Buch-Check: The Games That Weren’t

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Dieser Artikel stammt aus der M! 339 (Dezember 2021).

MERING • Videospiele, die in der M! getestet und von den Spielern geliebt oder zerrissen werden, haben es geschafft: Sie sind (in welchem Zustand auch immer) veröffentlicht worden. Wenn man mit Entwicklern spricht oder wenigstens entsprechende Bücher liest (Tipps: ”Gamers at Work”, ”Blood, Sweat and Pixels”, ”Masters of Doom”) und um die komplizierten und langwierigen Prozesse weiß, welche die Spieleentwicklung mit sich bringt, ist das jedes Mal ein kleines Wunder. Unzählige Games schaffen es jedoch nicht über die Konzeptphase hinaus oder werden eingestampft. Die Gründe sind mannigfaltig: Vielleicht dauerte die Entwicklung einfach zu lang oder war zu chaotisch, vielleicht verlor der Geldgeber das Interesse oder das Vertrauen oder vielleicht geriet die anvisierte Zielplattform aus der Mode. Der englischsprachige Wälzer ”The Games that weren’t” beleuchtet genau diese Projekte. Games und die ein oder andere Hardware, von denen Ihr vielleicht mal gehört habt, die jedoch nie offiziell das Licht der Welt erblickten.

Der Autor Frank Gasking ist gleichzeitig auf der Webseite gamesthatwerent.com federführend. Hier findet Ihr Berichte und Prototypen verschollener Spiele, unter anderem für Amiga, C64 und VIC-20. Der gleichnamige Hardcover-Schinken mit glänzenden 644 Seiten stellt einen Querschnitt aus den Jahren 1975 bis 2015 dar. Gasking sprach mit unzähligen Entwicklern und grub eine Fülle von Informationen und Bildmaterial aus. Unter den besprochenen Titeln finden sich allseits bekannte Fälle wie die Dreamcast-Version von Half-Life oder das ursprüngliche Fallout 3, aber auch eher unbekannte frühzeitliche Entwicklungen wie der Arcade-Automat Blackjack oder das bei Kickstarter durchgefallene Dizzy Returns. Daneben ist auch Platz für ein bisschen gescheiterte Hardware, zum Beispiel das Atari Game Brain oder das Panasonic Jungle. Je nach Quellenlage und Interviewmöglichkeiten bespricht Gasking die Exponate auf mehreren Seiten oder auch nur in einem kleinen Absatz auf einer Doppelseite mit Bild. Apropos Bilder: Bei ”The Games that weren’t” handelt es sich ausdrücklich nicht um ein bildlastiges Buch! Auf den qualitativ hochwertigen Seiten prangt hauptsächlich englischsprachiger Text. Wer spielehistorisch interessiert ist, findet hier ein Füllhorn unterschiedlicher Spieleideen und Entwicklungsschicksale und erfährt sogar bei jedem Spiel, ob es im Netz einen spielbaren Prototypen gibt. Zum schnellen Durchblättern und hier und da Verweilen eignet sich das Buch aber nicht so sehr.

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Also dieser Schmöker gefällt mir sehr.

Werde ich mir vormerken.