The Council – im Test (PS4)

Französische Entwickler haben ein Händchen für Mystery- und Detektiv-Abenteuer – meist übersinnlich oder okkultistisch, immer verworren. The Council pflegt die Tradition mit einem komplexen Setting: 1793, als Monarchie und Kirche vor Aufklärung und Liberalismus zittern und Amerika seine kolonialen Fesseln abschüttelt, tagen auf einer ”Insel im Nirgendwo” politische Denker. Kardinal Piaggi vertritt die Kurie, Minister Wöllner den Preußenkönig, ein junger Korse die Republik Frankreich. Geladen ist auch Louis de Richet: Er sucht seine verschwundene Mutter, die amtierende Großmeis­terin des Goldenen Ordens.

Über fünf Episoden (letzter Teil muss heruntergeladen werden!) hinweg folgt das Spiel einem TV-Serien-bewährten Spannungsbogen: Den Gastgeber bekommt man lange nicht zu Gesicht, von seinem ”Projekt” hört man bis Episode 3 nur Raunen. Dafür liegt bald ein Protagonist in seinem Blut, was einen Krimi-Handlungsstrang eröffnet. Louis betrachtet allegorische Caravaggio- und Goya-Gemälde, schmökert in apokrypher Schrift und verbringt viel Zeit mit gelehrten Gesprächen. Keiner der Machtmenschen enthüllt seine Interessen, man spielt falsch oder ändert unter Druck die Meinung. The Council ist ein Point’n’Click-Irrgarten der Intrigen, Masken und Doppelgänger, Codes und Geheimgänge, den RPG-Elemente erweitern: Ein verwursteltes System der Talente und Eigenschaften macht Louis heller und geschickter. Bewandert in Psychologie, Demagogie und alten Sprachen durchschaut er sein Gegenüber und kontert Finten und Ausflüchte in Multiple-Choice-­Dialogen. Er stärkt sich mit Konzentrations-Buff, heilt Statuseffekte via Elixier und steht selten ­unter Zeitdruck. Kampf-Hektik oder Quick-Time-Events gibt es nicht, auch Item-Crafting erspart Euch The Council.