Serienkritik: Cyberpunk – Edgerunners

2
465

Dieser Artikel stammt aus der M! 350 (November 2022).

MERING • Mering • Angesiedelt im Jahr 2076 erzählt Cyberpunk: Edgerunners vom aufwühlenden Schicksal des lateinamerikanischen Protagonisten David Martinez. Der Teenager aus Night City (der Metropole, in der auch CD Projekts Sci-Fi-RPG Cyberpunk 2077 spielt) zählt zu den hellsten Köpfen seines Jahrgangs an der Arasaka Akademie, gerät zu Beginn der zehn Episoden umfassenden Geschichte jedoch immer wieder mit Klassenkameraden aneinander, die ihn aufgrund seiner Herkunft mobben. Als seine geliebte Mutter Gloria eines Tages in ein Drive-by-Shooting rivalisierender Gangs verwickelt wird, tragisch verstirbt und David ihre letzten Ersparnisse für die noch offene Krankenhausrechnung berappen muss, erfasst den an sich gutherzigen Jungspund ein Abwärtssog, der seiner Psyche sichtbar zusetzt. Erst recht, als er die Miete nicht mehr zahlen kann, das Geld für die Bestattung fehlt und seine Mitschüler ihn erneut hänseln. Verzweifelt, aber gleichzeitig zu allem bereit, beschließt David, sich ein Militärimplantat einpflanzen zu lassen, das er in den Sachen seiner Mutter fand. Das sogenannte ”Sandevistan” steigert nicht nur seine Reflexe und Geschwindigkeit, sondern verleiht ihm kurzzeitig schier übermenschliche Kräfte. So gerüstet, lässt David seiner Wut über einen Peiniger an der Akademie nun freien Lauf und gerät kurz darauf durch Kennenlernen der attraktiven Hackerin Lucy auf die schiefe Bahn.

Der nun folgende Plot ist clever strukturiert, mitreißend geschrieben und geprägt durch eine hervorragende Ausarbeitung der Hauptfigu­ren David und Lucy. Themen wie Liebe und Aufopferung treffen dabei auf menschlichen Verrat und Verfall. Vor allem David macht eine wahrlich bemerkenswerte, teils herzzerreißende Wandlung durch, die durch die Intrigen der Konzerngiganten Arasaka und Militech kontinuierlich vorangetrieben wird. CD Projekt Red und Animationsspezialist Studio Trigger garnieren all das mit brachial-blutigen Kämpfen, einem fantastischen Soundtrack und tollen Verknüpfungen zur Welt des Spiels. Sei es nun das After-Life oder Lizzie’s Bar, das Head-up-Display in zahlreichen Telefongesprächen, der Look von Davids Apartment, das Taxiunternehmen Delamain Cabs oder Kurzauftritte von Fixerin Wakako oder Kampfmaschine Adam Smasher – Edgerunners schlägt immer wieder gekonnt Bögen zu Cyberpunk 2077. Aber auch der mit Neonfarben getränkte Grafikstil und die gelungene, mit viel Herzblut gemachte deutsche Synchro tragen ihren Teil dazu bei, dass Edgerunners sich mühelos die aktuelle Spitzenposition in der ständig wachsenden Liste von Videospiel-Serien sichert. Übrigens: Wer Cyberpunk 2077 auf Version 1.6 aktualisiert, kann diverse Dinge aus der Serie auch im Spiel wiederfinden.

neuste älteste
MontyRunner
I, MANIAC
MontyRunner

Absolut top die Serie in jeder Hinsicht. Audiovisuell eine Wucht. Die mitreißende Story geht tief. Die Atmo ist nah am Game. Überraschungshit!

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Wann habe ich wieder mal ein abgedrehte, style over Substanz Anime gesehen? Genau das bietet Cyberpunk Edgerunners.