Tencent kauft 1C Entertainment

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Dieser Artikel stammt aus der M! 343 (April 2022).

SHENZHEN • USA, Japan, Australien, Neuseeland, Indien, Singapur, Korea, Skandinavien, England, Frankreich, Deutschland, ja sogar Schweiz: Tencent sammelte in wenigen Jahren Spielestudios in allen Erdteilen. Mit seinen Game-Investitionen hält sich der chinesische Konzern lediglich im Osten Europas zurück (holt sich am tschechischen Vorzeigeentwickler Bohemia 2021 nur eine Minderheitenbeteiligung).

Kurz bevor der Krieg um die Ukraine ausbricht, wird diese geografische Lücke geschlossen und Tencent zum mächtigsten Game-Lieferanten auch zwischen Prag und Moskau: Denn mit 1C Entertainment erwirbt Tencent eine in Osteuropa etablierte Gruppe von Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebsfirmen. Im Westen vor allem als Hersteller jüngster King’s Bounty-Episoden, Ego-Ballereien wie Forgive Me Father oder Ion Fury sowie ungezählter PC-Konfliktsimulationen bekannt, ist 1C ein Firmengeflecht, das kein Game-Experte ganz durchschaut: Als Software-Vertrieb wird 1C beim Zerfall der Sowjetunion von Boris Nuraliev in Moskau gegründet, beginnt 1996 die Vermarktung von Spielen interner wie auch unabhängiger Entwickler und feiert in Russland einen gewaltigen PC-Erfolg mit der Luftkampfsimulation IL-2 Sturmovik. 1C veröffentlicht Produktionen aus allen Ex-Warschauer-Pakt-Regionen inklusive Ukraine, breitet sich durch Zukäufe aus und wird Anfang des neuen Jahrtausends zur größten Computerspielefirma Osteuropas. Die Konzernabteilung 1C Entertainment, die Tencent ihren russischen Eignern abkauft, entsteht 2005 durch die Übernahme der Cenega-Gruppe, die mit Niederlassungen in Tschechien, Polen, Ungarn und Slowakei ihrerseits ein osteuropäisches Firmennetz und eine regionale Macht ist. Mit Zentralen in Warschau und Prag unterhält 1C Entertainment ein paar Hundert Ladengeschäfte (und beliefert ein paar Tausende weitere) sowie mehrere Entwicklungsteams, die 1C zum Teil Mitbewerbern und Partnern wie Akella und Buka abnahm. Zu 1C zählen außerdem der polnische Entwicklungs-, Lokalisierungs- und QA-Dienstleister QLOC (den in den letzten Jahren etwa EA, Activision, Warner, Capcom und FromSoftware nutzten), das Merchandise-Label Good Loot sowie der Online-Verkaufskanal Muve. Spiele aller Herren Länder werden gegenwärtig unter dem Label 1C Online Games produziert und vermarktet. ­Diese und andere Abteilungen wird Tencent in den nächsten sechs Monaten umbenennen, das ”1C” aus allen Logos streichen.

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JACK POINT
I, MANIAC
JACK POINT

@greenwade
Der ist gut!

@ghostdog83
Nicht nur Du. Boykottieren wird immer schwieriger. Bei mir schon unmöglich, da sie einen Teil von Remedy besitzen, allein schon deshalb.

ghostdog83
I, MANIAC
ghostdog83

Warum habe ich immer so ein schlechtes Gefühl, wenn es um Übernahmen im Zusammenhang mit Tencent geht.

greenwade
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greenwade

Elevencent!