Beyond: Two Souls – im Test (PS3)

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2010 spaltete Heavy Rain die Spielergemeinde: Die einen hielten den PS3-Krimi für ein Meisterwerk mit akribisch ausgearbeiteten Charakteren, einer spannenden Geschichte und einem innovativen Steuerungskonzept. Die anderen warfen dem Titel genau Letzteres vor und bezeichneten das Spiel als verkopfte Quick-Time-Orgie ohne jeden spielerischen Anspruch. Die zweite Gruppe bekommt durch Beyond: Two Souls neue Munition, um gegen Quantic Dreams Mastermind David Cage zu schießen. Und die erste schüttelt enttäuscht den Kopf, fehlt dem PS3-Exklusivtitel doch vieles, was Heavy Rain so interessant und erinnerungswürdig machte.

Im Gegensatz zum letzten Quantic-Dream-Spiel übernehmt Ihr in Beyond nur die Rolle einer Person: die der übernatürlich begabten Jodie, die Ihr in ”Pulp Fiction”-Manier kreuz und quer durch eine 15 Lebensjahre umspannende Geschichte begleitet. Ihr erlebt mit ihr den Einzug ins Versuchslabor, schleicht durch einen Bürgerkrieg in Somalia, kocht für ein Date mit Eurem Vorgesetzten und helft einer Obdachlosen bei der Geburt ihres Kindes. Die Szenarien sind vielfältig, wirken aber oft planlos. Ein echter roter Faden und die Kernthematik des Spiels erschließen sich nur geduldigen Spielern, welche die ersten vier bis fünf Stunden Verwirrung und ein klein wenig Langeweile ertragen. Denn die ruppige, verbitterte Jodie ist nicht wirklich sympathisch und ihr großes Problem schnell umrissen: Sie ist seit ihrer Geburt an ein Geisterwesen namens Aiden gebunden, das Gegenstände verschieben, Menschen kontrollieren und ihnen Schaden zufügen kann. Natürlich macht Jodie dies zum Außenseiter, natürlich können ihre Eltern mit dieser Bürde nicht umgehen und natürlich wird sie damit interessant für das Militär. Beyond schafft es nur selten, Mitgefühl für die Hauptperson zu wecken und beim Spieler den Drang auszulösen, wissen zu wollen, wie es weitergeht. Dazu wird er viel zu oft in der Zeit vor- und zurückversetzt und es fehlt an Überraschungen sowie einer alles umspannenden Aufgabe. In Heavy Rain war die Frage klar: Wer ist der Origami-Killer und wo ist Ethans Sohn? In Beyond erschließen sich die Zusammenhänge erst am Ende, Durchhaltevermögen ist gefragt.

Das größte Problem von Beyond kommt aber zum Vorschein, wenn Ihr selbst die Kontrolle über Aiden und Jodie übernehmt. Denn es spielt kaum eine Rolle, ob Ihr den minimalistisch gehaltenen Steuerungsaufforderungen nachkommt oder nicht. Wer in den verwirrenden Prügeleien immer in die richtige Richtung drückt oder Jodie mit Aiden erfolgreich vor Geisterwesen beschützt, bekommt zwar längere Storysequenzen zu sehen als notorische Falschdrücker. Im Kern geht die Geschichte um Jodie aber immer auf die gleiche Art weiter. Einmal erkannt, drückt dieser Fakt die Motivation beträchtlich, zumal Heavy Rain zeigte, wie es geht: Hier kam den Quick-Time-Events eine gewisse Bedeutung zu, weil man Spielfiguren verlieren konnte. Die Möglichkeit des Sterbens sorgte für Spannung und emotionale Bindung. In Beyond kommt Jodie immer durch, egal wie Ihr Euch anstellt. Entweder ignoriert das Spiel falsche Eingaben oder Ihr erlebt einen etwas anderen Szenenschluss. Motivation und Ansporn bleiben auf der Strecke, auch wenn es eine Vielzahl Enden gibt, welche die Geschichte vernünftig auflösen.

Wenn schon nicht spielerisch und erzählerisch, wird technisch einiges geboten: Die Charaktere sind aufwendig per Motion-Capture-Verfahren animiert, die Texturen fein und Ihr wisst anhand der Mimik und Körperhaltung sofort, in welcher Stimmung sie sich befinden. Die Umgebungen fallen durch Pop-Ups und nachladende Texturen etwas ab. Die englischen und deutschen Stimmen bringen die Emotionen der Figuren gut rüber, während der reduzierte Soundtrack und die Umgebungsgeräusche sich perfekt einfügen.

Trotz Hollywood-Starpower ist Quantic Dreams Werk kein Meisterstück geworden. Fans des Studios lassen sich den Geistertrip nicht entgehen und probieren alle Szenenvarianten, alle anderen unterhält das packendere Heavy Rain besser.

