Akte BPjM – Nighmare Creatures II

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Mit Axt und bandagiertem Gesicht geht der Held von Nightmare Creatures II auf PlayStation und Dreamcast in der Unterwelt von London und Paris auf allerlei Höllenkreaturen los. Blut spritzt, Körperteile fliegen und Fatalities gibt es oben drauf. Der Presse schmeckte das französische Spiel trotzdem nicht, der BPjM noch weniger.

Nightmare Creatures II

Entwickler: Kalisto, Frankreich
Hersteller: Konami
System: PSone / DC
Veröffentlichung: 29. April 2000
Indizierungstermin: 5. Dezember 2002
Indizierte Versionen: PSone
Index-Liste: E

Adam Crowley, Antagonist aus Teil 1, ist zurück und überfällt mit einer ­Horde Mutantenmonster im London des Jahres 1934 einen Zirkel Monsterjäger. Derweil wacht Wallace, der Protagonist von Teil 2, in Crowleys Hospital auf und flieht mit einer Axt bewaffnet ins Freie. Er wird von Rachel, der letzten Überlebenden des Zirkels, aus einem Feuer gerettet und zusammen machen sich die beiden an die blutige Aufgabe, Crowley das Handwerk zu legen. Aus der Third-Person-Perspektive schlagt Ihr Euch mit Axt und Extrawaffen durch Sanatorium, Friedhof und Eiffelturm, haut Gegner zu Klump und nutzt Fatalities gegen geschwächte Feinde. Grafisch und spielerisch konnte das Spiel nicht überzeugen.

»Es ist bei solchen Spielen zu befürchten, dass Jugendliche dazu verführt werden, selbst gewalttätig zu handeln oder Straftaten zu begehen, weil sie das ­dargestellte Verhalten sinnvoll, vorbildlich oder nachahmenswert finden. […] Die kaltblütige Anwendung der Gewalt in Form von zum Beispiel der Axt wird in allen Einzelheiten wirklichkeitsgetreu dargestellt. Es platzen Köpfe, es werden Körperteile abgeschlagen und hemmungslos auf reglose Körper eingeschlagen, bis das Blut nur so spritzt und von den Wänden läuft.«        

Auszüge aus der Indizierungs­entscheidung Nr. 5152 vom 05.12.2002

”Das Spiel besteht in seinem wesentlichen Inhalt aus exzessiven, fortgesetzten ­Tötungen von menschenähnlichen Wesen. Das Spielersubstitut streift durch die Nächte von ­London, um den Bösewicht Adam Crowley zu finden und zu vernichten. Hierbei begegnet er Monstern oder menschenähnlichen Wesen der unterschiedlichsten Art. Um sich dieser Gegner zu erwehren, verfügt der Held insbesondere über eine Axt, die er dazu einsetzen kann, um die Wesen zu töten. Sobald eines der Wesen mit einem gezielten Axtschlag zu Boden geworfen wurde, kann man es auf brutale Art und Weise zerhacken, woraufhin das Blut in die Höhe spritzt. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass Knochen bzw. Knochenteile sowohl herumfliegen als auch am Boden liegen bleiben.
(…)
In der bisherigen Spruchpraxis der Gremien der Bundesprüfstelle sind Inhalte, die dazu auffordern, Menschen oder menschenähnliche Wesen zu vernichten und die gleich­zeitig Spielspaß dahin gehend vermitteln, dass eine solche Aufforderung ’Freude’ bereiten kann, als jugendgefährdend eingestuft worden.
(…)
Es steht sicherlich außer Frage, dass das Computerspiel in seinen Einzelelementen programmiertechnisch gut gelungen ist. Was jedoch die Eindimensionalität bzw. Vielstufigkeit der übermittelten Botschaften anbelangt, wurde bereits ausgeführt, dass relativierende Elemente weitgehend abwesend sind und die Tötungsszenarien nicht in ein Konzept eingebunden sind. Ganz im Gegenteil vermittelt die Konzeption des Spiels die Botschaft, dass Töten von Menschen bzw. menschenähnlichen Gegnern Spielspaß bereitet und dass der Spielspaß umso effektiver und größer wird, wenn den Wesen ­brutalere Verletzungen beigebracht werden.

Ganze zwei Jahre dauerte es, bis jemand (die Identität des Antragstellers wird in den Indizierungsprotokollen stets verschwiegen) mit einer leicht übertriebenen Beschwerde die BPjM auf Nightmare Creatures II ansetzte. Ob die Jugend das Kämpfen gegen Monster wirklich als ”sinnvoll, vorbildlich und nachahmenswert” empfindet? Zu diesem Zeitpunkt dürfte sich schon lange niemand mehr für das mittelprächtige Horror-Actionspiel für PlayStation und Dreamcast interessiert haben, standen doch schon längst ­PlayStation 2 und Xbox in den Läden. Schaut man sich heute Spielszenen des französischen ­Titels an, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Axtmörder Wallace bewegt sich abgehackt und grob animiert durch ­dunkle detailarme Szenarien und prügelt mit schnellen Bewegungen allerlei Monstervolk nieder, welches aufgrund seiner humanoiden Formen zu Recht als menschenähnlich bezeichnet werden kann. Abgeschlagene Gliedmaßen lassen sich nur mit Mühe als solche identifizieren, Blut spritzt vollkommen wirklichkeitsfern auf Wände und ­Böden und bei vielen der ­kruden, hektischen Fatality-Animationen muss man raten, was der vermummte Held da eigentlich mit seinen geschwächten ­Opfern anstellt. Ein Jahr später wäre Nightmare Creatures II vermutlich mit einem einfachen Ab-18-Siegel ­davongekommen, denn seit 2003 gelten die Prüfsiegel der USK als rechtlich bindend und schützen geprüfte Software auch vor Indizierungen.  

Du fragst Dich schon ewig, warum ein bestimmtes Spiel indiziert wurde? Dann schreib uns Deine Anregung an leserpost@maniac.de und wir gehen der Sache nach!

Daddler
I, MANIAC
Daddler

@Lincoln Und wie so immer denkt niemand an uns bzw. an ein Remake von einem wirklich guten Game… 🙁

Lincoln_Hawk
I, MANIAC
Lincoln_Hawk

Oh ja nightmare creatures War ein sehr begehrtes Stück Software Ich fand es sehr gut zu der zeit sehr beklemmend und surreal Ein remake wäre mir noch lieber in cry enging oder ue4 bitteschön 🙂 Oh das würde ein gamer beben verursachen 😉

Daddler
I, MANIAC
Daddler

Und ich hätte gern ein neues Nightmare Creatures 3 … 🙂

Gast

Ich finde diese Rubrik immer sehr Humorvoll zu lesen.