Akte BPjM – Moonstone

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Anfang der 1990er zeigte Mindscape mit Moonstone: A Hard Days Knight nicht nur, wie man Rollenspielelemente wie die Suche nach Ausrüstung, Erfahrungspunkte und NPCs mit Echtzeitkämpfen verbindet, sondern auch, wie man diese Gefechte möglichst blutig und detailliert darstellt. Ein klarer Fall für den Index.

Moonstone

Entwickler: Mindscape, USA
Hersteller: Mindscape
System: Amiga
Veröffentlichung: 1991
Indizierungstermin: 14. April 1992
Indizierte Versionen: Amiga
Index-Liste: A

Als einer von vier Rittern macht Ihr Euch auf, in einem Fantasyreich vier Schlüssel zu finden, welche den Weg zum legendären Mondstein freigeben. Dazu reist Ihr auf einer Übersichtskarte durch verschiedene Landesteile. Entweder besucht Ihr NPCs oder eine Stadt, um Ausrüstung zu kaufen oder beim Würfelspiel mitzumachen, oder Ihr trefft auf Monster oder andere Ritter und tretet in Barbarian-Manier gegen sie an. Besonders brutal dargestellt wird Euer eigener Tod, wenn Ihr im Kampf versagt. Mal werdet Ihr erhängt, mal erstickt oder verbrannt. Feinde mit Klingenwaffen trennen Euch den Kopf ab, der in hohem Bogen davonfliegt, während Blut im Puls-Rhythmus aus der Wunde pumpt.

»Beide Antragsteller verweisen […] auf die Ein- und Ausübung brutaler Kampfhandlungen, die den größten Teil der Spielhandlungen ausmache. Dabei seien Tötungs- und Verletzungsakte derart detailgetreu und blutig aufbereitet, dass das Spielprogramm in dieser Hinsicht einschlägige Software […] an Drastik und Exzessivität weitaus übertreffe.«       

Auszüge aus der Indizierungs­entscheidung Nr. 4300 (V) vom 14.04.1992

”Die sozialethische Desorientierung rührt hier insbesondere aus der Einübung des gezielten Tötens. Der Spieler ist […] gezwungen, zahlreiche Gegner auf grausamste Art und Weise zu ’zerstückeln’, da ihm sonst ein ähnlich blutrünstiges Ende bzw. der Abbruch des Spieles droht. Ein derartiges Vorgehen wird auf mehrfache Art und Weise belohnt.
(…)
Ein reaktionsschnelles, bedenkenloses Töten der Gegner wird dem Akteur folglich, durch das nicht beeinflussbare Programmschema, aufgezwungen. Möglichkeiten des Ausweichens oder ähnlich nonaggressiver Konfliktlösungen existieren nicht.
(…)
Da sich der Spieler im stetigen Kampf um das eigene Überleben befindet, wird er gefühlsmäßig intensiv in das Spielgeschehen einbezogen. […] [D]ie Wunden der eigenen Spielfigur werden derart drastisch und realistisch dargestellt, dass die erlittene Niederlage ungleich schwerer verkraftet werden kann. Die Art der Steuerung verlangt somit stetige Konzentration, schnelle und zuverlässige Reizaufnahme sowie mittelmäßige bis hohe Leistungen im Bereich der Feinmotorik. Eine kritische kognitive Bewertung des aggressiven Spielinhaltes ist dem Spieler aufgrund einer derart hohen, ununterbrochenen psychophysischen Beanspruchung nicht möglich.
(…)
Dabei sieht das Entscheidungsgremium die jugendgefährdende Wirkung […] nicht so sehr in der Möglichkeit, Heranwachsende könnten das Gespielte und im Spiel gefühlsmäßig intensiv Miterlebte in der alltäglichen Lebenswirklichkeit umsetzen. Die Jugendgefährdung ist […] darin zu sehen, dass der Spieler […] gezwungen ist, lebendige, teilweise menschliche Hindernisse reflexartig, nahezu instinktiv, auf grausame, menschenunwürdige Art und Weise auszuschalten. In diesem spielerischen Einüben des Tötens ist die Gefahr zu sehen, dass der Respekt vor dem Leben und der körperlichen Unversehrtheit […] herabgesetzt wird.”

Gegen die gewaltsamen und detailliert gezeigten Tode, die Euren Ritter in Moonstone ereilen, ist die Enthauptungsdarstellung in Barbarian ein Kindergeburtstag. Nach einem Gefecht gegen Sumpfmonster, Drachen oder einen der anderen Ritter zieren liter­weise Blut den Boden, während der Unterlegene mit Sicherheit gerade auf die ein oder andere Art verstümmelt wird. Klar dass die BPjM hier einschritt, um den Titel aus den Kaufhausregalen zu verbannen, auch weil die Fachpresse das Spiel positiv bewertete. Interessant ist, wie viel Bedeutung das Gremium der hohen Schwierigkeit des Spiels beimisst. Weil man sich ständig konzentrieren und die Angriffsarten der einzelnen Monster gut kennen muss, um keine Treffer zu kassieren, ist eine kritische Bewertung des Geschehens auf dem Bildschirm nicht möglich, schreibt die BPjM. Da stellt sich die Frage, ob die Beurteilung gnädiger ausgefallen wäre, wäre das Spiel leichter und Feinde beiläufig ausschaltbar. Natürlich würde dieser Umstand nicht den Hauptkritikpunkt des Gremiums schmälern: Da es keine alternativen ­Lösungswege gibt, ist der Spieler gezwungen, zu töten. Die Gefahr, dass er dadurch den Respekt vor dem Leben verliert, bleibt bestehen.

Moonstone, das man auch im Vierspieler-Hotseat-Modus spielen kann, beinhaltet übrigens im Hauptmenü eine Option, die Gewaltdarstellung abzuschalten. Auf diesen Punkt nimmt die Indizierungsentscheidung aber nicht Bezug. 

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

MontyRunner
I, MANIAC
MontyRunner

Ich hab’s nicht durchbekommen. Nicht mal ansatzweise. Die Ladezeiten waren mir zu lang. In Kombination mit dem fiesen Schwierigkeitsgrad eine ganz schlechte Kombi. Doppelte Bestrafung: Erst zerstückelt, dann die Warterei bis zur nächsten Zerstückelung.

AkiraTheMessiah
Gast

Gute Frage, ob ich das Spiel damals durchgespielt hatte … Die Schwierigkeitsgrad schwankt von Magazin zu Magazin .. Amiga Joker >> Für Experten … PowerPlay >> MittelWar jedenfalls damals, für ein paar Gore Runden immer wieder gut.

Marc29101971
I, MANIAC
Marc29101971

Ja das Spiel ist bockschwer. Ich habe es nie zu Ende gespielt.