Akte BPjM – Crackdown

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Eine offene Stadt, drei Verbrecherbanden und ein Superpolizist. Im Xbox-360-exklusiven Crackdown geht Ihr in Comic-Optik auf einen gewaltsamen Feldzug gegen das Unrecht. Die USK verweigerte eine Alterskennzeichnung und die BPjM zog mit der Indizierung des Titels nach. Wir stellen Euch die Hintergründe vor.

Crackdown

Entwickler: Realtime Worlds, Schottland
Hersteller: Microsoft
System: 360
Veröffentlichung: 20. Februar 2007
Indizierungstermin: 19. März 2007
Indizierte Versionen: 360 (EU)
Index-Liste: A

Drei Straßengangs haben die Stadt Pacific City unter sich aufgeteilt. Um der Lage Herr zu werden, lässt die ordnungshütende Agency Superagenten erschaffen, welche die Kriminellen aus der Stadt treiben sollen. Ihr mimt einen solchen Superpolizisten und habt nur ein Ziel: Alle Gangbosse müssen getötet werden. Dazu bewegt Ihr Euch in GTA-Manier frei durch die Stadt, erledigt ­Nebenaufgaben, entwickelt dadurch Eure Talente und legt dabei jede Menge Feindvolk um. Blut, zynische Kommentare, verwundbare Zivilisten und die Fokussierung auf Tötungshandlungen ließen das nicht in Deutschland veröffentlichte Spiel zuerst bei der USK und dann bei der BPjM durchfallen.

»Elementarer Bestandteil von Crackdown sei die Anwendung von Gewalt gegen menschlich gestaltete Spielfiguren. Ohne Erfüllung dieses Spielinhalts könne der Spieler den vorliegenden Titel nicht lösen. Dem Spieler blieben folglich keine alternativen Lösungsmöglichkeiten. Der Sinn des Spiels liege zum Großteil in den diversen Gewaltdarstellungen.« 

Auszüge aus der Indizierungs­entscheidung Nr. 9505 (V) vom 11.10.2010

”Das Spiel wurde der Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle (USK) zur Erteilung eines Alterskennzeichens vorgelegt. Eine Kennzeichnung […] wurde jedoch abgelehnt.
(…)
Das Töten von Zivilisten führt dazu, dass sich die Fähigkeit der Waffenbenutzung ­verschlechtert. […] Opponenten stellen sich, ebenso wie die in der Stadt zu ­Hunderten ­vorkommenden Zivilisten, als ausnahmslos menschlich dar, kommen in Form von ­Männern und Frauen vor und sind heterogen visualisiert.
(…)
Mit Schreiben vom 16.03.2007 teilte die Verfahrensbeteiligte über ihre deutsche Tochterfirma mit, die Microsoft Corporation habe bereits zu dem Zeitpunkt, als von der USK keine Kennzeichnung für das Spiel erteilt wurde, entschieden, das Spiel auf dem deutschen Markt nicht zu vertreiben.
(…)
Insgesamt muss der Spieler zum erfolgreichen Absolvieren des ganzen Spiels mehrere Hundert Spielfiguren töten.
(…)
Die gewaltfreien Inhalte lassen neben der dabei vom Spieler geforderten Geschicklichkeit anders geartete Ansprüche wie Kombinatorik oder das Erkennen von Zusammenhängen vermissen. Folglich ergeben sich daraus auch keine relativierenden Elemente.
(…)
Der Umstand, dass die automatische Zielfunktion nicht auf Zivilisten angewendet werden kann, begünstigt nach Auffassung des Gremiums die Ausbildung von reflexartigem Töten, denn der Spieler muss nicht zwischen Zivilisten und Gegnern unterscheiden.
(…)
Das Gremium beurteilte das Ausmaß der in Crackdown enthaltenen, gegen Menschen gerichteten Gewalt als hoch. Der Waffeneinsatz gegen feindliche Spielfiguren resultiert in Blutflecken, -lachen und -wolken.”

Die Indizierung von Crackdown mutet im zeitlichen Kontext seltsam an, wenn man sich die im gleichen Jahr erschienenen Call of Duty: Modern Warfare und Assassin’s Creed oder das ein Jahr vorher veröffent­lichte GTA: Vice City Stories ansieht. Sicher, der Fokus des Spiels liegt ausschließlich auf gewalthaltiger Action, Feinde schreien und bluten, und es gibt keine Möglichkeit, die Missionen ohne Waffeneinsatz und zum Beispiel schleichend zu absolvieren. Aber gleichzeitig sorgt die comicartige Grafik und der Fakt, dass man keinen normalen Menschen, sondern einen Super-Agenten spielt, für eine Distanzierung vom Spielgeschehen. Zumindest der zweite Punkt wurde vom Gremium diskutiert, aber nicht als relativierend für die jugendgefährdende Wirkung empfunden. Als problematisch sahen die Jugendschützer auch die Tatsache an, dass man Leichen werfen und als Waffe nutzen kann. Heutzutage spielt so etwas keine große Rolle mehr, wie etwa die Dead Space-Spiele beweisen, in denen man auch mit abgetrennten Körperteilen und Torsi interagieren kann. Im Gegensatz zu einem von der Spielanlage vergleichbaren Grand Theft Auto fehlen Crackdown schlicht Inhalte, welche die Gewalt ausgleichen. Es gibt keine story­basierten Nebenquests, nur Geschicklichkeitsaufgaben, welche den Spieler mit Talentaufwertungen belohnen. Dem Prüfgremium waren zeitlicher Umfang und geistiger Anspruch dieser Beschäftigungen aber zu mager.  

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

thePilgrim
I, MANIAC
thePilgrim

Ich wuerde gerne mal das Protokoll von River Raid oder Blue Max lesen, oder gab es das schon ?

SxyxS
I, MANIAC
SxyxS

is besser wenns noch ein bischen wartet u ersr für Scorpio rauskommt,denn das bisher gezeigt sah grafisch sehr ugly aus.

Black Kaindar
I, MANIAC
Black Kaindar

Wird mal Zeit für Teil 3!