Tencent schluckt Yager

Dieser Artikel stammt aus der M! 335 (August 2021).

SHENZHEN / BERLIN • Und weiter geht die chinesische Einkaufstour, über die M! seit einem Jahr in schöner Regelmäßigkeit berichtet: Im Juni 2021 macht Tencent eine Minderheitenbeteiligung am deutschen Entwicklungsstudio Yager Development zur kontrollierenden Mehrheit. Die 3D-Action-Könner in Berlin arbeiten von nun an als Tochterstudio für den chinesischen IT-Giganten und – laut Wiki – ”größten Videospielanbieter der Welt”. Yager ist damit das erste deutsche Game-Studio des Tencent-Konzerns, der rund um den Globus bereits ein Dutzend Entwickler besitzt und an einem weiteren Dutzend Spiele­firmen beteiligt ist, darunter mit je fünf Prozent an Activision und Ubisoft sowie mit 40 Prozent an Epic.

Für das aktuell rund 100 Köpfe starke Team um die fünf Gründer Uwe Beneke, Roman Golka, Philipp Schellbach, Timo Ullmann und Mathias Wiese enden damit gut zwei Dekaden turbulenter Unabhängigkeit: 1999 gegründet, sorgt Yager 2003 mit dem gleichnamigen Debüt­spiel für Aufsehen – der Sci-Fi-Shooter gilt als einer der technisch und audiovisuell besten Xbox-Titel! Die Berliner benötigen neun Jahre für ihr zweites Spiel, den Third-Person-Anti-Kriegs-Shooter Spec Ops: The Line (2012), und werden dann vom Koch-Label Deep Silver mit einer Fortsetzung zum polnischen Zombie-Gemetzel Dead Island beauftragt. Die Zusammenarbeit mit Deep Silver zerbricht im dritten Jahr, das Dead Island 2-Projekt wird unvollendet beerdigt. Stattdessen bringt Yager 2016 die Weltraumschlacht Dreadnought in den PS4-Store und 2019 den Multiplayer-Shooter The Cycle 2019 über den Epic Games Store in die Early-Access-Phase. Ein Jahr später tätigt Tencent das erste Investment. Mit der Übernahme stehen nun die Chancen gut, dass bald die finale The Cycle-Fassung erscheint. Für Konsolen ist die aktuelle Yager-Entwicklung bislang nicht angekündigt.