Tobal No. 1 – im Klassik-Test (PS)

Wer sich zu 8-Bit und 16-Bit-Zeiten bereits ausgiebig mit Importen eingedeckt hat, kennt das japanische Software­haus Square als Entwickler der erfolgreichen Final Fantasy-Rollenspielreihe: Mit dem 3D-Prügler Tobal No. 1 bringen die Japaner ihren ersten 32-Bit-Titel auf den Markt und debütieren im hart umkämpften Beat’em-Up-Genre. Ihre Kämpfer hat Square mit zackigen Frisuren und eckigen Traumkörpern im fernöstlichen Comic-Look gehalten, Figuren wie Hauptcharakter Chuji und die obligatorischen Nippon-Schönheiten erinnern mit kindlicher Mimik an die Stars der populären Anime-Serie ”Dragon­ball Z”. Während Chuji mit ­verwegenen Breakdance-Verrenkungen über die Polygon-Arenen wirbelt, heizen Euch seine Kollegen mit brachialen Budo-Kombos und Flic-Flacs ein – ­besonders wuchtige Schläge und Tritte erkennt Ihr an einem transparenten Energieschweif.

Während die meisten Konkurrenzprügler wie ihre 2D-Vorfahren nur von links nach rechts stolpern und sich traditionell auf einer gradlinigen Ebene die kantigen Birnen einschlagen, toben sich Squares Tobal-Charaktere in einem großzügig angelegten 360-Grad-Areal aus: Ihr dirigiert Eure Figur nach eigenem Gutdünken durch einen Virtua Fighter-Ring, tänzelt um Euren Widersacher herum, erspäht Lücken in der gegnerischen Deckung und überrumpelt den anderen Kämpfer aus beliebiger Richtung. Wer seinen Kontrahenten von der Arena ins klassische ”Ring Out” drängt, raubt dem verdutzten Gegenüber ein Leben: Um Euch die rechenaufwendigen 360-Grad-Duelle nicht mit Polygon- und Tex­tur­patzern zu verleiden, hat Square auf optisches Beiwerk wie weitläufige Bitmap-Flächen und Käm­pfer-Texturen verzichtet – außer vereinzelten Mannschafts-Emblemen wurden lediglich die frechen Anime-Fratzen mit 2D-Flächen geschminkt.

Als Ersatz für das Verklei­dungsmanko wurde auf das weniger ­fehleranfällige Gouraud-Shading gesetzt: Trotz scharfen 3D-Kanten wirken die Kämpfer rundlich, zudem werden Eure Recken von Light-Sourcing bestrahlt und die muskulösen Konturen mit Schatten­spiel hervorgehoben.
Nach acht Siegen tretet Ihr gegen das bizarre Obermotz-Trio an: Ein glubsch­äugiger Tanzfrosch, Monsterwutz Nork und Karnickelkaiser Udan amüsieren Euch mit Slapstick-Einlagen in japanischer Cuty-Tradition und haben mit den bösartigen Konkurrenz-Fieslingen wenig gemein.