Hellblade: Senua’s Sacrifice – im Test (PS4)

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Was Senuas Wahnvorstellungen verursacht, ist nicht einfach zu benennen: Es geht um traumatische Erlebnisse in ihrer Kindheit, später den Verlust eines geliebten Menschen. Hat sie – das von ihrem Stamm als Plage angesehene, vom Vater eingekerkerte Mädchen – Schuld an einer tödlichen Seuche? Existieren die schrecklichen Krieger, die Ihr oft minutenlang bekämpft, nur in Senuas Kopf? Diese Schwertkämpfe sind simpler als in DmC: Devil May Cry, dem letzten Ninja-Theory-Blockbuster, aber taktisch reizvoll und unglaublich intensiv. Ihr weicht nach allen Seiten aus, blockt und bringt Feinde per Rammattacke ins Wanken. Mit einer Sprinttaste und zwei Schlag-Varianten attackiert Ihr kraftvoll, während sich Eure Finger ums ­Gamepad krampfen. Der letzte Ausweg vor dem Bildschirmtod ist oftmals der Fokus per R2-­Taste, den Ihr sonst zum genauen Ab­suchen der Umgebung nutzt – dann haut Senua in Zeitlupe ­besonders kräftig zu.

Aber was wäre so schlimm an einem Fehlversuch und einer kurzen Ladezeit? Eigentlich nichts. Allerdings warnt Euch der Titel kurz nach Spielbeginn, als Senuas Arm von einer schwarzen
Fäule befallen wird: ”Jedes Versagen lässt die Fäulnis wachsen – erreicht sie Senuas Kopf, ist ihre Reise beendet und aller Fortschritt geht verloren.” Schnell verbreitete sich die Sorge, dass Euch ein fieses Permadeath-­Feature das Savegame klauen möchte. Unseren Recherchen zufolge ist da aber nichts dran – mancher Spieler ließ mehr als 50 Tode über sich ergehen und durfte trotzdem weiterspielen. Außerdem werden Otto-Normal-Zocker nicht übermäßig oft sterben – Ihr dürft nämlich die Schwierigkeit der Kämpfe jederzeit justieren.

So gut uns die packenden Kämpfe gefallen haben, sie sind nicht der Hauptgrund, warum Hellblade herausragt. Dafür ist zum einen die audiovisuelle Komponente verantwortlich: Die großartigen englischen Stimmen raunen, flüstern, grollen, kriechen von allen Seiten in Eure Kopfhörer (siehe Kasten); gleichzeitig be­geistern die unglaubliche Qualität von Senuas Echtzeitgesicht und ihre vielen Emotionen, ihre Fratzen, ihre greifbaren Schmerzen. Das Gesicht der Hauptdarstellerin gehört in der echten Welt übrigens der Paderbornerin Melanie Juergens, die bei Ninja Theory eher zufällig in diese Hauptrolle hineinrutschte. Der zweite ­Aspekt, der das Spiel so einzigartig macht, ist, wie Hellblade schwere psychische Störungen als interaktives Medium erlebbar macht. Dafür sorgen eine tolle virtuelle Kamera-­Arbeit, verstörende Grafik­filter und eine glaubhaft ­geschriebene, verletzliche, aber doch unheimlich starke Heldin.
Ebenfalls cool: Ihr springt jederzeit auf Knopfdruck in den Foto-Modus und spielt mit Filtern, Blenden etc. herum. Außerdem findet Ihr im Menü eine 25-minütige, leider nicht spulbare Doku über die Entstehung des Spiels und die Recherchen der Entwickler zum Thema Psychosen. Deutschen Ton bietet Hellblade leider nicht – das gesprochene Englisch ist aber zumeist sehr verständlich, obendrein könnt Ihr gut lesbare deutsche Untertitel zuschalten.

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74smoky
I, MANIAC
74smoky

Sorry ihr Miesepeter, aber ich muss Matthias voll und ganz zustimmen. Deshalb hier den Kern seiner Aussage als Zitat: “Hellblade bescherte mir das heftigste Spielerlebnis meiner 30-jährigen Zockerlaufbahn. Senuas famoses Gesicht, die Abmischung der Stimmen in ihrem Kopf, die visuelle Wucht der letzten Spielstunden haben meinen Ärger über die anfangs biederen Rätsel und die begrenzte Spielwelt buchstäblich weggeblasen.”.

bruenchen
I, MANIAC
bruenchen

Ich habs auch nach 2 Std. gelöscht. Ich werd dem irgendwann nochmal ne zweite Chance geben. Vllt war es nicht dss richtige zu der Zeit, aber es fällt mir schwer daran zu glauben dass es mich beim nächsten Mal mehr packt.

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Für mich ganz klar beste und wichtige Download – Titel der nächsten 10 Jahren.
Wichtig deswegen, weil die Thematik Psycheerkrankung in kein Spiel gab oder das Tabu zu brechen. Beste deswegen, weil die Kämpfe intensiv wirkt, der Sound Atmosphäre dicht rüberkommt mit Kopfhörer. Die Mimik von Melanie Jürgens zeigt Ihren schmerliche Gefühle, wo ich in der Form schlucken muss. Alter hab ich mitgefiebert. Wimmeltbild war nervig, muss auch in kauf nehmen.
Ich danke für diesen Mut von Ninja Theory und der Schritt wie man Videospiel ernste Thema umsetzen kann.

NikeX
I, MANIAC
NikeX

Fand den Titel schwach. Wikingerzeit als Setting völlig uninteressant für mich. Wege, Symbole und Türchen finden öde bis nervig, und extrem hakelig. Kämpfe belanglos und für das Spiel auch unnötig. Habe es nach 2 Std. abgebrochen und gelöscht. Hallus oder nicht, ein Ansatz, den schon zig Filme und Bücher (Naked Lunch) allein mit Worten überzeugender darstellten. Das Spiel hätte in die Jetztzeit gehört. Vielleicht wie im Film Take Shelter, mit einem Vater, der Stimmen hört. Ich gebe Hellblade 60%.