Das gefährlichste Spiel der Welt – für Datenfetischisten

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Landauf, landab hat man es in diesem Jahr häufiger gehört, als es einem lieb sein kann: Computerspiele sind gefährlich und die Auswirkungen virtuellen Handelns auf die Realität katastrophal. Und siehe da: Es stimmt tatsächlich!

Zumindest wenn das Spiel lose/lose heißt. Der Medienkünstler Zach Gage hat sein kostenloses Download-Werk für PC in das traditionelle Gewand eines Weltraum-Shooters gehüllt. Der Clou daran: Die anrückenden Aliens werden auf Basis realer Dateien auf Eurem Rechner generiert. Mit jedem abgeschossenen Alien wird die entsprechende Datei unwiederbringlich gelöscht und Ihr kassiert Punkte. Die “Gegner” schießen zwar nicht, berühren sie Euch jedoch, ist das Spiel zu Ende und das Programm vernichtet sich von selbst.

Beschleicht Euch bei der Vorstellung daran bereits ein ungutes Gefühl? Dann geht es Euch wie mir. Ich möchte dieses Programm jedenfalls nicht auf meinem Rechner haben. Zu groß wäre die Versuchung, jahrelang eingeübte Spielverhaltensmuster auszugraben und wie in Gradius & Co. auf alles zu ballern, was sich auf dem Bildschirm bewegt. Und genau darum scheint es dem Macher zu gehen.

lose/lose stellt Vieles in Frage: Was ist die Rolle des Spielers? Muss ich zwangsläufig auf Unbewaffnete schießen, nur weil ich eine Waffe habe und es Punkte dafür gibt? Etwa, weil ich glaube, dass es das Spiel von mir erwartet?
Die digitale Entwicklung und damit die Digitalisierung des Individuums (beispielsweise in sozialen Netzwerken, Erinnerungsfotos, persönliche Daten auf dem Rechner, u.v.m.) zieht im Wesentlichen zwei Konsequenzen nach sich: Zum Einen gewinnen immaterielle Daten zunehmend an Bedeutung über Reales, zum Anderen hält unser Verständnis von der Funktionsweise digitaler Medien damit kaum Schritt. Wie viel Kontrolle sollten wir an etwas abgeben, das wir so wenig verstehen?

Und vor allem: Stimmt die Behauptung von Zach Gage überhaupt oder ist das Ganze nur ein Gedankenspiel? Werden die Dateien wirklich gelöscht? Auf seiner Internetseite stimmt nicht nur der fette Vermerk nachdenklich, dass der Download auf eigene Verantwortung erfolgt. Verstörend finde ich vielmehr die Highscoreliste mit einem Spitzenreiter, der 4912 Aliens abgeschossen hat. Ist das etwa eine neue Mutprobe? Wie lange kann ich lose/lose spielen, ehe empfindliche Dateien vernichtet werden, die das gesamte System zum Absturz bringen? Da die Dateiauswahl zufällig erfolgen soll, kann das niemand beantworten – ein Glücksspiel also.

Wesentlich spaßiger wäre es freilich, wenn das Programm lediglich Dateien aus dem Papierkorb löschen würde. Das hätte jedoch nicht solch schwer wiegende Kosequenzen…

Hier geht’s zum Download von lose/lose (5,8 MByte).

Aber Achtung: Download, Spielen und Datenverlust erfolgen auf eigene Verantwortung!

Anbei noch ein Video des Spiels:


chief wiggum
I, MANIAC
chief wiggum

wenn nur dateien aus dem papierkorb gelöscht werden würden, wäre das spiel sinnlos. aber so definiert es das horror-genre komplett neu. das spiel wäre was fürs ZKM

Gwydion
I, MANIAC
Gwydion

Wenn man schlau ist, zockt man das in einer VM nach Herzenslust (oder bis zum Absturz) und setzt diese danach zurück.

Gast

wenn es das als download für die ps3 gäbe dann würd ichs sofort zocken

Punisher
I, MANIAC
Punisher

Das werd ich gleich mal ‘ne Runde auf dem PC von meinem Chef zocken …