Akte BPjM – Rogue Warrior

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Trotz Entwicklerwechsel, Buchvorlage und prominentem Synchronsprecher ging Rogue Warrior für PlayStation 3 und Xbox 360 als eines der schlechtesten Spiele des Jahres 2009 in die Videospielgeschichte ein. Die BPjM sah sich genötigt, deutsche Spieler vor Rebellions Soldaten-Action zu schützen. Wir sagen Euch, warum.

Rogue Warrior

Entwickler: Rebellion, England
Hersteller: Bethesda
System: PS3 / 360 / PC
Veröffentlichung: 27. November 2009
Indizierungstermin: 14. Dezember 2010
Indizierte Versionen: PS3
Index-Liste: A

Der Action-Titel wurde 2006 von den Zombie Studios unter dem Namen ­Rogue Warrior: Black Razor angekündigt. Nach drei Jahren Entwicklungszeit zeigte sich ­Bethesda aber mit der Produktqualität unzufrieden und gab das Spiel in die Hände der Shooter-Profis Rebellion. Die machten aus dem Taktik-Shooter ein Ein-Mann-Gemetzel mit 08/15-Story: Navy-SEAL Richard ­Marcinko (gesprochen von Mickey ­Rourke) sucht in Nordkorea und der Sowjetunion nach Raketen und ballert dabei allerhand Feindvolk über den Haufen. Bei Nahkampfkills wechselt das Spiel von der Ego- in eine Außenansicht und zeigt, wie Marcinko Hälse bricht und sein Messer in gegnerische Nieren und Köpfe rammt.

»Mit Schreiben vom 1.9.2010 regte das (…) die Indizierung des Spiels an, da sein Inhalt geeignet erscheine, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden.«        

Auszüge aus der Indizierungs­entscheidung Nr. 9609 (V) vom 14.12.2010

”Das vorliegende Spiel weist keine Altersfreigabe der Obersten Landesjugendbehörden (OLjB) auf. Eine in den Gewaltdarstellungen reduzierte Fassung, die ein Alterskenn­zeichen erhalten hat, gibt es nicht.
(…)
Die Person Richard ’Dick’ Marcinko existiert wirklich. […] Seine Erfahrungen schrieb er in der Bestseller-Autobiografie ’Rogue Warrior’ und in mehreren Romanen der Serie ’Rogue Warrior’ nieder. Die Inhalte des Spiels stehen jedoch in keinem Zusammenhang zu realen Ereignissen und sind auch nicht als ein ’Spiel zum Buch’ zu verstehen.
(…)
Verletzungen stellen sich waffenunabhängig dar. Bei einem Treffer treten kleinere Blutwolken hervor und es bleiben Blutflecken auf Boden und Wänden zurück. In Feuer­gefechten wird die Szenerie mit Kommentaren wie ’Besser tot als rot’ oder ’Ihr verdammten dreckigen Kommunistenschweine’ von Marcinko unterlegt. In vielen Szenen ist es von Vorteil, den Gegner schleichend anzugreifen. Hierzu geht der Spieler in die Hocke, nähert sich einem Opponenten von hinten und kann ihn auf Knopfdruck töten. Es erscheint dann eine kurze Videosequenz, in welcher Marcinko dem Opfer zum Beispiel die Kehle durchschneidet, das Genick bricht, das Messer frontal in den Hals rammt oder ihn mit mehreren Stichen in die Seite tötet.
(…)
Die Zahl der eliminierten Gegner kann dabei variieren, liegt jedoch in aller Regel bei ca. 30 Opponenten pro Level. Insbesondere den ’verdeckten Tötungen’, in welchen Marcinko seine Gegner in kurzen Videosequenzen regelrecht abschlachtet, kommt in besonderem Maße eine jugendgefährdende Wirkung zu. Das Spiel bietet keinerlei alternative Spiel­elemente. Dass dies von vornherein nicht beabsichtigt ist, zeigt u.a. der Umstand, dass es nicht, wie in anderen Spielen, einen Knopf gibt, der Marcinko einen Sprung ausführen lässt. Der einzige Inhalt des Spiels scheint es nach alledem zu sein, die schlauchförmigen Levels zu passieren und alles zu töten, was dem Spieler begegnet. Die visuelle Gewalt wird darüber hinaus untermalt von höhnischen, fast sadistischen Kommentaren…“

Rogue Warrior ist ein kleines Kuriosum. Zuerst nimmt Bethesda den Zombie Studios das Projekt nach drei Jahren Entwicklungszeit aus der Hand, weil man mit der Qualität nicht zufrieden ist. Und dann veröffentlicht man das nun von Rebellion verantwortete Spiel Ende 2009 dann doch mit kurzer Spieldauer, schlechter Technik und fragwürdigem Inhalt. Dazu kommt die Posse rund um Protagonist und Titel: Den Spielhelden gibt es wirklich und es existiert eine gleichnamige Autobiografie – ein Zusammenhang zwischen Spiel und Quelle besteht aber ausdrücklich nicht. Kurios eben. Die eigentliche Indizierung überrascht da am wenigsten. Wer sich ­Rogue Warrior zu Gemüte führt, bemerkt sofort die mangelhafte KI, die Stealth-Kills sehr leicht macht: Die Wachen stehen häufig alleine herum und drehen Marcinko den Rücken zu, während sie an einer Brüstung lehnen. Kein Problem, sie mal eben über Bord gehen zu lassen. Dass Marcinko dabei aus irren ­Glubschaugen in die grau-braune Polygongrafik starrt und Mickey Rourke das höchste Maß an Verachtung und Aggressivität in seine Sprüche legt, half bei der Prüfung durch die BPjM sicher nicht. Bezöge sich das Spiel stärker auf die Buchvorlage, hätte Bethesda vielleicht auf die Kunstfreiheit pochen können. So spricht sich die BPjM in ihrem Protokoll aber ganz klar dagegen aus, Rogue Warrior als Kunstwerk von nennenswertem Rang zu bezeichnen, da es außer drastischen Fließband-Tötungen nichts beinhaltet. 

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

Rastao will
I, MANIAC
Rastao will

Na ja unterhaltsam fand ich es jetzt nicht. Hab’s aber wegen dem Gamerscore trotzdem durchgespielt.

BigBen
I, MANIAC
BigBen

Cover und Titelbild gehören für mich zum stylischsten was das Genre zu bieten hat,das Spiel selbst kann da leider nicht ganz mithalten… ich fand’s trotzdem unterhaltsamer als die meisten CoD Kampagnen.