Saudi-Arabien kauft SNK – und Nintendo Anteile

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Dieser Artikel stammt aus der M! 346 (Juli 2022).

RIAD • In China ist viel zu viel Geld unterwegs, das spürt die IT-Industrie seit Jahren, und ebenso sind die arabischen Ölscheichs im globalen Vergleich nicht knapp bei Kasse. Auf der Suche nach Dollar-Anlagen, die ihren Wert behalten, gar steigern, interessiert man sich hier wie dort verstärkt für Games, Download-Unterhaltung und Metaversum-Content.

Der staatliche ”Saudi Arabia’s Public Investment Fund” (PIF) wächst zum größten Staatsfonds der Welt und investiert seit 2015 in jeden Sektor, der mächtig genug ist und einen guten Geldrückfluss verspricht. PIF kauft koreanische Bauunternehmen, den Premier-League-Club Newcastle United, gibt Geld für Anteile an Uber und Softbank aus und gönnt der US-Infrastruktur eine 40-Milliarden-Überweisung. Wo Bezos, Zuckerberg & Co. virtuelle Reiche errichten, betreiben Araber echtes Terraforming im Mega-Maßstab. PIF baut 50 Inseln ins Rote Meer und stampft an der Küste die neue Wirtschafts- und Hightech-Zone Neom aus dem Sand. Allein Letzteres darf mindestens 500.000.000.000 US-Dollar kosten. Kurz: Die saudi-arabischen Unternehmer spielen in der obersten Liga auf und mit dem Planeten.

Das führt zu unserem Thema: Die Savvy Gaming Group ist PIFs ­Videospielabteilung und erwirbt Anfang dieses Jahres für gut 1 Mil­liarde US-Dollar die E-Sport-Firma und -Liga ESL (aus skandinavischem Besitz, siehe M! 345) und zahlt noch mal knapp 500 Millionen für den englischen E-Sport-Veranstalter FaceIT. Aus beiden Marken will man eine neue E-Turnier-Marke schmieden.

Noch brisanter als die E-Sport-Übernahmen sind die Investments, die PIF in den folgenden Monaten tätigt sowie die Ernennung eines amerikanischen Juristen und Game-Profis zum Savvy-Chef: Brian Ward arbeitet 1996 bis 2002 für EA, dann für Microsoft und acht Jahre lang für Activision Blizzard, zuletzt als weltweiter Studios-Chef. 2012 gründet er das iGaming-Unternehmen LottoInteractive: ”Wir werden den Leuten zeigen, dass wir es ernst meinen und nicht nur für Saudi-Arabien gut sind, sondern für die ganze Industrie.” Wie ernst es PIF meint, zeigen 2021 Milliarden-Investments in Activision Blizzard, EA und Take 2 und nun die Übernahme der japanischen Traditionsfirma SNK beziehungsweise deren Reste und weltweit populäre Marken wie Fatal Fury, Metal Slug oder The King of Fighters. Im gleichen Zeitraum, April 2022, kauft sich PIF sowohl bei Capcom als auch Nexon ein. Laut amerikanischen Nachrichtenmedien erwirbt das saudische Königshaus für je über 1 Milliarde US-Dollar je 5 Prozent beider Firmen. Weil Kronprinz Mohammed bin Salman danach noch immer Geld im Portemonnaie hat, beteiligt er sich seit Mai 2022 außerdem an der besten Spiele-Pipeline und -Boutique der Welt: Saudi-Arabien erwirbt ein 5,01%-Stückchen von Nintendo, berichtet Bloomberg, nennt in diesem Fall aber keine Summe.

Wir sind gespannt, wie Saudi-Arabien mit seinem Game-Besitz umgeht und besonders darauf, was Savvy Games aus SNK macht. ”Wir sind kein passiver Fonds (wie Tencent), sondern aktive Investoren”, erklärt Ward und dass ihn am neuen Job ”die Größe und Reichweite” dieses Ziels reizt: ”Ich sehe es als Gelegenheit, ein Game-Unternehmen von Weltklasse aufzubauen.” Ihr Management-Team besetzen Ward und Saudi-Arabien mit amerikanischen und europäischen Spieleprofis und ernennen einen langjährigen Ubisoft-Manager zum Chef aller Savvy-Studios: Yannick Theler hat in der Region bereits einen Sessel und viel Erfahrung, baute für den französischen Konzern schon die Abu-Dhabi-Niederlassung auf.

