Akte BPjM – 300: March to Glory

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Die Comic-Verfilmung 300, in der es Gerard Butler und seine 300 spartanischen Bodybuilder-Kollegen mit der Armee des Xerxes aufnehmen, bekam von der FSK trotz vieler blutiger Szenen eine Ab-16-Freigabe verpasst. Dem zugehörigen PSP-Spiel verweigerte die USK eine Alterskennzeichnung, der Titel wurde daraufhin von der BPjM indiziert. Warum? 

300: March to Glory

Entwickler: Collision Studios, USA
Hersteller: Warner
System: PSP
Veröffentlichung: 27. Februar 2007
Indizierungstermin: 2. August 2007
Indizierte Versionen: PSP (EU)
Index-Liste: A

Als Spartaner-König Leonidas müsst Ihr in 300: March to Glory die ­Armee des Xerxes aufhalten. Aus diesem Grund schnetzelt Ihr in typischer Action-­Manier aus der Third-Person-Perspektive persische Truppen gleich im Dutzend  nieder, behauptet Euch gegen wilde Tiere und nehmt es auch mit fantastischen Kreaturen auf – wie etwa den Henkern mit ihren Klingenarmen. Im Kampf nutzt Leonidas Schwert, Speer und Schild, greift auf eine Handvoll ­Spezialfähigkeiten zurück und verschanzt sich ab und an mit seinen Spartanerfreunden in einer Phalanx-Formation. Bei Kritikern löste der Titel keine Jubelstürme aus, der Metacritic-Schnitt liegt bei 55 von 100 Punkten.

»Den gewalttätigen Spielinhalten stünden sehr wenige anders gewichtete Aufgaben wie etwa das Drücken von Schaltern gegenüber. Die Rahmenhandlung ließe, ebenso wie die gewaltfreien Inhalte, keine Relativierung der gezeigten Gewalt zu. Vielmehr werde durch die Hintergrundgeschichte der Eindruck erweckt, bei den Persern handele es sich um Menschen zweiter Klasse. […] Der Sinn des Spiels liege zum stark überwiegenden Teil in den vorgenannten Gewaltdarstellungen. Der ­Spieler müsse immer wieder gezwungenermaßen Gewalt ausüben, wenn er das Spiel erfolgreich absolvieren wolle.«         

Auszüge aus der ­Indizierungs­entscheidung Nr. 5497 vom 02.08.2007

”Das Spiel wurde der Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle (USK) zur Erteilung eines Alterskennzeichens vorgelegt, eine Kennzeichnung gemäß JuSchG wurde jedoch abgelehnt, da das Gremium der USK aufgrund der im Spiel enthaltenen Gewaltdarstellungen Indizierungskriterien als erfüllt ansah.
(…)
Angriffe mit Schwert, Schild oder Speer resultieren in Blutspritzern und -schwallen. ­Einige Attacken trennen Arme und Kopf des Opponenten ab, aus den Wunden schießt eine Blutfontäne. Der Spieler kann sich in wenigen Passagen von hinten an einen Gegner heranschleichen und ihm mit dem Schwert die Kehle durchschneiden.
(…)
Wutangriffe, die in Zeitlupe und Großaufnahme präsentiert werden, erscheinen besonders brutal, da etwa ein auf dem Boden liegender Gegner mit dem Schwert aufgespießt wird, oder ein Opponent mit mehreren Schwertstichen durchbohrt wird. Besonders die akzentuierenden Darstellungen der Wutangriffe stellen sich nach Ansicht des ­Gremiums rein selbstzweckhaft dar, da sie keinen tieferen Spielzweck erfüllen.
[…]
In den Kämpfen ist aufgrund der geringen künstlichen Intelligenz der Gegner kein taktisches Vorgehen gefordert, im Allgemeinen reicht es vollkommen aus, mit beliebigen Schlagkombinationen auf die in Massen auftretenden Gegner einzuschlagen.
(…)
Die Rassendiskriminierung kommt durch Äußerungen wie beispielsweise ’Wenn es nicht griechisch spricht, tötet es!’, ’Persische Hunde!’ oder ’Hier steht kein weiterer Sport an!’ (nachdem zahlreiche Perser getötet wurden) zum Ausdruck.”

Der Wunsch unserer Leser ist uns Befehl, deshalb gibt es hier nun die Akte BPjM zum Thema 300: March of Glory. Dass der PSP-Titel brutale Gewaltdarstellungen zeigt, ist unbestritten. Köpfe und Gließmaßen fliegen durch die Gegend, das Blut spritzt. Jedoch berücksichtigt die BPjM nicht, dass die Spartaner sich laut Hintergrundgeschichte und historischer Vorlage gegen einen Angriff der Perser wehren, also nicht die Auslöser der Aggressionen sind. Dieser Fakt spielt angesichts der omnipräsenten Gewalttaten keine Rolle. Bemüht wirkt der Vorwurf der Rassendiskriminierung, der sich auf die Aufgaben (”Töte die verbleibenden Perser”) und Aussprüche der Spartaner (”Wenn es nicht griechisch ist, tötet es!”) bezieht. Die Gegner sind nun mal aus Persien und die persische Armee überfällt Griechenland – natürlich werden da klare Fronten gezogen! Zudem gibt es etwa im ebenfalls 2007 erschienenen, aber nicht indizierten Call of Duty 4: Modern Warfare in der berühmten ”Tod von oben”-Mission ähnlich zynische Kommentare von der Crew eines Kampfflugzeugs. Valide ist dagegen die Kritik am Harem-Schießstand, einem Spielabschnitt, in dem man mit einem unbegrenzten Vorrat an Speeren auf teils unbewaffnete Feinde losgeht und der Level mit einer ­aufgespießten weiblichen Figur endet. Entscheidend für die Indizierung von 300: March of Glory ist aber letztlich die menschliche Natur fast aller Feinde. Schließlich kam das ähnlich blutige God of War zwei Jahre vorher auch fast ungeschnitten zu uns.  

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

WNxKraid
Gast

Klingt zwar nicht so als sei das Spiel ein herber Verlust für die deutsche Spielelandschaft, aber da merkt man mal wieder das hier noch immer mit zweierlei Maß gemessen wird.Der Film auf dem dieses Spiel basiert, könnte mit der selben Begründung auch ein Indizierungskandidat sein, ist aber sogar ab 16 freigegeben.Ohne das Spiel jetzt zu kennen, würde ichs aber trotzdem so einschätzen, das man hier Aufgrund der Thematik (geschichtlich angehauchte Fantasy) und der Vorlage (die mindestens genauso martialisch und mit Inszenierung und Zelebrierung von Gewalt nicht spart) durchaus eine Freigabe ab 18 hätte verantworten können.