Tobias Kujawa meint: Schade, eigentlich bin ich ein großer Fan von Quantic Dream und befürworte die innovativen Herangehensweisen eines David Cage an das Medium Videospiel. ”Heavy Rain” zähle ich zu meinen Lieblingsspielen gäbe es bei jedem Durchlauf einen anderen Mörder, wäre es in meinen Augen perfekt. Beyond zog mich leider zu keiner Zeit so in den Bann wie die Jagd auf den Origami-Killer. Die Anforderungen an den Spieler sind noch niedriger, Jodie irgendwie unsympathisch, die Geschichte durch die vielen Sprünge verwirrend und zersplittert. Dadurch, dass die Story weitergeht, egal was ich tue, fehlt mir die Bindung zu dem gebeutelten Mädchen und ihrem Geisterfreund, dessen Fähigkeiten mir zu inkonsequent umgesetzt sind. Warum kann er nur bestimmte Objekte bewegen, nur ein paar Personen kontrollieren und nur in speziellen Szenen durch Wände und Decken gleiten? Schon klar, die Spielmechanik verlangt es, logisch ist das aber nicht. Zugute halten muss man dem Werk die vielen Schlussvarianten, welche die losen Storystränge schlüssig bündeln und mich zufrieden zurücklassen. Warum man aber die Credits nicht abbrechen kann und warum es kein New Game+ in chronologischer Reihenfolge gibt, bleibt mir ein Rätsel.

Matthias Schmid meint: Mein ”Gut” hat das Spiel verdient, weil ich den Willen der Entwickler schätze, unser Hobby weiterzubringen. Außerdem gibt es zu viele Titel, die zugunsten von Spielbarkeit und Grafik die Story hinten anstellen. Das trifft auf Beyond nicht zu, hier steht Jodies interessante Lebensgeschichte im Vordergrund. Die Dame war auch mir anfangs unsympathisch – letzten Endes sorgten aber einige ganz starke Szenen (Jodie als Obdachlose, Jodie besucht eine Psychiatrie) dafür, dass mir die gebeutelte junge Frau doch etwas bedeutete. Gleichzeitig störte ich mich an der im Vergleich zu Heavy Rain simpleren, aber schlechteren Steuerung – ein Rückschritt! Zudem ärgerte ich mich über einige arg holprige Abschnitte (Flucht im Wald, Jodie im Krieg) und den fehlenden Schneid, den asiatischen Schurkenstaat im Spiel China zu nennen – Kazirstan gibt’s nämlich nicht!

  • findet mit Aiden Bonus-Artworks und Trailer
  • verschiedene Enden pro Szene
  • teils seriöse Themen
  • auch für Nicht-Spieler geeignet

Beyond ist noch mehr selbst ablaufender Film als seine Vorfahren. Leider fesseln weder Spielmechanik noch Geschichte.

Singleplayer70
Multiplayer
Grafik
Sound
ramazzotti
I, MANIAC
ramazzotti

So, gestern durchgespielt und für sehr gut befunden.89% von mir. Die serientypische, hakelige und träge Panzersteuerung verhindern 90+.Lasst euch von der schlechten 70 hier nicht abschrecken und riskiert einen Blick.—————————————————————————————————– Anforderungen an den Spieler sind nicht niedriger als bei HR – wo war HR bitteschön anspruchsvoller?- auch die Steuerung sehe ich jetzt nicht schlechter, resp. simpler als in HR – mMn gehen beispielsweise die QTEs leichter von der Hand und sind schöner ins Spiel integriert worden- Flucht im Wald – ja, holprig // Jodie im Krieg – nein, nicht holprig- ob Jodie nun sympathisch/unsympathisch ist sei mal dahin gestellt – ist subjektiv – mir war sie sehr sympathisch- wenn man von 12 bis mittags denken kann, ist die Story nicht verwirrend (als Gedächtnisstütze gibt es ja vor jedem Kapitel einen Zeitstrang, anhand dessen man alles gut einordnen kann)- Aiden’s Fähigkeiten sind mMn gut implementiert – und ja, die Spielmechanik verlangt eine begrenzte Einsatzfähigkeit – man kann aber natürlich auch Korinthen kacken- nicht abbrechbare Credits – in der Tat ein heftiger – wenn nicht sogar der größte – Minuspunkt- aber Nein – dass der asiatische Schurkenstaat Karzistan heißt ist eigentlich noch schlimmer 😉

Falconer75
I, MANIAC
Falconer75

Die Zahlenwertung stößt bei diesem Produkt mal wieder an seine Grenzen. Der Test ist inhaltlich stringent und nachvollziehbar. Das gilt aber z.B. auch für das Review vom play³-Kollegen Lohmüller. Da steht aber ‘ne 89 drunter. So ist das bei Kunstwerken. Dem einen gefällt’s, dem anderen nicht ganz so. Alles ist gut.

rarebonn
I, MANIAC
rarebonn

ich glaube es ist einfach ein Spiel was so in Worten schwer zu beschreiben und der subjektive Eindruck schlecht vermittelbar ist.Vielleicht sollten sie eine extra lange Demo herausbringen die einem das einfach praktisch ein stückweit selber erleben/erfahren lässt.Spreche von einer std oder so.

