Witcher für die Westentasche

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Dieser Artikel stammt aus der M! 336 (September 2021).

WARSCHAU • Niantics Ingress hat das Trendthema der ortsbasierten Augmented-Reality-Spiele 2013 losgetreten, mit ­Pokémon Go (2016) wurde es dann endgültig zum Hit. Seither buhlen viele andere Titel um die Gunst AR-begeisterter Gamer. Universal etwa startete im März 2018 das von Ludia entwickelte Jurassic World: Alive, AMC TV zog noch im Dezember desselben Jahres mit The Walking Dead: Our World nach und seit Juni 2019 können Spieler mit dem ebenfalls von Niantic entwickelten Harry Potter: ­Wizards Unite in der Welt des bekannten Zauberlehrlings auf Kreaturenjagd gehen. Seit 21. Juli will nun auch CD Projekt ein Stück vom Kuchen abhaben und schickt dafür The Witcher: Monster Slayer ins Rennen. Der Name ist dabei Programm: Als Hexer erkundet Ihr die Welt und macht Jagd auf Dutzende Monster. Genretypisch müsst Ihr Euch dazu an die frische Luft begeben und viel laufen, denn genau wie in Pokémon Go und Co. basiert die Spielumgebung auch hier auf einer vereinfachten Version aktueller Google-Maps-Kartendaten.

Im Gegensatz zur Konkurrenz legen die Macher von The Witcher: Monster Slayer jedoch einen deutlich größeren Wert auf eine sich weiterentwickelnde, in Form von Quests vorangetriebene Geschichte. Letztere beginnt etwas uninspiriert mit einem kurzen Tutorial, nimmt dann aber schnell an Fahrt auf, als Ihr einem Händler begegnet, der Euch von seinem vermissten Pferd berichtet. Schon bald wird klar: Ein Greif hat den armen Gaul gerissen. Gelingt es Euch nun, das Federvieh auszuschalten, schenkt Euch der Händler nicht nur eine Schatzkarte, sondern schließt sich Euch an, um den Schatz zu bergen. Aus einem kleinen Gefallen wird so nach und nach eine turbulente Geschichte, die Entwickler Spokko gelungen in Form von Ingame-Sequenzen, Dialogen und hübsch animierten Standbildern erzählt.

Abseits des Plots liegt der Fokus auf den Kämpfen, die Ihr wahlweise vor 3D-Hintergründen oder in einer AR-Ansicht ausfechtet. Wie schnell Ihr einen Gegner bezwingt, hängt davon ab, wie gut Ihr seine Schwächen kennt und ausnutzt. Kobolde zum Beispiel streckt Ihr am besten mit Silberwaffen und schnellen Angriffen nieder, Wyvern hingegen mit Stahlwaffen und starken Angriffen. Viele Kreaturen sind zudem anfällig für bestimmte Hexerzeichen. Wer seine Siegchancen weiter steigern möchte, kann außerdem allerlei Hexertränke konsumieren, Öle einsetzen und Bomben schleudern. All das muss zuvor allerdings gefunden oder auf Basis verschiedener Zutaten an Werkbänken zeitaufwendig gecraftet werden. In Kombination mit dem in drei Bereiche (Kampf, Alchemie, Zeichen) aufgeteilten Fertigkeitenbaum ergibt sich so ein durchaus motivierender Spielkreislauf. Unser Ersteindruck nach einer Woche Hexer-Action: Ein durchaus unterhaltsames AR-Abenteuer, das durch seine düs­tere Machart einen schönen Kontrast zu Pokémon Go darstellt. Wer mag, kann Spielabläufe durch Echtgeld beschleunigen, zwingend notwendig für normales Voranschreiten in der Story schien dies aber bisher nicht.