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Star Wars the Last Jedi

Achtung, ich habs mit Spoilertags probiert, aber irgendwas mach ich falsch oder funktioniert nicht. Falls das ein Mod fixen kann, bitte den Text bis vor das Fazit in Spoilertags setzen.

[b]Spoiler[/b] (um den Text zu sehen, einfach mit dem Mauszeiger drüber fahren – nicht klicken. Auf dem Smartphone/Tablet muss der schwarze Balken hingegen einmal angetippt werden):

[spoiler]Der Mittelteil einer Trilogie. Ein Film, der durchaus konventionelle Wege geht, aber nicht die, die zu erwarten waren. Die Geschichte des Scheiterns von vielen Figuren und wie sie sich wieder aufraffen, um ihrer Bestimmung zu folgen. Eine Fortsetzung, die die Fragen des Vorgängers aufnimmt und sie zum Teil beantwortet, zum Teil aber die Fragestellung grundsätzlich ändert. Der Neubeginn und das Ende einer Ära. Ein Film mit konstruierten Plots, die nicht so recht funktionieren und mit Wendungen, die Charakteren eine Tiefe verleihen, die man so eher nicht erwartet hätte. Ein Teil einer Saga, der das Fandom polarisiert und das auf verschiedenen Ebenen.
Ja, all das ist the Last Jedi und noch sehr viel mehr. Ich muss sagen, dass nach einer Sichtung kein abschliessendes Urteil gefällt werden kann. Irgendwie gings mir da ein wenig ähnlich, wie nach the Dark Knight von Nolan. Der Film spinnt ein feines Netz aus mehreren Ebenen, die sich nicht alle nach einer Ansicht erfassen lassen. Dazu ist eben auch der Kontext der Saga nötig. Das macht ihn gewissermassen auch anstrengend. TFA war sicher der sehr viel leichter zu konsumierende Teil gewesen, um mal einen direkten Vergleich mit dem Vorgänger zu bemühen. Dieser stellte für sich ein Revival von Star Wars dar, riss viel an, zu viel mMn, und etablierte Star Wars an seinem Platz an der Spitze der Hollywood-Blockbuster. Die Kritik der selbstgefälligen Machweise und Dauerzitierei war und ist nicht unberechtigt gewesen. Und genau darauf baut the Last Jedi auf. Wie TESB aus den recht simplen Motiven eines Märchens eine Familiensaga machte, so vollzieht auch der achte Teil einen Paradigmenwechsel, indem er die Handlung gewissermassen vorzeitig beendet und gekonnt die Erwartungen der Zuschauer unterläuft. Der Tod von Snoke als Meilenstein in der Vita von Kylo zu lancieren, damit hätten die wenigsten gerechnet. Insbesondere wurde Snoke als ein Machtnutzer gezeigt, der allen haushoch überlegen war. Hier bemühte man sich einmal mehr, den Schurken über die Klinge der eigenen schieren Arroganz springen zu lassen wie man es mit dem Imperator getan hatte.
Nein, die ST ist nicht die Geschichte, wie Rey Kylo bekehrt und sie gemeinsam das ultimativ Böse vernichten. Es geht viel mehr darum, die Ausrichtung einer Institutionalisierung der Macht in neue Bahnen zu lenken. So ist es Yoda selbst, der den heiligsten Ort der Jedis in Brand steckt und die Selbsterkenntnis der Jedis verkörpert, den dogmatischen Teil nicht als Ultima Ratio anzusehen. Die Jedi wie auch die Sith sind Vergangenheit. Viel eher ist es die Macht selbst, die eine Balance schafft. So drückt es zumindest auch Snoke aus. Sie ist auch nicht an eine Blutlinie oder einen Status gebunden. Das ist beispw. eine der Wahrheiten, die Rey entdeckt und mit der nicht wenige Fans so ihre Mühe haben. Schon wird spekuliert, dass sich das noch ändern könnte. Für mich steht fest, dass die Aussage bezüglich ihrer Herkunft eine eindeutige ist und dem Thema des Films eben Rechnung trägt.
