Dieser Artikel stammt aus der M! 353 (Februar 2023).
MERING • Kaum eine Spielegattung hat die Branche so nachhaltig verändert, wie die der First-Person-Shooter. I’m Too Young To Die wirft einen umfangreichen Blick auf eben dieses Genre und skizziert seine Evolution sowie die wichtigsten Titel der ersten zwei Dekaden auf sage und schreibe 432 Seiten. Bevor Autor Stuart Maine im Jahr 1992 durchstartet, lässt er jedoch im Vorwort zunächst Doom-Miterfinder John Romero zu Wort kommen, ordnet die Ära spielhistorisch ein, klärt zentrale Begriffe in einem Glossar und widmet ein komplettes, allein 22-seitiges Kapitel wichtigen Genre-Vorläufern. Sei es nun das von der NASA entwickelte Maze War (1973), 3D Monster Maze (1982) von Melbourne House oder Corporation (1990) von Core Design – Stuart geht sehr akribisch vor, auch was die Bebilderung betrifft. Jeder Titel wird mit mindestens einem, streckenweise auch seitenfüllenden Screenshot in hoher Qualität illustriert.
Ab Seite 76 arbeitet sich der Autor dann Jahr für Jahr und sehr enthusiastisch durch den aufkeimenden Ego-Shooter-Boom, stets beginnend mit einem Blick auf relevante Genre-Trends und dicht gefolgt von messerscharfen Analysen namhafter Spiele eines Jahrgangs. Lobenswert: Prägende Hits wie Wolfenstein 3D, Doom, Duke Nukem 3D, Quake, GoldenEye 007, Unreal, Half-Life, Rainbow Six oder Halo: Combat Evolved finden dabei ebenso Erwähnung, wie Geheimtipps und Nischentitel wie etwa Killing Time fürs 3DO oder Lifeforce Tenka für PlayStation. Gleichzeitig gibt sich Stuart viel Mühe, Anekdoten und verrückte Details herauszuarbeiten. Highlight des 3 Kilogramm schweren Wälzers bleiben jedoch die 13 ausführlichen Interviews mit Genre-Wegbereitern wie Scott Miller (Gründer von Apogee), Ken Silverman (Mastermind hinter der Build Engine), James Hampton (Produzent von Alien vs. Predator), David Doak (Gründer von FreeRadical Design), Ken Levine (Visionär hinter BioShock), Warren Spector (Deus Ex, System Shock) oder Karl Deckard (Half-Life, Metroid Prime). Kurzum: eine klare Empfehlung, auch weil Stuart als i-Tüpfelchen noch auf Dutzende gestrichene Werke eingeht, darunter Andy McNab’s Team SAS und XCom Alliance.
I’m Too Young To Die: The Ultimate Guide to First-Person Shooter 1992 – 2002 • Bitmap Books • 432 Seiten • 37,95 Euro
Gekauft – danke für die Vorstellung 🙂