Marc29101971
I, MANIAC
Marc29101971

@AngelSlayer: Die Meinung der anderen kann dir doch egal sein! Hauptsache du hattest eine Menge Spaß mit dem Spiel. Ich fand es auch sehr sehr geil und ich hoffe, dass noch mehr von dieser Sorte erscheinen werden.

AngelSlayer
I, MANIAC
AngelSlayer

Ich kann dieses Review leider überhaupt nicht nachvollziehen.Die Vergabe von Punktewertungen statt eines anspruchsvollen Artikels (Diskussion!) sei mal dahingestellt.Für mich ist das, was Cage da abgeliefert hat, wirklich super. Vor dem Spielen und auch während der ersten Kapitel war ich auch noch etwas skeptisch, das hat sich aber alles relativ schnell gelegt.Mehrmals habe ich jetzt schon Meinungen gelesen, nach denen die Story verwirrend erzählt wird. Dazu muss ich nur sagen – der Spieler von heute ist wohl echt das Primitivste gewöhnt und alles anspruchsvollere wird gleich als kompliziert empfunden. Tatsächlich macht Beyond aber nicht anderes als ganz typische Episodenfilme, bei denen einzelne Sequenzen erst gegen Ende die Lösung des Puzzles ergeben. Ich fand die erste CIA-Mission etwas kontextlos, aber größtenteils war doch eigentlich klar, was los ist. Als Gegenbeispiel gibt es genug Spiele, die chronologisch verlaufen und bei denen ich nichts verstehe.Und der klare Vorteil von Beyond gegenüber Heavy Rain ist doch, dass es nicht diese desaströsen Plotholes gibt… (zumindest sind mir noch keine aufgefallen). Die Story ist sicherlich ein stückweit linearer als bei HR, aber ich finde den Ansatz von Zeitsprüngen trotzdem sehr gelungen… Vielleicht wäre es cool gewesen, am Ende die Geschichte in chronologischer Reihenfolge anzubieten, wobei ich glaube, dass das das Spielerlebnis eher negativ beeinflussen würde.Die technischen Nörgeleien sind leider auch einfach falsch. Die freie Steuerung von Jodie ist nicht gerade die beste, aber sicherlich besser als bei Heavy Rain. Ich bin bestimmt nur halb so oft irgendwo hängen geblieben. Die QTE haben, zugegeben, weniger Gewicht als bei Heavy Rain. Andererseits wird auch hier wieder HR völlig falsch dargestellt. Nur 2 der 4 Charaktere können im letzten Drittel oder gar Viertel des Spiels in je ein oder zwei Szenen sterben. Und die Logik erlaubt nunmal nicht, dass die einzige Hauptfigur stirbt, da die Story dann zu Ende ist. Das ist auch bei jedem Film so. Hätte man jetzt wieder 3 andere Charaktere spielbar machen sollen, nur damit der Spieler Verlustängste bekommt? Wir wollen doch neue Spiele und nicht Heavy Rain 2 etc.!? Ich bin jedenfalls froh, dass Cage versucht hat etwas neues zu erschaffen was Story-Telling angeht. Klar, viele Elemente sind schon sehr Hollywood, aber wir müssen uns bewusst werden, dass es (noch) nicht viele Spieler dieser Art gibt und noch einiges an Arbeit bevorsteht, um solch ein Erlebnis abzurunden. Aber da waren wirklich gute Leute dran meiner Meinung nach… Ich war gerade während der letzten Kapitel so dermaßen geflasht, das hat schon lange kein Spiel mehr geschafft.

fallibart
I, MANIAC
fallibart

ich habe es durchgesuchtet und es genossen. ob ich es noch einmal spielen werde weiss ich aber noch nicht.

ramazzotti
I, MANIAC
ramazzotti

Fahrenheit hat mich damals auch mega geflashed. Echt eine Perle…

Morolas
I, MANIAC
Morolas

oh jeee…nicht dass es noch mehr film ist als Spiel,sondern dass die Geschichte nicht das ist was sie müsstefür ein solches Spiel. Nur werde ich aus dem Test nicht schlau, ob die Geschichte fesselnd ist oder nicht.Ziemlich wiedersprüchlich oder ungemein subjektiv?Bei diesem Genre ist es ja das wichtigste. Nichts kommt an Fahrenheit ran. werde es mir aber doch mal ankucken.