Kommen wir mal zu dem Punkt, der mir sehr gefallen hat an TLJ. Das wäre zum einen Luke. Mark Hamill liefert eine seiner besten Leistungen ab. Lukes Zweifel sind der rote Faden, der die OT mit der ST verbindet. Immerhin war er der erste Jedi, der nicht wirklich eine klassische Ausbildung genossen hatte. Und auch oft entgegen den Ratschlägen seiner Mentoren handelte. So ist eine der stärksten Szenen, die, in der er der Versuchung erliegt, Kylo im Schlaf zu töten. Einmal sehen wir Kylos Variante und einmal Lukes. Das interessante ist, dass man durchaus beides als Wahrheit gelten lassen kann. Dass Luke schon immer auf einem schmalen Grat wanderte, sah man schon in RotJ. Dort nutzte er auch dunkle Machtskills, wie etwa das Würgen von Gegnern oder griff im Zorn an.
Die Auflösung zum Ende war dann nicht mehr ganz so überraschend, einzig dass es sich um eine Projektion handelte und er erst danach zum Machtgeist wurde, war ein netter Einfall, der in dieser Art nicht zu erwarten war. Lief im Prinzip auf das selbe hinaus.
Die Entwicklung von Finn kam mMn etwas ins Stocken, dazu war mir der Canto Bight Part zu wenig ausgebaut. Die Geschichte mit der Sklaverei hätte einen deutlich besseren Impact haben müssen. Da wärs mir lieber gewesen, sie hätten den Rest der Zeit auf dem Planeten überdauert.
Das führt dann unweigerlich zum Umsetzen des Plans. Das war leider der Teil am Film, der für mich am wenigsten plausibel war und ständig versucht wurde, krampfhaft mit irgendwelchen Erklärungen deren Sinnhaftigkeit zum Ausdruck zu bringen.
Also da wollte uns RJ ernsthaft weismachen, dass die First Order brav hinter der Rebellenflotte hinterhertuckert, anstatt ihnen mit Lichtgeschwindigkeit den Weg abzuschneiden? Sry, nachdem man schon den Falken auf Kurzdistanz mit Lichtgeschwindigkeit in die Atmosphäre eines Planeten eintauchen liess, irgendwie schwachsinnig. Ebenso das Verstecken auf einem Planeten (Crait), wo jeder genau sieht, wo die hinfliegen. Autopiloten kennt man in SW scheinbar auch nicht. Und diese Liste liesse sich endlos fortsetzen. Nehmen wir mal die Flucht durchs Hintertürchen auf Crait. Ja sag mal, hat denn die FO noch nie was von Einkreisen gehört? Wozu auch Tie-Fighter losschicken, wenn man lahme Walker hat? Die ganze Verfolgung war ein einziger Abriss von jeglichem Kompetenzgefühl, das man der First Order oder der Rebellen-Allianz attestieren konnte.
Der Film ist immer dann am stärksten, wenn die Charaktere im Vordergrund stehen, steht die Handlung im Zentrum, ist er stellenweise wirklich grottig. Hier hätte es schlicht ein besseres Drehbuch gebraucht. Dass Charaktere Fehler machen, ist durchaus gut für die Authentizität ihrer Persönlichkeit, etwa Holdo oder Finn und Rose, die einem Söldner scheinbar blind vertrauen. Trotzdem hätte man einiges anders lösen können, damit die Geschichte hier insgesamt kohärenter wirkt. Der Umgang mit Poe beispw.. Holdo wird ja nicht ohne Grund den Rang eines Admirals bekleiden. Aber praktisch den besten Mann aussen vor zu lassen und so zu riskieren, dass eigenmächtige Entscheide ein Problem darstellen, passt da nicht so recht ins Gesamtbild.
Dann gabs da Szenen, die man entweder geschluckt hat oder zum Stolperstein machte. Leias Flug durchs All beispw.. Machtfähigkeit hin oder her, das war wirklich over the top.
Oder nehmen wir Reys kurze Bemerkung während einer telepathischen Verbindung mit Kylo, er solle sich doch bitte was anziehen. Das mutete genauso befremdlich an, wie der Humor an einigen Stellen eher unpassend erschien.
