Knights Contract – im Test (360)

Hmmm, besonders hübsch ist es ja nun nicht geworden, dieses Knights Contract. Außerdem ruckelt es gelegentlich und viele Texturen sehen verwaschen aus. Dann noch saftige Ladezeiten, die mich immer wieder aus der Action reißen, und ein Leveldesign, das eher an ein typisches PS2-Hack’n’Slay denn an ein modernes Metzger-Epos à la God of War III erinnert… Auf den ersten (und den zweiten) Blick sprechen nicht viele Gründe dafür, sich knapp 15 Stunden lang mit diesem Stück Software zu beschäftigen, das so mancher Nipponkritiker als Paradebeispiel für das Hinterherhinken der japanischen Entwickler verwenden könnte. Ich habe es dennoch getan und meinen Entschluss nicht bereut. Ein altbackenes Spiel ist schließlich nicht automatisch ein schlechtes…

Wir beginnen mit der Story und den Charakteren: Ihr legt Hand an den Scharfrichter Heinrich, der einst Henker namhafter Hexen war. Sein Opfer Gretchen, eine sehr redliche Dame, belegt den Hünen mit dem Fluch der Unsterblichkeit, kehrt in einem neuen Körper zurück und bindet ihr Leben an das seinige. Soll heißen: Geht Gretchen drauf, ist das Spiel zu Ende. Was sich wie eine mehrstündige Begleitmission anhört, entpuppt sich vielmehr als Team-Abenteuer für Solospieler. Gretchen kämpft selbstständig, hat eine ordentliche Lebensleiste und fungiert als Zauberkasten. Auf Knopfdruck zerlegt Ihr Feinde (vom untoten Ritter über den Eiswolf bis hin zur Blitzhexe) mit einer Vielzahl von Magie-Attacken. Vier der einfalls- und abwechslungsreichen Angriffe legt Ihr auf die Aktionstasten – nach einer kurzen Aufladezeit kann die Zaubershow beginnen. Auf der Jagd nach Gretchens Hexenschwestern und den Erzschurken Faust nutzt Heinrich aber auch seine Sense für wuchtige, genretypische Combos aus leichten und schweren Attacken.

Wie im Preview (M! 12/10) kritisiert, bedient sich Knights Contract zu oft der beliebten Quick-Time-Events. Zwar passt mittlerweile das Timing, besonders sind solche Einlagen 2011 aber nicht mehr. Zwischen den netten und häufigen Bossfights wütet Ihr durch Rapunzels Schloss (das fest im Griff ihrer Haarpracht ist), besteigt den Brocken, häutet eine Eisschlange oder rettet Gretchens Homunkulus-Diener Minukelsus unter Zeitdruck das Leben.

+ nettes Fantasy-Abenteuer mit gefälliger Story
+ mannigfaltige einfallsreiche Zauber
+ ordentlich Umfang (ca. 15 Stunden)
+ reichlich (Zwischen-) Bosskämpfe

– grobe Optik mit schwachen Texturen
– altmodisches Leveldesign
– lange Ladezeiten

Matthias Schmid meint: Eines vorweg: Wer Mehrfach-Versuche bei Bosskämpfen scheut, der spielt Knights Contract am besten auf ’leicht’. Denn das im Text beschriebene Lebensenergie-Prinzip sorgt schon mal für Frust – zumal Heinrich zwar nicht sterben, aber zerhackt werden kann. Dann sind flinke Finger gefragt, um den Helden wieder zu kitten. Abgesehen von teils fiesen Texturen und langen Ladezeiten stören mich andere Schönheitsfehler kaum: Das gelegentliche Umherirren in einer verzweigten Höhle entfacht meinen Forscherdrang, die Quick-Time-Einlagen sind fair und sorgen für brachiale Finishing Moves. Das dank der Zauber vielseitige Kampfsystem gefällt mir ebenso wie die kurzweilige Geschichte mit Motiven aus Goethes Faust und dem tollpatschigen Sidekick Minukelsus.

Kein schönes, glattgebügeltes Action-Epos, dafür ein pfundiges Hack’n’Slay im Stil eines ”Berserk” oder ”Blood Will Tell”.

Singleplayer		73
Multiplayer
Grafik
Sound