotz Erfolg in den Bankrott. Manchmal auch wegen der Abhängigkeit von in Geldmangel geratenen Publishern wie THQ. Gleichzeitig wird klar, wie unsicher Jobs in der Spieleentwicklung sind. Beispiel: BioShock Infinite, das unter der Leitung von Perfektionist Ken Levine entstand und ihn aus seinem eigenen Studio Irrational Games vertrieb. Ebenso wird der Schritt vom großen Studio zum kleinen Indie-Entwickler am Beispiel von The Molasses Flood aus Boston nacherzählt, welches anfangs in ständiger Existenzangst lebte. Nicht zu vergessen das verschwundene Studio 2K Marin (BioShock 2, The Bureau), das zwar nie schloss, für das zuletzt aber niemand mehr arbeitete. Lebhaft erklärt Schreier zudem, wie viel Zeit und Energie in missratene Spielkonzepte sowie ständige Iterationen gesteckt werden und wie viele Opfer zahlreiche Entwickler bringen, um in der Branche zu bleiben und ihre Vision zu verwirklichen. Sei es fehlende Freizeit, vernachlässigte Familien oder häufige Umzüge. Teils wirken die Erzählungen etwas unfokussiert, da öfter zwischen Interview­partnern hin und her gesprungen wird. Nichtsdestotrotz gibt es jede Menge schöne Anekdoten zu entdecken. Und genau diese Details machen das 320-seitige Werk auch so lesenswert. ”Press Reset” ist in englischer Originalsprache im Grand Central Verlag erschienen.

Press Reset: Ruin and Recovery in the Video Game Industry • Grand Central Publishing • 320 Seiten • ca. 13 Euro

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Tobias Hildesheim
Redakteur

Tolles Buch. Aber Blood, Sweat and Pixels fand ich noch deutlich interessanter.

GameMaster
I, MANIAC
GameMaster

Dieses Buch muss her!

Zumal der Preis (13 Kröten) mehr als angemessen erscheint.