Sniper Elite III – im Test (PS3/PS4/360/XOne)

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Bisher schickten Euch die Sniper Elite-Einsätze ins umkämpfte Berlin der letzten Kriegstage – Teil 3 entfernt sich vom tatsächlichen Geschehen
des zweiten Weltenbrands und verfrachtet Euch in ein halbwegs realistisches Afrikaszenario, wo Ihr italienische und deutsche Stützpunkte aushebt, Jagd auf einen Nazi-General macht und die Entwicklung eines Superpanzers verhindert. Storysequenzen gibt es kaum, die Sprecher sind mäßig und die Inszenierung solide, aber manchmal etwas holprig. Im Grund hätte Rebellion auch sagen können: Hier habt Ihr acht große Einsatzgebiete in Nordafrika, erledigt die Missionsziele, dann ist das Spiel aus. So hätte man Euch die langweilige Pseudo-Geschichte mit dem gesichtslosen Helden erspart – Ihr hättet nichts verpasst. Und trotzdem solltet Ihr Sniper Elite III auf keinen Fall verpassen, denn der Schleich-Shooter punktet auf spielerischer Linie.

Die acht großen Einsatzgebiete überraschen mit größtenteils freier Vorgehensweise und zahllosen Schleichpfaden. Wer zudem alle Nebenziele erledigt (Scharfschützennester finden, feindliche Fahrzeuge sabotieren), kann auch mal locker zwei Stunden in einem Abschnitt verbringen. Grundsätzlich läuft die Mechanik so ab: Ein Stern markiert Euer gegenwärtiges Missionsziel – dorthin müsst Ihr gelangen. Also sucht Ihr einen Platz mit guter Sicht und sondiert die Lage per Fernglas, markierte Gegner sind als weiße Silhouetten weithin und sogar durch Hindernisse sichtbar. Dann geht es ans Ausschalten der Wachen zwischen Eurer Position und dem Zielort: Entweder schleicht Ihr in Snake-Manier durchs Level, lenkt Feinde per Steinwurf oder kleinem Feuerchen ab (”Ich sehe Rauch, da schau’ ich doch gleich mal nach”) und tötet sie per Messerattacke oder schallgedämpfter Pistole.

Wie in anderen Schleichspielen auch, müsst Ihr taktisch vorgehen: Checkt die Laufwege der Wachen, lockt Gruppen auseinander, schafft Leichen in dunkle Ecken. Greift Ihr mit dem Scharfschützengewehr an, ist Lärm Euer Verbündeter: Nutzt Geräusche von Flaks, Flugzeugen, Donner oder das Knattern von Maschinen (die Ihr sabotieren könnt), um Eure tödlichen Schüsse zu verschleiern. Praktischerweise lässt Euch das komfortable Speichersystem jederzeit sichern – so ist ein perfekter Stealth-Run möglich!

Haben Eure Schüsse doch Feinde alarmiert, solltet Ihr Euren Standort wechseln – das Spiel gibt dazu an, wie weit Ihr flüchten müsst, damit Ihr sicher seid. Das erinnert an die ”letzte bekannte Position” aus Splinter Cell: Conviction und ist aus spielerischer Sicht klasse. Über den ”Alarm-Zustand” der Feinde werdet Ihr jederzeit informiert – Ihr seht, wer neugierig oder auf der Suche nach Euch ist. Schleich-Experten dürfen diese Hilfen deaktivieren. Auch die Ballistik ist stufenweise einstellbar: Richtig schwierig ist aber auch die ”realistische” Einstellung nur, wenn Ihr alle Anzeige-Hilfen abschaltet.

Deutsche Spieler dürfen gratis ”Jagd auf den Grauen Wolf” machen – in dieser gut 30-minütigen Nebenmission (inklusive neuem Einsatzort) könnt Ihr Adolf Hitler erschießen – oder seinen Doppelgänger, hier bleibt das Spiel ungenau. Die Mission ist gut, allerdings dürft Ihr hier nicht wie sonst jederzeit speichern.

Thomas Stuchlik meint: Ich hatte nicht viel erwartet von Sniper Elite III, wurde aber über die Maßen überrascht. Denn jede der langen Scharfschützen-Missionen lässt Euch bei der Vorgehensweise die Wahl – egal ob lautstark und brachial oder hinterrücks und leise. Dabei erinnern die Schleicheinsätze stellenweise an die ”Metal Gear”-Reihe und sorgen gleichermaßen für Nervenkitzel. Immer wieder wäge ich ab, ob ich die nächste Feindstellung schnell per Snipergewehr ausschalte oder mich doch lieber heranpirsche und die Gegner klammheimlich erledige. Allerdings ist nicht alles perfekt: Die KI und die Wegfindung der Gegner hat regelmäßige Aussetzer, auch das abrupte Spielende gestaltet sich unspektakulär. Mit Blut wird nicht gespart, gerade der explizite Röntgenblick macht das Geschehen noch unmittelbarer allerdings nutzt sich das Feature schnell ab. Mein Fazit: Sniper Elite III füllt das Sommerloch mit routinierter Schleich-Action, in der es in zweifacher Hinsicht auf Köpfchen ankommt – auf Eures und das des nächsten Gegners.

Matthias Schmid meint: Sniper Elite schleicht sich ran – an die Größen des Stealth-Genres. Teil 3 ist spielspaßtechnisch nah dran an ”Thief” oder Splinter Cell: Blacklist. Das liegt vor allem an den abwechslungsreichen, weitläufigen Arealen, die Euch bei Eurer Vorgehensweise freie Hand lassen. Planen, Killen, Verstecken, Fliehen – all das macht Spaß. Auch die Aufmerksamkeitsanzeigen der Feinde, die Waffenauswahl per Rad und das Speichersystem sind durchdacht und funktionieren gut. Dass zur ersten Schleichliga noch Luft ist, liegt unter anderem an KI-Aussetzern und dem übermächtigen Nahkampf. Auch ist nicht immer nachvollziehbar, wann ein Schuss welche Gegner alarmiert – manchmal rennen alle herbei, manchmal sind schon die im nächsten Raum noch entspannt. Weil die Autosave-Funktion manch ärgerlichen Fehler produziert, empfehle ich häufiges Speichern – so ist ein spaßiger, fehlerloser Durchlauf möglich. Der Mehrspieler-Part ist nett und überrascht mit einem ”Die Schussentfernung ist Trumpf”-Modus – leider ist online kaum was los…

  • 8 Missionen à ca. 60 Spielminuten
  • optionale Nebenziele bei jedem Einsatz
  • aufmerksame, aber nie zu schlaue Feinde
  • Gewehr und Ausrüstung konfigurierbar
  • Code für Grauer-Wolf-DLC liegt bei

Mehr als ein Geheimtipp für Schleichfans: spielerisch gelungener Stealth-Shooter mit sauberer Technik und vielen Freiheiten.

Singleplayer74
Multiplayer
Grafik
Sound