Im Gespräch: Ricky Cambier, Lead Designer von Uncharted 4

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M! Games: Du hast vor Deiner Videospiel-Karriere auch am Theater gearbeitet. War das auch eine Art Inspirationsquelle für Deine jetzige Arbeit als Spieldesigner?

Ricky Cambier: Bei Naughty Dog konzentrieren wir uns sehr auf die Präsentation und den Rhythmus von spannenden Geschichten. Es ist beispielsweise enorm wichtig, wie man den Blick des Betrachters ideal führt. Bei den Zwischensequenzen nutzen wir also viele Dinge, die man aus dem Kino kennt – wenn die Kamera nicht vom Spieler, sondern von uns Regisseuren gesteuert wird. Im freien Spiel verhält es sich hingegen wie im Theater: Der Zuschauer kann hinschauen, wo er will. Also versucht man als Designer, die Blicke der ­Spieler schweifen zu lassen, und zeigt ihnen dann optische Elemente, auf die sie sich konzentrieren sollten. Man braucht natürlich auch interessante Charaktere, passende Animationen und ein perfektes, virtuelles Bühnenbild. Nathan tut also immer wieder kleine Dinge, die den Spieler noch mehr ins Geschehen hineinziehen. Etwa wenn er sich verletzt und dann humpelt.

M! Games: Mal abgesehen von den ­offensichtlichen Grafik-Verbesserungen: Was sind die Hauptvorteile der aktuellen Hardware-Generation?

Ricky Cambier: Auf der PS3 waren wir irgendwann sehr gut darin, die Grenzen der Technik auszureizen, und wussten zum Beispiel genau, wie viele Daten man im Speicher der Konsole bereithalten konnte. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich zu Beginn der Uncharted 4-Produktion mit Christophe ­Balestra (Vizepräsident von Naughty Dog) sprach und ihn fragte: Wie groß können die Levels dieses Mal sein, wie viel lässt der Arbeitsspeicher zu? Und er erwiderte: Sag Du es mir! Was fändest Du denn cool? Fordere uns heraus! Nehmen wir beispielsweise die Marktplatz-Demo von der E3: Wir hätten auf der PS3 niemals so viele per Hand animierte Figuren gleichzeitig darstellen können. Und fast alle Objekte in diesem Bereich sind zerstörbar. Du kannst also herumlaufen und Sachen zerdeppern – authentische Physik-Simulation inklusive. So etwas wäre zuvor undenkbar gewesen! Und wenn man dann auch noch mit dem Jeep schnell durch das Areal brettert, wird im Hintergrund ständig nachgeladen – ohne dass der Spieler etwas davon bemerkt. Die PS4 ist also wie ein ganz neues, technisches Grenzgebiet für uns.

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