Akte BPjM – Dead Island

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Eine Art Diablo aus der Ego-Perspektive, nur mit Zombies statt Monsterhorden und einer beschaulichen Urlaubsinsel statt der Hölle. Nach dem erinnerungswürdigen Ankündigungstrailer von Dead Island war bereits klar, dass das Spiel mit den deutschen Behörden Probleme kriegen würde. Hersteller Deep Silver wehrte sich sogar gegen die Indizierung, ohne Erfolg.

Dead Island

Entwickler: Techland, Polen
Hersteller: Deep Silver
System: PS3 / 360 / PC
Veröffentlichung: 6. September 2011
Indizierungstermin: 17. November 2011
Indizierte Versionen: PS3 / 360 / PC
Index-Liste: B

Alleine oder mit bis zu drei Online-Partnern macht Ihr Euch auf, von der zombieverseuchten Urlaubsinsel Banoi zu entkommen und dabei aufzuklären, warum sich die anderen Sonnenanbeter scheinbar über Nacht eigentlich in Hirnfresser verwandelt haben. Zur Verteidigung nutzt Ihr neben Fäusten und Fußtritt auch allerlei Alltagsgegenstände, die sich mit Bauplänen und Ressourcen zu raffinierten Totschlägern umfunktio­nieren lassen. Neben Beutejagd und Charakterausbau macht die krasse Gewaltdarstellung den Reiz des Spiels aus: Ihr trennt den Untoten Arme und Köpfe ab, zertretet Häupter und lasst die Meute auch mal einfach brennen. In Deutschland erschien der Titel nicht offiziell.

»Vorherrschender Spielinhalt des vorliegenden Ego-Shooters sei das Eliminieren von menschenähnlichen Opponenten, zu dem es keine alternativen Lösungsmöglichkeiten gebe. Der Einsatz von verschiedensten Waffen resultiere in brutalen Gewaltdarstellungen, bei denen Opponenten zum Teil verstümmelt würden. Sämtliche Darstellungen seien auf hohem grafischem Niveau visualisiert. […] Schusswaffen und Munition seien Mangelware, sodass der Spieler auf jeden erdenklichen Gegenstand zurückgreifen müsse, der sich irgendwie als Waffe eignet…«         

Auszüge aus den Indizierungsentscheidungen Nr. 10214/11 (V), 10215/11 (V) und 10216/11 (V) vom 17.11.2011

”Mit Schreiben vom 21.10.2011 widersprach die Verfahrensbeteiligte. […] Eine Jugendgefährdung sei dem Inhalt nicht immanent, da es sich um ein ’Zombie-Spiel’ handele, bei dem sich die durchaus eingeräumte Gewalt nicht gegen lebende Menschen richte, sondern gegen sogenannte ’Untote’. […] Hierbei sei zu berücksichtigen, dass heutzutage jedem Kind und Jugendlichen in Deutschland bewusst sei, dass es sich bei ­’Zombies’ eben nicht um Menschen handele. […] Das gesellschaftlich geänderte Bewusstsein ­werde bei den verschiedenen für den Jugendschutz verantwortlichen Stellen und ­Gremien gesehen und auch anerkannt, wie man anhand der Alterskennzeichnung von neuen Spielen wie z.B. Dead Space 2 oder Gears of War 3 erkennen könne. […] Die vom ­Antragsteller kritisierten Szenen würden gerade nicht selbstzweckhaft und detailliert ’dargeboten’, sondern stattdessen vom jeweiligen Spieler selbst inszeniert und erst durch dessen aktives Tun bewirkt. Es liege also in der Hand des Spielers, ob er Gewalt auf die kritisierte Art anwende.
(…)
Dead Island zeigt nach Auffassung des 3er-Gremiums die Darstellung von rücksichtsloser und drastischer Gewalt. Maßgeblicher Spielinhalt ist das Töten einer Vielzahl menschenähnlicher Gegner. Die nie endende Anzahl an Zombies, welche dem Spieler zum Töten zur Verfügung stehen, und die zum großen Teil sehr brutalen und blutigen Tötungssequenzen reduzieren das Spiel auf eine fließbandartige Aneinanderreihung von Mord- und Metzelszenen, gegenüber denen alle weiteren Spielelemente komplett in den Hintergrund treten. Als hochgradig bedenklich sind die zahllosen Alltagsgegenstände zu bewerten, die im Spiel als Waffen genutzt […] werden können…”

Wenn in einem Ego-Slasher im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen fliegen und man mit Machete, Schraubenschlüssel, Paddel und Co. Zombies in Badehose und Bikini zerhackt, ist eine Indizierung in Deutschland wenig überraschend. Interessant ist die Argumentation, welche Publisher Deep Silver vorbrachte, um die Verbannung des Titels oder wenigstens das Schnellverfahren im 3er-Gremium der BPjM zu verhindern. Es stimmt, im Spiel wird eigentlich gar nicht viel Gewalt inszeniert, wenn man ”inszeniert” als ”im Spiel zwingend vorgegeben” interpretiert. Stattdessen muss der Spieler aktiv solche Metzelszenen auslösen und könnte theoretisch vielen Konfrontationen aus dem Weg gehen. Dann wird es ihm früher oder später aber an Erfahrungspunkten, Charakterlevel, Waffen und Ressourcen mangeln, denn einige Kämpfe sind unvermeidbar. Zudem ändert das nichts an den nachvollziehbaren Bedenken der BPjM gegenüber den als Waffen zweckentfremdeten Alltagsgegenständen. Außerdem verfehlt solch eine Vorgehensweise natürlich den Kern der Spielmechanik, denn außer dem Töten von Zombies und dem damit verbundenen Weiterkommen in der Story und dem Verstärken des Charakters gibt es auf ­Banoi nichts zu tun. Im geistigen ­Nachfolger ­Dying Light bot Techland schließlich mit den Parkour-Elementen eine vollwertige Alternative zum plumpen Metzelspaß, das nutzte dem Titel bei der Beurteilung durch die BPjM aber auch nichts, er wurde ebenfalls indiziert. 

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

Gast

Diese Zombie-Phobie der USK und BPjM ist in Zeiten wo Sachen wie Mortal Kombat, Wolfenstein oder Sniper Elite ungeschnitten eine Freigabe bekommen, höchst kurios.Aber inzwischen bekam ja Dead Rising 4 eine Freigabe. Vielleicht hat sich da auch langsam was getan.

Daddler
I, MANIAC
Daddler

@VreenIch meine damit, dass Dying Light hier nicht erschienen ist bzw. keine Freigabe ab 18 Jahren erhalten hätte, habe ich kein Verständnis! … 🙂

bitt0r
I, MANIAC
bitt0r

offiziell in deutschland.

Vreen
I, MANIAC
Vreen

Dying light ist auch nicht erschienen

Daddler
I, MANIAC
Daddler

Auch wenn das Kritisierte zutrifft, so hätten danach auch einige andere Titel niemals hier erscheinen dürfen. Besonders hinsichtlich Dying Light fehlt mir da das Verständnis… 🙁