Fez – im Test (360)

”Hype, der: Bezeichnung für etwas, das zeitlich begrenzt in Mode ist.“

War das Phänomen bislang eher im Bereich der Vollpreis-Titel anzutreffen, hat es unlängst auch den Bereich der Download-Spiele erreicht: Selten war der Schatten, den ein Arcade-Titel vorauswarf, derart groß wie bei Fez. Der vor fünf Jahren erstmals der beeindruckten Öffentlichkeit vorgestellte Titel, der ursprünglich 2010 das Licht der digitalen Welt erblicken sollte, wurde mit unzähligen Vorschusslorbeeren bedacht. So konnte sich Fez-Schöpfer Phil Fish bereits auf dem Independent Games Festival 2008 über den Preis für das gelungenste Art-Design freuen. Doch wie heißt es bei ”Spider-Man” so schön: ”Aus großem Hype folgt große Verantwortung“ (oder so ähnlich)…

In seinem Konsolen-Debüt steckt Ihr in der Haut des putzigen 2D-Geschöpfes Gomez. Dessen Welt wird eines Tages im wahrsten Wortsinn auf den Kopf gestellt: Denn als ein gigantischer Würfel am Himmel auftaucht und Gomez mit der titelgebenden Kopfbedeckung ausstattet, wird seine Welt um eine Dimension erweitert. Per Knopfdruck könnt Ihr fortan die Umgebung um 90 Grad drehen. Ihr bewegt Euch also in einer 3D-Welt, das Geschehen wird dabei aber stets in zwei Dimensionen präsentiert. Ausgestattet mit seiner neuen Fähigkeit macht sich Gomez auf die rund fünfstündige Suche nach verteilten Fragmenten des Würfels, der kurz nach Eurem Treffen in zahlreiche Stücke zersprungen ist. Die Möglichkeit, Eure Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, bietet viel Raum für einfallsreiche und teils extrem kryptische Rätsel, die auch mal einiges an Hirnschmalz verlangen. So gelangt Ihr nach dem Wechsel des Blickwinkels auf vormals unerreichbar erscheinende Plattformen bequem mit einem einzigen Sprung oder entdeckt Geheimgänge, die erst auf den zweiten oder dritten Blick sichtbar werden. Fez bietet ein fast schon meditatives Spielerlebnis und lässt Euch zum Erkunden der sympathischen Welt alle Zeit. Gegner, die Euch den Sprung auf die nächste Plattform erschweren? Klempner-Sache. Zahlreiche Bildschirm-Tode? Damit kann sich der kleine Meat Boy herumärgern. Auf Feinde trifft Gomez während seiner Reise ebenso wenig wie den Game-Over-Bildschirm.

Zeit genug also, um die grandios designten Levels in Augenschein zu nehmen, die Euch mit unzähligen netten Details immer wieder ein Lächeln entlocken. Optisch huldigt Fez dem Pixel und zaubert traumhaft schöne Retro-Welten auf den Schirm. Der Soundtrack aus der Feder des Chiptune-Virtuosen Rich Vreeland macht das Gesamtkunstwerk perfekt.

Risse bekommt dieses lediglich durch die komplizierte Navigation zwischen den Levels und der unzumutbaren (Un-)Übersichtskarte. Nichtsdestoweniger ist Fez schon jetzt eines der Highlights des Downloadspiele-Jahres.

Tolles Hüpf- und Rätselabenteuer, das mit feinen Pixel-Perspektivenkniffen fasziniert.

Singleplayer		9
Multiplayer
Grafik
Sound