Battlefield: Hardline – im Test (PS4/XOne)

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Einen Sack voll guter Ideen. Den brachte Visceral Games mit, als sie die Battlefield-Serie von DICE ausborgten und versuchten, frischen Wind in das alljährliche Duell zwischen Call of Duty und dem schwedischen Shooter zu bringen. Das Polizisten-gegen-Gangster-Szenario und die Fokussierung auf eine episodisch angelegte Story im TV-Krimi-Stil sowie einen flotteren entschlackten Mehrspieler-Modus sollen die Spieler aus der Militär-Lethargie reißen.

Hätte, könnte, sollte… Das Ergebnis entfacht keine Begeisterungsstürme. In der Kampagne mimt Ihr den Polizisten Nick Mendoza, der in eine Geschichte rund um Drogen und Korruption verstrickt wird, die an den Film ”Training Day” erinnert. Unterbrecht Ihr die Kampagne, vermitteln Rück- und Ausblicke Serienflair. Leider verstrickt sich die Story in Klischees, lässt Höhepunkte vermissen und wird nicht vernünftig aufgelöst. Auch die Nebendarsteller bleiben blass, obwohl sie während ereignisloser Autofahrten lang und breit ihre Motive erklären. Mehr Grund zur Freude bereiten die abwechslungsreichen Schauplätze. Ihr streift durch Ghetto-Viertel, steigt in ein schwer bewachtes Hochhaus ein, fahrt mit einem Sumpfboot durch die Everglades, infiltriert eine Villa (in der zwei Wachleute Dead Space spielen) und kämpft Euch durch einen Trailerpark schwer bewaffneter Patrioten. Mit einem Scanner markiert Ihr nicht nur Feinde, sondern sucht auch nach Indizien für verschiedene Fallakten, die Extrawaffen freischalten.

Die Levels unterscheiden sich in ihrer Ausrichtung: Manchmal habt Ihr viel Platz für Kreativität, nutzt die neuen Seilwerfer, um auf Dächer zu gelangen oder Seilrutschen zu bauen, und findet versteckte Routen, die Euch Ärger erspart. Hier stößt die beschränkte Feind-KI aber an ihre Grenzen, mit großen Entfernungen, Höhenunterschieden und häufigen Stellungswechseln kommt sie nicht klar. Seid Ihr hier noch überlegen, nervt das Spiel an anderer Stelle mit aufgezwungenen Ballerabschnitten auf engstem Raum, in denen Levelinventar und Wände spektakulär zu Bruch gehen und Ihr Euch gegen eine Übermacht behaupten müsst. Gegen vereinzelte Bösewichte nutzt Ihr Eure Dienstmarke, um sie zur Aufgabe zu zwingen, oder Ihr schlagt sie schleichend von hinten bewusstlos, statt sie zu töten.

Bevor wir uns dem Mehrspieler-Modus widmen, werfen wir einen Blick auf die Technik: Grafisch bleibt Hardline trotz identischer Engine hinter Battlefield 4 zurück. Gesichter, Zerstörungseffekte und die fast immer stabile Bildrate gefallen, aber den Levels fehlt es an Details, Texturqualität und Natürlichkeit. Beim Sound gibt sich Hardline keine Blöße: Die Sprecher (u.a. Rapper Kollegah) überzeugen durch die Bank, auch Schussgeräusche und Ortung im Surround-Betrieb sind wieder sehr gut. Nur die Autos klingen kraftlos.

Als Battlefield: Hardline Ende März online ging, kam es zu keinem Stabilitäts-Debakel wie bei Battlefield 4. Abgesehen von einem DDoS-Angriff auf die Xbox-One-Server kurz vor Release und vereinzelten Verbindungsproblemen direkt zum Launch verlief der Mehrspieler-Start glatt. Seitdem jagen sich Polizisten und Gangster unentwegt durch die insgesamt neun Karten und acht Spielmodi.

Über die Spielvarianten Team-Deathmatch und Eroberung (in den Alternativen groß und klein) müssen wir nicht viele Worte verlieren, es wartet gewohnte ”Battlefield”-Kost, nur ohne Panzer und Jets. Counter-Strike-Veteranen fühlen sich in den noch unausgewogenen Modi ”Rettung” und ”Fadenkreuz” wohl. Hier steht zum einen die Rettung von Geiseln und zum anderen der Schutz eines VIPs im Mittelpunkt, und es gibt keinen Respawn. Das verteidigende Team ist aber noch zu stark im Vorteil, außerdem kommt es ab und an zu einem dicken Fehler, wenn man stirbt: Statt in den Zuschauer-Modus zu gehen, in dem man nur seine Teamkameraden sieht, bleibt die Kamera manchmal beim Todesschützen des gegnerischen Lagers. Dessen Position wird dann von rachsüchtigen Spielern gerne an die noch lebenden Mitstreiter verraten.

Ein wirklich neues Spielgefühl bringen ”Hotwire”, ”Überfall” und ”Blood Money” in die Serie: In ”Hotwire” gilt es, Wagen zu erobern und mit einem Mindesttempo zu fahren, um dem feindlichen Team Credits abzuknabbern. Fahrer und Besatzung kassieren massenhaft Punkte, ohne auch nur einmal den Abzug drücken zu müssen. Im Verbund mit anderen Autos und tief fliegenden Helikoptern ergeben sich hollywoodreife Verfolgungsjagden, die an zu engen Levelbegrenzungen kranken. Die beiden anderen Spielmodi stellen den schnöden Zaster in den Mittelpunkt, der entweder von einer oder von beiden Parteien gestohlen und an einen sicheren Ort gebracht werden muss.

