Viewtiful Joe – im Klassik-Test (GC)

Strunzlangweilige Lizenz-Software, standardisierte Fortsetzungen und optisch aufgemöbelte Re­makes – die Videospielbranche ist ­aktuell nicht gerade eine Ausgeburt an Pioniergeist. Umso lobenswerter, dass wenigstens Capcom kein Risiko scheut: Strotzt die neuste Cube-Kreation des Nippon-Herstellers doch geradezu vor Individualität und Design-Esprit. Viewtiful Joe setzt zwar auf derzeit landläufige Cel-Shading-­Optik, interpretiert diese jedoch auf völlig einzigartige Weise.

Um sein äußerliches Erscheinungsbild kümmert sich Protagonist Joe indes herzlich wenig, vielmehr hat der kunterbunte Teenie mit weltlicheren Problemen zu kämpfen: Seine Freundin zickt nämlich beim abendlichen Kinobesuch rum und wird urplötzlich in die Leinwand gesaugt. Selbstredend springt Euer Alter Ego ohne mit der Wimper zu zucken sogleich hinterher – herzlich willkommen im ‘Movie-Land’! In der aus Hollywood-Filmen entliehenen Spielwelt werdet Ihr ­sofort von Lehrmeister Captain Blue empfangen, der angerostete Superheld führt Euch in erste Steuerungskniffe ein. Demnach prügeln Cube-Klopper via Aktionstasten los: Egal ob simple Fausthiebe, druckvolle Kicks oder artistische Doppelsprünge – der kleine Joe führt auf Knopfdruck jedes noch so gewagte Offensiv-Manöver aus.

Damit Ihr dennoch auf Eure Verteidigung achtet, taumeln aberdutzende von Halunken durch die Szenerie: Rumpelnde Panzer, furchteinflößende Ninja-Schüler, durchgeknallte Tänzerinnen und sogar mit Raketen bestückte Kampfjets – die Gegner-Riege entpuppt sich als wahres Sammelbecken der Skurrilitäten. Wer mit zitiertem Schurken-Trupp konfrontiert wird, sperrt die Augen auf: Bedrohliche Feindschläge kündigen sich nämlich per Totenkopf-Symbol an, je nach deren Höhe müsst Ihr alsdann in die Knie gehen oder kurz nach oben hüpfen. Jetzt ist die Zeit für den Gegenangriff gekommen: Blitzschnelles Tastengehämmer entlockt Eurem Digi-Abbild ein wahres Stakkato-Gewitter an Combo-Manövern.