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Saldek
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Saldek

Vielleicht hängt es auch ein wenig damit zusammen dass MBS angeblich ein großer Gaming-Freund ist. Glaube ich allerdings nicht.

Nipponichi
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Nipponichi

Liegt auf der Hand. Eines Tages ist das Öl weg, also muß man dort andere Wege finden, um weiterhin reich zu werden, bzw. reich zu bleiben. Ob das nun gut oder schlecht ist? Keine Ahnung.

Klar, die Saudis, genau wie die Chinesen, sind nicht gerade dafür bekannt in irgendeiner Form tolerant zu sein. Frauenrechte andere Meinungen (Ok beim zweiten Punkt sind wir auch nicht sonderlich besser mittlerweile.) akzeptieren???

Aber mal nebenbei. Wurde SNK denn nicht schon vor einiger Zeit von irgendeinem arabischen Fürstensohn gekauft? Ich hoffe, daß die schönen Marken von SNK nun nicht zu Grabe getragen werden und in die Vergessenheit geraten.

Daddler
I, MANIAC
Daddler

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Saudi Arabien eben auch in Spielfirmen investiert. Deren Gas- und Ölvorkommen sind endlich und neben Tourismus und der einen oder anderen Fluglinie, haben sie halt nicht die ökologische Infrastruktur, für die Zeit nach dem Öl. Daher investieren sie in aller Welt.

ChrisKong
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ChrisKong

Vielleicht hat man auch einfach nur alle Resident Evil 6 Kopien aufgekauft, die noch in den Märkten rumgammeln. Da wäre das Geld dann schnell futsch. 🙂

xarjaz
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xarjaz

Dass die Saudis EUR 1 Milliarde für 5% von Capcom bezahlt haben sollen kann nicht stimmen. Laut aktuellen Marktdaten ist ganz Capcom derzeit ca EUR 6 Milliarden wert.
Davon abgesehen, und ohne natürlich irgendwelche Details zu diesen Geschäften zu kennen: Zumindest Nintendo und Capcom sind börsennotierte Unternehmen, deren Anteile frei gehandelt werden. Wer da Anteile kauft, liegt nicht immer in der Macht dieser Unternehmen. Ob man diese Firmen also für ihre Anteilseigner so hart kritisieren muss, wie es teilweise in der Spielepresse und in den sozialen Netzwerken passiert, halte ich für fragwürdig.

Dirk von Riva
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Dirk von Riva

Hauptsache es werden weiterhin gute Spiele produziert

Rudi Ratlos
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Rudi Ratlos

Die 5%-Beteiligung an Nintendo dient wahrscheinlich nur der Dividenden-Maximierung, irgendwo muss das Geld der Scheichs ja hin.

Ehrlich gesagt verstehe ich die Empörung hier aber nicht so recht, denn bei den meisten großen Spielefirmen sind mitunter fragwürdige Firmen mit (Kleinst)Anteilen vertreten. Da wird das Hobby sicher schnell extrem eingeschränkt, wenn man hier komplett aussieben würde…

RYU
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RYU

So kann man schleichend Geschichtsrevision betreiben,..

Also dafür braucht es weder Chinesen noch Saudis… 😀

Dirk von Riva
I, MANIAC
Dirk von Riva

Vielleicht lese ich in deren Spielen dann kein *
^^

Dennoch bedenklich diese Entwicklung

ChrisKong
I, MANIAC
ChrisKong

Heisst das, dass wir jetzt wieder mehr Wüstenlevels in Mario kriegen?

Die Taktik ist natürlich sowohl bei den Chinesen als auch den Saudis klar. Wer in die Zukunft investieren will, sprich die Jugend für sich gewinnen will, muss in deren Kanälen aktiv sein. So kann man schleichend Geschichtsrevision betreiben, Ideologien verbreiten und und und. Vielleicht wachen die Leute mal auf, aber dann, fürchte ich, wird es längst zu spät sein.

ToMaTi
I, MANIAC
ToMaTi

Ganz ehrlich?
Ich sehe diese Entwicklung ganz vorsichtig ausgedrückt alles andere als prächtig! ?
Ein Land, ein Staat was die Frauenrechte mit Füßen tritt, keine eigene Meinung duldet außer es paßt den Herren mischt sicht jetzt in mein heißgeliebtes Hobby ein finde ich zum ? !!! Und wiiiiiieder einmal handelt es sich “nur” um das Thema ….. —> ?????? … Geld, Geld, Geld … traurige Entwicklung was mich auch ängstlich macht!