Valkyria Chronicles Remastered – im Test (PS4)

Als Valkyria Chronicles 2008 für die PS3 erschien, fand das innovative Strategiespiel wenig Beachtung. Ob das am damals wohl nicht so gefragten Wasserfarben-Look, dem hohen Preis der PS3 oder anderen Faktoren lag, lässt sich heute nur schwer nachvollziehen. Doch der gute Ruf des Spiels sorgte für länger anhaltende Verkäufe, und mit der Zeit wurde die Schlacht um das kleine Land Gallia zum veritablen Kultspiel.

Die vor etlichen Monaten ohne großes Trara veröffentlichte PC-Version verkaufte sich weit über Segas Erwartungen und bildet nun die Basis für die PS4-Umsetzung: Die erhöht die Auflösung im Vergleich zum PS3-Original auf knackige 1080p, zurrt die Bildrate auf flüssige 60 Bilder pro Sekunde fest und integriert sämtliche Download-Inhalte des Originals direkt ins Spiel.

Das Setting erinnert an das Europa zur Zeit des Ersten Weltkriegs: In der Rolle des 22-jährigen Welkin Gunther überträgt man Euch die Leitung einer Miliz, die bald eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung von Gallia, eines kleinen, aber rohstoffreichen Landes spielen soll. Dabei zieht Eure Truppe, die sich in Scouts, Shocktrooper, Lancer, Mechaniker und Scharfschützen aufteilt, aber nicht wie bei Advance Wars und Co. feldweise. Ihr wählt auf der Übersichtskarte eine Figur und bewegt sie dann wie in einem Actionspiel durch die Landschaft. Dabei könnt Ihr von gegnerischem Sperrfeuer getroffen werden. Wechselt Ihr dagegen in den Zielmodus, habt Ihr wieder alle Zeit der Welt, den Gegner ins Visier zu nehmen. Jede Figur hat ein gewisses Aktionspotenzial, kann aber pro Runde mehrmals aktiviert werden. Das klingt alles kompliziert, wird vom Spiel aber nachvollziehbar vermittelt und spielt sich sehr intuitiv.

Ebenfalls ein großer Unterschied zu herkömmlicher Strategiekost: Namenlose Standardeinheiten gibt es hier nicht. Jede Figur hat einen Namen, ein Porträt, einen persönlichen Hintergrund und individuelle Eigenschaften, die es im Kampf zu beachten gilt: Einen Scout mit Heuschnupfen schickt Ihr besser nicht über eine blühende Wiese. Und so mancher Sniper ist am effektivsten, wenn er weit abgeschnitten von seiner Truppe den Gegner aufs Korn nimmt. Das gibt Euch nicht nur taktischen Spielraum, es sorgt auch dafür, dass Ihr Euch wirklich um Eure Leute sorgt und gut aufpasst, keinen Mitstreiter sinnlos zu verheizen.

Thomas Nickel meint: Ich kann es kaum glauben – dieses Spiel ist wirklich schon acht Jahre alt? Tatsächlich merkt man das Valkyria Chronicles weder stilistisch noch spielerisch an. Anteil daran haben natürlich die saubere Bildrate und die hohe Auflösung. Aber in erster Linie sind es die starke Art Direction, der großartige Soundtrack, die sympathischen Figuren und natürlich das heute wie damals ziemlich einzigartige Spielprinzip. Trotz Anime-Stil ist das Spiel weit entfernt von den anbiedernden Fanservice-Monstern heutiger Tage und schlägt in eine ähnliche Kerbe wie das feine Ni no Kuni. Wie das Level-5-Rollenspiel versteht es Valkyria Chronicles, auch Spieler ohne Anime-Affinität zu begeistern und zu berühren. Da stört es kaum, dass manch gegnerischer Soldat mal dumm agiert und direkt in Euer Sperrfeuer rennt. Die Anzahl der Schlachten ist zwar überschaubar, aber dank integriertem DLC größer als beim PS3-Original. Noch dazu bietet jeder Kampf seine ganz eigene Herausforderung: Austauschbare Standardmissionen werden Euch hier nicht vorgesetzt, jedes Szenario ist ausgeklügelt und verlangt nach einem individuellen taktischen Ansatz.

• enthält alle DLCs des Originals
• 60 fps und 1080p-Grafik
• sehr abwechslungsreiche Missionen

Der Strategie-Klassiker punktet nicht nur mit tollen Figuren, gelungener Story und durchdachtem System – auch der Stil kann sich sehen lassen!

Singleplayer		85
Multiplayer
Grafik
Sound