Pro Evolution Soccer 5 – im Klassik-Test (PS2 / Xbox)

Auch FIFA 06 startet einen erneuten ­Anlauf auf den Fußballsimulations-Thron. Die Kluft nimmt in puncto Realismus jedoch nicht ab, sondern zu. Dafür müssen sich Fußballfanatiker noch deutlicher fragen, was sie von einer Konsolen-Kickerei erwarten. Denn für ein lockeres Spielchen zwischendurch ist Konamis Pro Evolution Soccer 5 nicht geeignet. Zu harsch pfeift der Schiedsrichter jede unfaire Situation ab und zu sicher ­stehen die Verteidigungsreihen. So steigt die Diskrepanz zwischen Profizocker und Einsteiger nochmals deutlich an. Schon nach wenigen Ballwechseln wundern sich Serien-Kenner über die verringerte Spielgeschwindigkeit und äußerst zielstrebige wie zweikampfstarke virtuelle Kicker. Bei der weit entfernten Kamera muten zudem leere Ränge befremdlich an – Zuschauer erspäht ­Euer geübtes Auge nur bei Standardsituationen und Wiederholungen. Der extreme Drang zum Realismus setzt eine große Portion Fleiß und Einsicht voraus: Bei ungeübten Fußballbolzern spielt sich deshalb vieles im Mittelfeld ab. Torraumsszenen? Mangelware! Einsteigern macht es Konami auch beim Passspiel nicht leicht. Simples, schnelles Kurzpassspiel funktioniert nicht automatisch. Stehen Eure Spieler schlecht zur Kugel, freut sich der Gegner über einen leichten Ballgewinn. Auch hohe tödliche Pässe enden bei unmotivierter Abgabe meist in den Füßen Eures Konkurrenten.

Eure Devise lautet: ”Ich will simple Sportspiele ohne Einarbeitungszeit!” Tja, dann widmet Euch besser dem spaßigen EyeToy: ­Kinetic. Wer sich jedoch die Mühe macht, seine virtuellen Kicker zu verstehen, wird von Konami mit einer brillanten Simula­tion belohnt: Noch deutlicher stellen die Japaner die spezifischen Stärken der Athleten heraus. Adriano donnert mit seinem unnachahmlichen linken Hammer den Ball unhaltbar ins Netz. Rooney setzt seinen kräftigen Körper ein und überrollt sogar felsenfeste Abwehrreihen wie eine Dampfwalze. Dem argentinischen Genie Aimar klebt das runde Leder dagegen förmlich am Fuß – Euer Rasengott lustwandelt spielerisch durch verdutzte Gegnerreihen. Standardsituationen gehen Künstlern wie Juninho dezent leichter vom Fuß, bei indirekten Freistößen fehlt’s immer noch an Übersicht. Wettereffekte wie heftiger Platzregen und hübsch rieselnder Schnee veredeln die taktische Kickerei. Die realistischen Animationen spielen zwei Ligen höher als beim EA-Konkurrenten. Dafür hat FIFA 06 bei der Lizenzvergabe die Nase vorn. ­Online geht’s auf beiden Konsolen zur Sache. Versionsunterschiede sucht Ihr mit der Lupe – die Xbox-Optik fällt unwesentlich schärfer aus.