Für mich gehören aber die Szenen auf Ahch-To mit den Inselbewohnern zu den lustigsten, ebenso die Interaktion von Chewie mit den Porgs. Das war genau die Art Humor, die gut zu SW passt. Die Reaktionen des Kinopublikums haben das bestätigt. Zumindest von den wenigen anwesenden. Ich besuchte ja ne Nachmittagsvorstellung, weil ich den Film auf keinen Fall in 3D sehen wollte.
Die Fights mit den Guardians von Snoke waren auch toll in Szene gesetzt. Das World Building hat auch an vielen Stellen überzeugt. Ich fand zwar Canto Bight nicht so spannend, weil gerade das Casino mehr nach Bond-Film aussah als nach Cantina auf Mos Eisley, aber die Szenerien waren immer mit so vielen Details vollgestopft, dass man da auch nicht alles mitkriegt.
Für eine andere Kontroverse sorgte der Besenjunge mit Machtfähigkeiten. Für viele eine typische Post-Credit-Szene, die wie ein Umbruch im Film wirkt. MMn hätte das auch gut als Ende zur ST gepasst. Aber scheinbar sollte der Neubeginn schon früher eingeläutet werden. Ob das Thema sein wird in der nächsten Episode? Schwierig vorauszusagen, die Szene, in der man erkennt, dass Rey die Lehren der Jedi in Form der Bücher mitgenommen hat, könnte auf den Aufbau eines neuen Ordens schliessen. Dies wohl aber abseits der bisher bekannten Doktrin. Der Weg von Kylo scheint mir genauso wenig klar vorgezeichnet zu sein.
Die grosse Unbekannte in der Gleichung könnte allerdings jemand ganz anderes sein. Hux. Oh ja, die Figur wurde mir eine Spur zu lächerlich gemacht. Aber jetzt, wo der Schutz von Snoke weg ist und Kylo das Sagen hat, läuft Hux Gefahr, beim nächstmöglichen Vorwand, das Zeitliche zu segnen. Sein Griff zur Waffe im Thronsaal sagt schon sehr viel aus. Vielleicht schenkt uns Abrams einen Grima-Schlangenzunge-Moment und Hux darf sich an Kylos Abgang beteiligen. Dass dieses Spannungsfeld weiter ausgelotet wird, bleibt abzusehen.
Etwas traurig stimmt die Tatsache, dass die Beziehung zwischen Leia und Poe ein so abruptes Ende finden wird. Immerhin hat er sich zu einer Art Ziehsohn entwickelt, insbesondere nachdem Leia sich von einer Bekehrung Kylos definitiv verabschiedet hat. Dass man sie nicht in TLJ schon herausgeschrieben hat, wäre immerhin möglich gewesen, lässt viel Raum für Spekulationen offen.
Das führt für mich ganz allgemein zur Prognose von Teil 9. In TLJ wurde eigentlich ein Grossteil zu Ende geführt von dem, was man sich für das Ende der Trilogie erhoffen durfte. Wird Teil 9 nun ein in die Länge gezogenes Duell zwischen Rey und Kylo sein? Das bisherige Fehlen der Ritter von Ren, könnte ein Hinweis darauf sein. Schliesslich wird man nicht darauf verzichten, Rey in Action zu sehen und dafür brauchts Kanonenfutter, das sich angemessen vom Standard-Sturmtruppler abhebt. Alles andere würde mich überraschen. Freilich ist damit noch nicht geklärt, auf welches Level die Beziehung zu Kylo klettern wird. Aussöhnung? Schliess ich nicht aus. Denn den Drang von Rey, Kylo zu töten, den gabs eigentlich bislang nicht. Das Zitat von Kylo, gemeinsam über die Galaxie zu herrschen, bringt ihn schon eine Stufe weiter, als es Vader in TESB gewesen war. Denn dort war der Imperator noch ein Hindernis und Vaders Aussage vielleicht auch nur eine List. Hier hingegen ist Snoke Geschichte. Warum also sollte Kylo Rey locken, wenn es nicht dessen ehrliche Absicht wäre?
