Akte BPjM – 50 Cent: Blood on the Sand

0
937

Rapper 50 Cent brachte es in zwei Konsolenspielen zur Hauptfigur – und beide landeten auf dem Index. Wir ­holen uns Blood on the Sand aus der Mottenkiste und erzählen Euch (in Prosa, nicht in Reimform), warum der ­durchschnittliche Third-Person-Shooter indiziert wurde.

50 Cent: Blood on the Sand

Entwickler: Swordfish Studios, England
Hersteller: THQ
System: PS3 / 360
Veröffentlichung: 20. Februar 2009
Indizierungstermin: 13. Mai 2009
Indizierte Versionen: PS3 / 360
Index-Liste: A

Legt Euch nicht mit der G-Unit an! Im Third-Person-Shooter 50 Cent: Blood on the Sand geht Ihr mit Curtis ’50 Cent’ Jackson und seinen Homies Lloyd Banks, DJ Whoo Kid und Tony Yayo auf die Jagd nach einem wertvollen Schädel, der dem Rapper als Ersatzbezahlung für ein Konzert angeboten und anschließend gestohlen wird. Allein oder kooperativ zu zweit ballert Ihr Gangster und Helikop­ter ab, versucht Euch an Nahkampfkills und schraubt Euren Punktestand in die Höhe. Kopfschüsse und die als ”Gegenmaßnahmen” bezeichneten Nahkampfattacken haben einen höheren Wert als normale Treffer. Grafik und Spielmechanik dümpeln schon damals im Mittelmaß, die Story ist auch heute Käse.

»Deutlich vorherrschender Spielinhalt sei das Eliminieren aller angreifenden ­Opponenten, die im Fernkampf oder mit brutalen Nahkampfangriffen getötet werden könnten. Es gebe keine zur Gewaltanwendung alternativen Lösungsmöglichkeiten. Sämtliche Darstellungen seien auf hohem grafischen Niveau visualisiert.«          

Auszüge aus der Indizierungs­entscheidung Nr. 8672 (V) vom 13.05.2009

”Das vorliegende Spiel ist nach Auffassung des Dreiergremiums als jugendgefährdend einzustufen. Das Eliminieren von Opponenten stellt sich als spielbeherrschend dar und die damit verbundenen Gewalt- und Tötungshandlungen prägen das gesamte ­mediale Geschehen. Die Opfer der Gewaltanwendungen stellen sich fast ausnahmslos als ­Menschen dar.
(…)
Gewalt wird detailliert und omnipräsent dargestellt. Angriffe resultieren neben Blutspritzern und Blutlachen in Blutflecken auf der Linse der virtuellen Kamera. Besonders gewaltlastig verlaufen die in Zeitlupe dargestellten und jeweils nur zu Beginn eines ­solchen Angriffs interaktiven Gegenmaßnahmen. Da der Spieler die einmal erfolgreich initiierten Angriffe nicht aktiv zu Ende bringen muss, kann er sich ganz auf die ­drastische Darstellung konzentrieren, etwa wenn ein Mann von Jackson mit einem Messer erstochen wird.
(…)
Auch in den Zwischensequenzen finden sich zahlreiche Gewaltdarstellungen. So wird zum Beispiel der Charakter Carter von 50 Cent per Kopfschuss hingerichtet.
(…)
Zudem finden sich bei getöteten Gegnern oftmals Geld sowie Waffen samt Munition, sodass schon aus logistischen Gründen die Eliminierung aller Angreifer naheliegt.
(…)
Das Gremium würdigte die vor allem durch Videosequenzen dargestellte Rahmenhandlung, stufte diese allerdings als eher rudimentär ein.
(…)
Als jugendgefährdend bewertete das Gremium zudem die zynischen Kommentare, die Tötungs- und Verletzungshandlungen begleiten. So kommentiert der Begleiter von Jackson einen Gegner, der durch eine Explosion durch die Luft geschleudert wird, mit ’Siehst Du die Körperteile fliegen, Fifty?’ (’See them body parts fly, Fifty?’).”

2009 hat sich der Umgang mit gewalthaltigen Videospielen im Vergleich mit unseren vorherigen Akte-BPjM-Beispielen merklich verändert. Das Feuern auf Menschen bedeutet nicht mehr automatisch das Aus für den deutschen Markt, wie zum Beispiel die Call of Duty-Serie zeigt. Kommen aber zynische Kommentare, vom Spieler aktivierte, anschließend selbstablaufende Tötungssequenzen und eine generelle inhaltliche Beschränkung aufs Töten hinzu, horchen die Prüfer auf. Dass an 50 Cent: Blood on the Sand ein Exempel statuiert wurde, ist dennoch diskussionswürdig: Abfällige Aussagen von Spielfiguren zum Ableben von KI-Kontrahenten gibt es schon zwei Jahre zuvor in der ”Tod von oben”-Mission von CoD: Modern Warfare, blutige Hinrichtungen in der God of War-Serie. Vielleicht ist es gerade die Kombination dieser Elemente, die Blood on the Sand ähnlich der Bro-Fist-Kollegen von Army of Two unter den Ladentisch verbannt. Denn in der angesprochenen Modern Warfare-Mission geschieht das Töten aus großer Distanz – bei den normalen Feuergefechten werden zwar ganze Hundertschaften von Menschen umgelegt, dies jedoch nicht positiv kommentiert oder als besonders ”cool” dargestellt. Und Kratos reißt seine Feinde zwar mit unglaublicher Brutalität auseinander, jedoch handelt es sich um Monster und mythologische Wesen, die nur entfernt an Menschen erinnern, und außerdem ist seine Grausamkeit durch sein Schicksal und seine Persönlichkeit legitimiert.  

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Bei meine Betrachtung nicht so extrem plakativ als Bulletproof.