Tales of Xillia 2 – im Test (PS3)

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Das vor gut einem Jahr auch bei uns erschienene Tales of Xillia ist der bestverkaufte Teil von Bandai-Namcos langlebiger Tales-Serie – da liegt ein direkter Nachfolger nahe, gerade, weil manches Story-Element im Erstling nur angerissen und gestreift wurde. Teil 2 spielt kurze Zeit nach den Ereignissen von Tales of Xillia und stellt einen jungen Mann namens Ludger Will Kresnik in den Mittelpunkt. Beim Nachnamen werden Kenner hellhörig, spielte doch die Lanze von Kresnik eine zentrale Rolle im ersten Teil. Ludger lebt gemeinsam mit seinem Halbbruder Julius und der fülligen Katze Rollo und möchte als geschickter Kämpfer für den Spirius-Konzern arbeiten. Doch eine unüberlegte Tat kostet ihn die Aufnahmeprüfung, so verdingt er sich nun als Koch am hiesigen Bahnhof.

Ein Anschlag auf einen Zug führt dazu, dass sich seine Wege mit denen eines kleinen Mädchens namens Elle kreuzen. Ehe er sich versieht, hat er nicht nur einen riesigen Schuldenberg an der Backe kleben, sondern steht auf einmal doch im Dienste von Spirius. Auch wenn er darauf gerne verzichtet hätte, besteht sein Auftrag doch darin, den nun als Terroristen gesuchten Julius dingfest zu machen – schnell ist er auch im klassischen Heldengeschäft der Weltenrettung angekommen. Alleine ist er dabei aber nicht, schon nach kurzer Zeit schließt sich mit Jyde Mathis ein alter Bekannter an, viele weitere Veteranen des Erstlings stoßen kurz darauf ebenso zur stetig wachsenden Truppe.

Auf den ersten Blick ist bei Tales of Xillia 2 alles beim Alten. Grafisch entspricht das neue Abenteuer ziemlich genau seinem Vorgänger – will heißen, beeindruckende Kämpfe mit schicken Effekten und toll gestaltete Szenarien wechseln sich nach wie vor mit manch kahler Schlucht oder Steppe ab, während die Figuren überzeugend modelliert und animiert sind. Trotz manchmal schwankender Qualität weiß Tales of Xillia 2 visuell meist zu gefallen.

Auch das Kampfsystem gibt sich vertraut: Bandai-Namco bezeichnet es als ”Cross Dual Raid Linear Motion Battle System” – wir nennen es einfach ”flotte Echtzeit-Hauerei mit moderatem, taktischem Tiefgang und sehr schnellem Kampfverlauf”.

Die meisten Monster prügelt Ihr innerhalb weniger Sekunden über den Jordan, mit der Zeit kommt Ihr auch mit den komplizierteren Sonderregeln klar und legt dann Bosse der Marke extra-bissig souverän aufs Parkett. Neu ist der stärkere Fokus auf Waffen-Affinität – verschiedene Gegner reagieren auf bestimmte Waffengattungen allergisch oder resistent. Allerdings kann Held Ludger auch fließend die Waffen im Kampf wechseln: Das nimmt wieder ein wenig Strategie aus dem Spiel und macht ihn im Vergleich zu den Mitstreitern fast zu mächtig.

Natürlich schwingen die Helden wieder den Kochlöffel und brutzeln sich allerlei schmackhafte Köstlichkeiten zusammen, um die Leistung im Kampf zu steigern und nützliche, temporäre Boni mitzunehmen – all das schätzen und erwarten Serien-Anhänger. Allerdings übertreibt es Tales of Xillia 2 manchmal etwas mit der Vertrautheit, viele der besuchten Orte kennt Ihr bereits aus dem ersten Teil, grafisch hat sich dort so gut wie nichts verändert. Da hätte man doch zumindest mit etwas anderer Beleuchtung oder einem Wechsel der Tageszeit bzw. des Wetters für Abwechslung sorgen können.

Gänzlich unerwartet ist dagegen ist die Schweigsamkeit von Ludger: Tatsächlich ist der junge Mann mit dem zweifarbigen Haarschopf der erste stumme Held der Seriengeschichte. Im Gegensatz zu Kollegen wie Lloyd, Yuri und Luke hören wir Ludgers Stimme nur im Kampf und bei kurzen, unartikulierten Ausrufen. Alle anderen Gespräche führt der Spieler an seiner Stelle und kann so kaum den Verlauf der Handlung beeinflussen, wohl aber das Verhältnis der Figuren untereinander. Ob dieses Plus an Interaktion allerdings die dadurch eher mäßige Charakterisierung des Protagonisten rechtfertigt, liegt wohl im Auge des Betrachters.

Ebenso ungewohnt ist die Schuldenmechanik: Schon nach kurzer Spielzeit darf Ludger eine gigantische Summe abstottern, sonst werden ihm diverse Einschränkungen in Sachen Reisen auferlegt. Dadurch kommt Ihr um die zahlreichen, gut bezahlten Subquests kaum herum. Schnell entpuppt sich diese Mechanik jedoch als schnöder Spielzeit-Strecker: Selbst wenn Ihr unbedingt wissen wollt, wie die Handlung weitergeht, müsst Ihr immer wieder Pausen einlegen, in der das nötige Geld für Eure Gläubiger beschafft wird. Das hätten die Entwickler ruhig eleganter lösen können.

Thomas Nickel meint: Ein Schritt vor, ein Schritt zurück – das scheint hier das Motto zu sein. Beim Kampfsystem punktet das Spiel auf ganzer Linie: Die Gefechte sind schnell, sehen toll aus und überzeugen bei fortlaufender Spielzeit mit überraschender Komplexität. Auch die Handlung bietet tolle Ansätze, immer wieder müssen Ludger und seine Begleiter ihre Aktionen deutlich in Frage stellen. Doch mit dem stummen Helden haben sich die Entwickler keinen Gefallen getan – so mangelt es dem Protagonisten einfach an Charisma. Noch störender ist die mittels Schulden-Rückzahl-Druck in die Länge gezogene Spielzeit: Ständig werden meine Geldvorräte abgeschöpft oder ich muss die Handlung für weitere Nebenaufgaben unterbrechen. Gemeinsam mit vielen wiederverwendeten Szenarien verhindert dies, dass Tales of Xillia 2 die Klasse des Erstlings erreicht – auch wenn das Rollenspiel unterm Strich trotzdem überzeugt.

  • viele bekannte Helden
  • spannender Story-Ansatz
  • gelungenes Kampfsystem
  • der Held ist stumm
  • ständig werden Schulden abgestottert

Ordentlicher Rollenspiel-Nachfolger, der vieles richtig macht, aber auch ein paar unerwartete Design-Macken aufweist.

Singleplayer80
Multiplayer
Grafik
Sound
Doc Winchester
I, MANIAC
Doc Winchester

Ich habe den ersten Teil gerne gespielt, aber die erwähnten Mängel bremsen den Spielspaßdoch schon sehr.