Ganz ehrlich, ich wünsche mir überrascht zu werden. RJ hat nicht alles perfekt gemacht, aber in der Summe kann ich zufrieden sein mit dem Film. Was Abrams nun draus macht, werden wir abwarten müssen. Ich bin ehrlich gesagt nicht übermässig zuversichtlich, weil Abrams wieder Hand anlegen wird am Drehbuch. Und sry, das hat er mehrfach bewiesen, ist nicht seine Stärke. Ich lass mich gerne belehren, aber den Tatbeweis ist er noch schuldig.
Der Soundtrack von Williams ist gewohnt genial, aber ein eigenständiges Thema hab ich leider vermisst. Hätte dem Streifen aber definitiv gut getan. Nur muss man auch sagen, keiner kanns besser. Bisher hab ich noch nix im SW-Universum gehört, dass an Williams auch nur im Entferntesten ranreicht. SW ohne ihn, dürfte eine verdammt grosse Hypothek werden in Zukunft.
Avengers Infinity War mag vielleicht der meistgeklickte Trailer sein, aber SW ist Thema Nr. 1 unter den Geeks. RJ hat sein Möglichstes getan, um der Saga diese Relevanz einzuhauchen. Wir sollten nicht vergessen, im Gegensatz zu den meisten anderen Blockbustern, gibt es hier keine Vorlage, will sagen, die Macher können aus dem Vollen schöpfen und alles in eine Richtung entwickeln lassen, die sich von konventionellen Erzählstrukturen ähnlicher Filme abhebt.
TLJ wir von vielen als mutig bezeichnet. Das ist schon richtig, aber so unkonventionell ist er dann auch nicht. Er geht nur nicht den vorgezeichneten Weg, bleibt aber strukturell seinen Wurzeln treu. Es geht immer noch um den Kampf Gut gegen Böse, die Heldenreise, den Umgang mit Niederlagen usw. Nach Sichtung von Teil 9 lassen sich erst wirklich Aussagen darüber treffen, wie stark ein Gesamtkonzept vorhanden war. Aktuell merkt man davon wenig, eben wegen dieses Paradigmenwechsels, der das Altbekannte hinter sich lässt. Ganz essenzielle Fragen stehen noch im Raum, einige werden auch kaum in den Filmen beantwortet werden. Fans fordern da natürlich mehr als der geneigte Ottonormal-Zuschauer, aber von Abrams erwarte ich am allerwenigsten, dass er lose Fäden zu einem stimmigen Gesamtende verknüpfen wird. Hat er bei all seinen Serien auch nicht gemacht. Und ist auch nicht zwingend notwendig. Einen Hauch des Geheimnisvollen sollte sich SW ruhig bewahren, dann steht einer glorreichen Zukunft kaum was im Wege. Gerade in Zeiten, wo die nimmermüde Heldensuppe auf erzählerischer Sparflamme kocht, ist es an SW, das Vermächtnis von GL zu einem Massstab mythologischer Unterhaltung zu machen. SW erfindet mitnichten alles neu. Das tat GL damals schon nicht. Aber dass es sich frisch und unverbraucht anfühlt, das hat er geschafft und wenn ich über TLJ reflektiere, erkenne ich in RJs Werk einiges von diesem Geist wieder.[/spoiler]

Fazit: Wen SW auch nur die Bohne juckt, der kommt um den Film nicht herum. Die Polarisierung ist redlich verdient. RJ ist kein absoluter Ausnahmekönner, aber ein Talent, das seine Stärken dann ausspielen kann, wenn die Beziehungen der Charaktere den Handlungsverlauf bestimmen und nicht umgekehrt. Ich freu mich schon auf den Bluray-Release, um die Erfahrung weiter zu vertiefen.

[Edit: Habe den Text, wie gewünscht, in Spoilertags gesetzt.
Spoilertags funktionieren übrigens so:
Code:
[ spoiler ] Text [ / spoiler ]
Alles ohne Leerzeichen
– Gruß SFN]

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