Sebastian schaut… Video Games: The Movie

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Laut virtuellem Klappentext hat es sich Video Games: The Movie zur Aufgabe gemacht, die Videospielindustrie, ihren Einfluss und ihre Geschichte von Atari bis Xbox in rund 100 Minuten zu erklären. Große Worte. Als der Film jetzt beim deutschen Ableger von Netflix im Angebot auftauchte, dachte ich mir, dass ich mal klären solte, ob dieser vollmundigen Beschreibung auch Taten folgen.

Es geht dann auch gleich mal flott los, denn in schnellen Schnitten werden viele Szenen aus verschiedenen Videospielen gezeigt, untermalt von dem Queen-Hit “Don’t Stop Me Now”. Anschließend werden einige Branchengrößen wie Randy Pitchford zu ihrer Meinung über Videospiele gefragt und in Rekordzeit einige Statistiken zu der Thematik heruntergespult.

Gottseidank schaltet man danach jedoch mindestens zwei Gänge zurück und frühstückt die Geschichte unseres Hobbys kurz, knapp und präzise ab. Dabei hangelt man sich von Generation zu Generation und hebt stets den wichtigsten Hardware-Vertreter hervor. Schade ist hier nur, dass sich nur auf die allerwichtigsten Daddelkisten beschränkt wird. So findet der Sega Dreamcast etwa gar keine Erwähnung, obwohl er die erste “richtige” 128-Bit-Konsole war und sich erstmals anschickte, Onlinespiele im größeren Rahmen populär zu machen. Auch eventuelle Rivalitäten zwischen Herstellern werden gar nicht erwähnt und der Handheld-Bereich nur am Rand gewürdigt.

Die restliche Filmzeit wird mit diversen Themenschwerpunkten gefüllt. So findet zum Beispiel der große Videospielcrash ausführlich Erwähnung und es wird aufgezeigt, wie denn Videospieldesign funktioniert. Schön ist, dass dabei immer wieder altes Werbematerial eingespielt wird, weil der Zuschauer dadurch am schnellsten den zeitlichen Kontext versteht. Das ergibt etwa bei E.T. Sinn, weil man zuerst den verheißungsvollen Werbespot und dann das sehr dürftige Endprodukt präsentiert bekommt. Währenddessen erklären diverse Entwickler immer die Zusammenhänge oder ihre Gedanken bzw. Erfahrungen dazu.

Abgerundet wird der Film schließlich mit Endseqenzen aus diversen Videospielen, wie etwa der Legend of Zelda-Serie und Outtakes.

Hat es sich nun gelohnt den Streifen anzusehen? Ja und nein. Zunächst einmal wurde mir ein audiovisuell beeindruckendes Produkt geboten, das sich technisch absolut auf der Höhe der Zeit befindet und locker-flockig unterhält. Die Einbindung von Original-Werbespots ist eine gelungene Idee, weil hier auch an echte Raritäten gedacht wurde.

Andererseits bleibt die Doku an vielen Stellen zu sehr an der Oberfläche und bietet nur einen beschränkten Einblick. So könnte ein Zuschauer ohne Hintergrundwissen nach dem Konsum des Films etwa den Eindruck bekommen, dass Videospiele in erster Linie Action-Adventures seien, denn einige andere Genres (etwa Rennspiele) werden im gesamten Filmverlauf gar nicht erwähnt. Insgesamt scheitert der Film also an einem Anspruch, den er aber auch, realistisch gesehen, in 100 Minuten gar nicht erfüllen kann.

Wer eine wirklich gelungene und umfassende Videospieldoku sehen will, dem kann ich Games Odyssey aus dem Jahr 2002 ans Herz legen. Hier wird in vier Teilen zu je 45 Minuten ein sehr guter Überblick über die Industrie geboten. Die einzelnen Episoden liefen damals bei 3sat und sind heute auf YouTube zu finden: Teil 1 – Teil 2 – Teil 3 – Teil 4

Vreen
I, MANIAC
Vreen

Leider auch viel zu unkritisch um als Dokumentation ernst genommen zu werden. Im Grunde ein einziger werbefilm der videospielindustrie, der auch bei grossen kontroversen Themen wie medienkonsum bei Kindern und gewalthaltige Spiele schrecklich polemisch und mit sehr parteiischer Perspektive argumentiert.

AkiraTheMessiah
Gast

Auch das ganze bei Netflix angeschaut. Fühlte mich gut Unterhalten und mehr ist auch nicht.Zielgruppe sind wohl mehr Menschen die noch nie oder ein wenig mit Videospielen zu tun hatten. Vielleicht wagt sich mal ein Deutsches Dokuteam an diese Materie .. Vielleicht Leute die von Berufswegen damit zu tun haben .. *zwinker* *zwinker*

Beeberman
I, MANIAC
Beeberman

Hatte die selben Eindrücke beim gucken

daMatt
I, MANIAC
daMatt

Habe ihn mir letzes Wochenende ebenfalls auf Netflix angesehen. Wie du es schon sagst. “”Unvollständig aber unterhaltsam””Ein kurzer ausflug auf Google hat übrigens diese interessante Video- / Linksammlung ans Tageslicht beförderthttp://www.pixelprospector.com/the-big-list-of-video-game-documentaries