White Night – im Test (PS4)

0
870
Spiel:
Publisher:
Developer:
Genre:
Getestet für:
Erhältlich für:
USK:
Erschienen in:

2009 blickte unser freier Autor und Retro-Experte Winnie Forster tief in die Seele schwarz-weißer Videospiele und urteilte: ”Was in der Urzeit technische Restriktion war, ist heute Zeichen kreativer Freiheit.” In der Tat scherte so mancher Titel der letzten Jahre beim Textur-Wettrüsten bewusst aus und setzte auf den Reiz des Kontrasts – nicht umsonst kommt der Schwarz-Weiß-Fotografie auch heute noch große Bedeutung zu. Von Echochrome bis Mad World, von Limbo bis The Unfinished Swan – immer wieder zog uns Hell-Dunkel-Software gerade wegen des Verzichts auf Farbe in ihren Bann. Das gelingt auch White Night aufs Vortrefflichste, zudem passt die Optik hier perfekt zu Story und Setting.

Das französische OSome Studio erzählt eine Spukgeschichte, die in Boston während der großen Depression spielt. Nach einem Autounfall verschlägt es die verletzte Hauptfigur in ein Anwesen, das – so werden wir bald erfahren – zwar menschenleer, aber trotzdem nicht unbewohnt ist. Wir lesen uns die Hintergrundgeschichte mittels zahlreicher Textdokumente an: Es geht um Alkoholismus, rauchige Jazz-Lokale und eine Mordserie. Dazu gesellen sich Themen wie Krankheit und Tod, große Hoffnungen und gescheiterte Träume. Harter Stoff also, der Euch schon mal runterziehen kann.

Auf der Suche nach dem Schwefelholz: Passend zur morbiden Geschichte lastet eine drückende Dunkelheit auf den Räumen des Adventure-Hauses. Die können wir für Sekunden vertreiben, indem wir ein Streichholz anzünden – praktischerweise haben die alten Besitzer reichlich Schachteln liegen gelassen. Doch Vorsicht: Manchmal ist – wie im echten Leben – ein Rohrkrepierer unter den maximal zwölf Hölzchen, die Ihr mit Euch führt.

Mithilfe dieser mobilen Helligkeits-Oasen bringt Ihr buchstäblich Licht ins Dunkel des Hauses. Ihr durchstreift die Räume, betrachtet Gemälde, öffnet Türen und Truhen, sucht Schlüssel und – ganz wichtig – knipst Lampen an. Blöderweise ist mancher Stecker aus der Dose gerutscht, sodass vor der Erlösung durch die Lichtflut ein pechschwarzer Gang durchschritten werden muss.

Angst macht Euch White Night immer wieder: Die Tonkulisse schwillt an und aus dem Schatten schält sich ein schemenhafter Geist – dann müsst Ihr rennen (kämpfen kann Eure Figur nicht) und hoffen, dass der nächste Lichtschalter funktioniert und die Helligkeit die Spukgestalt vernichtet. Aber auch ohne Geister wirkt die bloße Schwärze vielerorts belastend: Wer ohne Streichholz einige Sekunden im Dunkel steht, der fällt dem Wahnsinn anheim und muss zum letzten Speicherpunkt. Gespeichert wird übrigens an einigen Sesseln, die in mehreren Räumen stehen.

Gelegentlich reißt Euch White Night aus den beengten Fluren des Anwesens und wirft Euch in (Alb-)Traumsequenzen kleine Rätselhappen vor die Füße. Die treiben die Geschichte voran und liefern Hinweise auf ein eventuelles dunkles Geheimnis.

Matthias Schmid meint: Ich bin ein eher furchtsamer Spieler, der gut erzählte Geschichten liebt – und damit perfekt geeignet für ein paar spaßige Stunden in der virtuellen Spukvilla. Die düstere Story um eine Jazz-Sängerin hat mich interessiert und bei Laune gehalten – etwas knapperer Lesestoff und ein paar verwechselbare Namen weniger hätten aber nicht geschadet. Auch manchen Allgemeinplatz hätten sich die Franzosen sparen können: Geisterhafte Blondinen, Autounfälle wegen kleiner Mädchen und eine grausige Mordserie an Frauen sind mir schon zu oft begegnet. Dafür überzeugt der ausgewogene Mix aus Suchen, Fürchten und Rätseln. Die Atmosphäre in Kombination mit der großartigen Schwarz-Weiß-Optik ist schlicht genial – in dieser Hinsicht ist meiner Meinung nach kaum Luft nach oben. Und angesichts der toll gewählten, festen Kamerawinkel verzeihe ich gern das ein oder andere nervige In-die-falsche-Richtung-Laufen bei den Perspektiv-Wechseln.

Melancholisches Grusel-Adventure in stylishem Schwarz-Weiß-Look.

Singleplayer8
Multiplayer
Grafik
Sound
Prometheus
I, MANIAC
Prometheus

Sieht richtig toll aus und habe ich mir nach dem gelesenen Test in der Ausgabe direkt auf meinen Steam-Wunschzettel nach ganz oben gepackt. 🙂

Zetsubouda
I, MANIAC
Zetsubouda

Wirkt wie der krasse Gegenentwurf zu Unfinished Swan, so von Weiß in Weiß mit Tintenspritzern zum Quasi-Scherenschnitt… Interessant finde ich es allemal, aber wenn dieses Teil auch so schnell Kopfschmerzen verursacht, kann ich drauf verzichten. ^^

Gast

ALONE IN THE DARK, was!? =)

Gast

interessiert mich sehr das Game 🙂