Für neue Bewaffnung, Aufsätze und Werkzeuge braucht es nicht nur Kills, sondern auch Erfahrungspunkte und Geld. Beides lässt sich in Hardline effektiv beschaffen: Boosts findet Ihr in Battlepacks, sie sorgen temporär für bis zu 200% höhere Punkteausbeute für bestimmte Spielweisen. Ihr legt sie während der Matches im Auswahlbildschirm für jede Charakterklasse einzeln an. Durch Boosts verdiente Extrapunkte zählen zum Gesamtergebnis eines Matches und machen Euch so leicht zum MVP der Runde. Auch ohne Boosts und Mühe lasst Ihr es im ”Hotwire”-Modus Punkte und Geld regnen: Nehmt eines der Zielfahrzeuge, sucht Euch eine Strecke abseits der Action und fahrt einfach so lange wie möglich. Oder spawnt als Beifahrer bei einem erfahrenen Mitspieler und seht tatenlos dabei zu, wie Euer Rang steigt.

Wir schließen mit einer Forderung an Visceral: Wir wollen mehr Karten! Gerade weil in keinem Spielmodus alle neun verfügbar sind, wird die Schlachtfeldauswahl schnell öde.

Tobias Kujawa meint: Visceral hat leider eher in die Army of Two– als in die Dead Space-Mottenkiste gegriffen. Die Charaktere rund um Nick Mendoza bleiben blass, ihr Schicksal offen. Die Levels reichen von großen Arealen, in denen ich die limitierte KI ausnutze, über belanglose Autofahrten bis zu engen Räumen, in denen mir Dutzende Feinde auf den Hals gehetzt werden. Immerhin machen die Schießereien dank 60 Bildern pro Sekunde Spaß. Unterm Strich bleibt ein Solo-Modus, der sich bei seinen beiden mauen Vorgängern einreiht, statt wie damals bei Bad Company zu begeistern. Schade um das verschenkte Potenzial! Beim Mutiplayer-Teil gibt es jede Menge berechtigter Kritik: Die Freischaltmechanik ist zu umständlich, Sniper und Hubschrauber sind auf den kleinen Karten zu mächtig, in ”Hotwire” erreicht man zu schnell die Grenzen der Maps und an den Spawns im Team-Deathmatch muss auch gearbeitet werden. Aber ich persönlich habe mit Hardline im Online-Betrieb so viel Spaß, wie seit Bad Company 2 nicht mehr und kann den Kritikpunkt der mangelnden Eigenständigkeit kaum verstehen. Besonders die Modi ”Hotwire” und ”Überfall” gefallen, sie bringen mehr Dynamik und Tempo ins Battlefield-Universum. Dazu fühlt sich die Steuerung gut an und die Waffen hauen klanglich wieder richtig rein. Für die nähere Zukunft wünsche ich mir lediglich dringend neue Radiosongs für die Autofahrten. Selbst als Metal-Fan kann ich ”The Ripper” von Judas Priest langsam nicht mehr hören.

Michael Wieczorek meint: Mir waren die Entwickler von Visceral nicht mutig genug. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal suche ich vergebens – alles fühlt sich nach DICEs Battlefield an: die Menüs, die Physik und leider auch der Multiplayer-Modus. Damit hat sich Electronic Arts quasi nur Konkurrenz im eigenen Bereich geschaffen. Und im direkten Vergleich ist Battlefield 4 abgesehen von der Solo-Kampagne das umfangreichere, schönere und ausgewogenere Spiel. Jede Facette an Hardline schreit “Solide!” Gerade deshalb finden Freunde von Teamshootern auch hier ihren Spaß. Nur wenn es um das gewisse Etwas geht, würde ich lieber zu den Alternativen greifen. Für eSport-Modi Call of Duty, für die coolere Kampagne Wolfenstein: TNO und für Battlefield-Feeling eben Battlefield 4.

Meinung

  • weitere Schwierigkeitsstufe nach dem Durchspielen
  • Hacker-Modus aus der Vogelperspektive im Mehrspieler-Part

Meinung

Visceral hat frische Ideen, traut sich jedoch nicht, konsequent alte Zöpfe abzuschneiden. Spaß macht ”Hardline”, revolutionär ist es nicht.

Singleplayer75
Multiplayer
Grafik
Sound
WolfBurrito
I, MANIAC
WolfBurrito

singleplayer noch nicht gespielt aber der multiplayer, macht mir seit bad company 2 endlich wieder spass,besonders hotwire.

schnitzel
I, MANIAC
schnitzel

Hm, die Wertung haut mich jetzt nicht so vom Hocker, aber die Neuausrichtung finde ich gut.

Ash Rockford
I, MANIAC
Ash Rockford

Also ich fand die Solo Kampagne ganz lustig. Mal was anderes statt immer diese Kriegsschauplätze. Das Game hat auch ruhigere Momente, welche atypisch für einen Shooter sind.Etwas mehr Mut nach vorne hätte trotzdem nicht geschadet. So verkommt es eher zu einem “”ganz Nett”” statt zu einem “”wow””.

Cold Seavers
I, MANIAC
Cold Seavers

An sich ein gutes Spiel.Welches immer Spaß macht.Nur die Bugs und das schlechte Matchmaking nerven.