Saudi-Arabien will 250 Studios öffnen

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Dieser Artikel stammt aus der M! 350 (November 2022).

RIAD • Während EU-Pipelines derzeit sabotiert werden, sprudeln am Golf Öl und US-Dollar. Das saudische Königshaus, wichtigster US-Partner in der Region MENA, kauft Russland-Energie, gibt sie weiter und steckt die Gewinne in Zukunftstechnik und -märkte. Von einer reinen Investment-Gruppe (die Anteile an Nintendo, Capcom, Activision Blizzard, Embracer und anderen hält; siehe M! 347) wird die saudische Savvy Games Group derzeit zum international operierenden Hersteller und Vermarkter von Computer- und Videospielen hochgerüstet.

Dafür übernahm man bereits SNK, stellte Ex-Activision-Studio-Chef Brian Ward als Chef des Game-Geschäfts ein und schüttet nun einen weiteren Betrag von umgerechnet 37,8 Mrd. US-Dollar aus. Knapp die Hälfte soll in Beteiligungen an Entwicklungsstudios fließen, 250 Firmen will Savvy öffnen, 39.000 Stellen schaffen. Ein paar Milliarden gehen in den E-Sport und ein gutes Drittel des Betrags in den Kauf eines ”führenden Publishers”. Wer könnte das sein? In elfstelliger US-Dollar-Größe gibt es nicht mehr viele Kandidaten; nachdem Ubisoft näher an Tencent rückt, blieben etwa noch Embracer oder der Outsourcing-Gigant Keywords. ”Savvy ist Teil unser Strategie, um bis 2030 zum ultimativen Game- und E-Sport-Hub zu werden”, meint Kronprinz Mohammed bin Salman.

 

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Tekwin
I, MANIAC
Tekwin

Ohoh! Gegner von fotzilen Brennstoffen müssen zukünftig strengstens darauf achten, welche Spiele von wem finanziert werden. 🤪

Dagegen sind die schariakonformen Inhalte doch halb so wild. 🤮
Immerhin darf von mehr Gewalt gegen Frauen in Videospielen geträumt werden…

mog
I, MANIAC
mog

Der Wunsch vereint mit der Möglichkeit des einfachen Todes.

Walldorf
I, MANIAC
Walldorf

Im Iran gehen aktuell viele junge Menschen auf die Straße, weil sie genug von den religiösen Sittenwächtern haben. Vielleicht wird es auch in Saudi-Arabien irgendwann den Wunsch nach mehr gesellschaftlichen Freiheiten geben.

mog
I, MANIAC
mog

Die allgemeine Mentalität, die Frauenfeindlichkeit und andere Dinge passen (i.m.A.) nicht in die Spielebranche. Sry.

JonnyRocket77
I, MANIAC
JonnyRocket77

Ich glaube mich an einen Artikel (wo weiß ich nicht mehr) zu erinnern in dem es darum ging, dass man sich in Saudi Arabien der Tatsache ganz genau bewusst ist, dass die Ölquellen nicht ewig sprudeln werden. Bzw. der Bedarf daran auch mal geringer werden könnte und man sehr engagiert in der Suche nach neuen Geschäftsfeldern ist.

Ob das jetzt gut für die Branche ist mag bezweifelt werden.

ChrisKong
I, MANIAC
ChrisKong

Wenn man nicht mehr weiss, wohin mit der Kohle. Katar ist dafür ja ein gutes Beispiel. Die Frage, die mich da umtreibt, wann Firmen wie Tencent aka China und jetzt die Saudis ihre Ideologien auf eine breitere mediale Basis stellen wollen, bezw. Inhalte zensieren. Nicht jedes Spiel ist ein Kunstwerk, aber Spiele sind wie Filme auch Teil der Kunst. Und diese muss so frei als möglich bleiben. Wenn in China beispw. ein Film wie Lightyear nur unter der Auflage gezeigt werden darf – Disney hatte sich dagegen entschieden – wenn der Kuss eines lesbischen Paares geschnitten wird, sollten sämtliche Alarmglocken schrillen. Darum sollte der Einfluss entsprechend begrenzt werden. Mit den aktuellen Beteiligungen hat Tencent kein wirkliches Mitspracherecht. Wenn nun die Saudis hingegen eigene Videospielentwickler aufbauen, gilt es ganz genau hinzuschauen. Und die Presse sollte bei frauenfeindlichen und homophoben Inhalten auch den Mut haben, diese Problemfelder zu adressieren, ganz egal ob da ein ehemaliger westlicher Publisher dahintersteht.

Walldorf
I, MANIAC
Walldorf

Ob darunter auch AAA-Studios sein werden? Die gibt es ja aktuell noch nicht im arabischen Raum. Mit unbegrenzt Kohle könnte man auch Platzhirschen wie Assassin’s Creed gefährlich werden.