CD Projekt: Viel Witcher, Cyberpunk-Sequel und neue Eigenmarke

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Dieser Artikel stammt aus der M! 350 (November 2022).

WARSCHAU • Vor zwei Jahren begann die schwerste Zeit für den polnischen Hersteller CD Projekt, bis dato bekannt durch seine The Witcher-Abenteuer und als teuerste europäische Game-Fabrik gehandelt: Das lang erwartete, von Sci-Fi-Fans ersehnte und massenhaft vorbestellte Cyberpunk 2077-Action-RPG kommt unfertig auf den Markt – gute Mechaniken und schlaue Quests sind unter einem Haufen von Bugs, Glitches und unerfüllten Versprechen begraben.

Der weltweite Kritiksturm, der damals losbricht, bringt die Firma fast zum Zusammenbruch. Doch die Polen geben nicht auf, versprechen Besserung, restrukturieren sich, reparieren das Spiel durch zig Patches und holen mit einer Cyberpunk-Anime-Serie, die besser ist als die meisten Netflix-Neuheiten, Fan-Vertrauen zurück. Nach Veröffentlichung von PS5- und Xbox-Series-Versionen ist Cyberpunk 2077 bis heute über 20 Millionen Mal verkauft, was sich zusammen mit den drei Witcher-Titeln auf 85 Millionen Spiele summiert. Das sind äußerst beachtliche Zahlen, bedenkt man, dass CD Projekt eine unabhängige Firma ist, ohne einen Konzerngiganten im Rücken.

Das soll so bleiben, verspricht CEO Adam Adam Kicinski in seiner Präsentation am 4. Oktober und erinnert an die 1990er-Jahre-Anfänge: ”Eine Handvoll Enthusiasten gründeten die Firma […] Angesichts der geringen Erfahrung, die wir damals hatten, war das ein Griff nach den Sternen.” Heute beschäftigt CDP ”über 1.100 Menschen, 700 davon Entwickler”. Mit den beiden amerikanischen Teams in Vancouver und Boston wird jetzt (ebenfalls in Boston) ein neues, drittes Studio zu CDPR America verschmolzen. Aus dem Cyberpunk-Debakel habe man gelernt, bekräftigt Kicinski. Auch legt er CD Projekts Karten und den Fahrplan für die nächsten Jahre auf den Tisch: Nicht mehr mit eigener 3D-Technik, sondern Unreal Engine 5 arbeitet man an einer zweiten The Witchers-Trilogie (Codename: ”Project Polaris”). Die drei neuen Solo-Open-World-Abenteuer sollen über eine Zeit von sechs Jahren produziert werden (was an die Kino-Strategie der ”Star Wars”- und der Tolkien-Filme erinnert). Für einen weiteren, davon unabhängigen Witcher-Titel arbeitet das polnische RED-Team mit der Boston-Tochter Molasses Flood zusammen: Codename ”Sirius” soll über die Kernzielgruppe hinausgreifen, mit Multiplayer-Schwerpunkt ein ”breiteres Publikum” ansprechen. Weitere Details verrät Projekt RED weder zur ”Polaris”-Trilogie noch zu ”Sirius”, und auch nicht zu einem fünften Witcher-Spiel, das erstmals von einem noch ungenannten externen Partner produziert wird (”Project Canis Majoris”), ebenfalls mit UE5 sowie den Tools, die CDPR für ”Polaris” entwickelt. Ohne Game-Facts, finale Namen, VÖ-Termine & Co. kündigt CD Projekt auch ein Cyberpunk 2077-Sequel (”Project Orion”) an, um das sich die verstärkte US-Abteilung kümmert, sowie den Aufbau einer dritten Marke: Hadar wird die erste Eigenkreation des Unternehmens (nachdem die beiden anderen auf Fremdlizenzen, Romanserie und Tabletop-RPG basieren). CD Projekt skizziert zudem ein ”franchise flywheel concept”, das alle drei Marken in Filme und TV-Serien, Comics und Merch verwandelt.

Das sind ambitionierte Pläne, die Fans und Inves­toren verdauen müssen: ”Unsere Kernaktivitäten ändern wir nicht”, beruhigt Kicinski: ”Wir wollen revolutionäre Rollenspiele mit denkwürdigen Storys entwickeln.” Gleichzeitig wird man sich den Trends und Zeichen der Zeit nicht verschließen: ”Die meisten unserer kommenden Titel werden Multi­player-Elemente enthalten”, erklärt Business Development Manager Michał Nowakowski, doch ”das soll unsere Singleplayer-Erlebnissse in keiner Weise schmälern.”

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Dirk von Riva
I, MANIAC
Dirk von Riva

Cyberpunk steht noch bzw ist noch genug Potential um weitere Spiele zu machen.
The Witcher sowieso

Blackstripe81
I, MANIAC
Blackstripe81

Cyberpunk ist für mich auf der Liste der schlechtesten Spiele die ich je gespielt habe ganz oben. Es spielt sich zähl wie Gummi – irgendwie quäle ich mich durch – schließlich hat es Geld gekostet – aber ich werde mich weder mit einer Serie, noch mit einem Nachfolger/Vorfolger befassen, geschweige denn Geld dafür bezahlen. Ich gebe “The Witcher 4” eine Chance, der Vorgänger war großartig, ansonsten werde ich CD Projekt zukünftig meiden.