Need for Speed: SHIFT 2 Unleashed – im Test (360)

0
313
Spiel:
Publisher:
Developer:
Genre:
Getestet für:
Erhältlich für:
USK:
Erschienen in:

Mit dem ersten SHIFT wurde Ende 2009 ein Zeichen gesetzt: Need for Speed kann mehr sein als nur Untergrund-Rennen mit gepimpten Protzkarren. Für den Nachfolger wird ein noch ambitionierteres Ziel ausgerufen: SHIFT 2 Unleashed soll in direkte Konkurrenz zu den PS-Schwergewichten Gran Turismo und Forza Motorsport treten. Dafür legt die Raserei erst einmal in Sachen Umfang ordentlich zu, ohne in maßloses Wettrüsten zu verfallen: Mit ’nur’ 120 Vehikeln ist das Fahrzeug-Sortiment mehr als doppelt so groß wie beim Vorgänger, aber im Verhältnis zu den Rivalen überschaubar. Dafür sind neben einer Handvoll Einsteigervehikel fast nur leistungsstarke und begehrenswerte Sportflitzer im Angebot – wer sich lieber an dutzenden PS-schwachen Japanschleudern begeistern will, wird hier nicht fündig. SHIFT 2 Unleashed wartet u.a. mit der Porsche-Lizenz auf, dafür bleibt Ferrari außen vor. Ob die Italo-Boliden wie beim Erstling später als Download-Inhalt nachgereicht werden, ist offen. Anfangs kurvt Ihr mit gemütlichen Fronttrieblern durch die Gegend, doch schnell stehen flotte Boliden im Blickpunkt, die mit Allrad- oder Heckantrieb jede Menge Power auf den Asphalt bringen. Anhand einer Leistungszahl werden die Vehikel in verschiedene Klassen eingeteilt, zudem warten auf erfahrene Piloten GT-Sportwagen. Wer sich nur an der Ziffer orientiert, wird auf Dauer nicht glücklich: Fahrverhalten, Beschleunigung und mehr unterscheiden sich auch innerhalb eines Segments teilweise deutlich, deshalb ist die durchdachte Auswahl des zu Euch passenden Vehikels zu empfehlen. Wer nur auf die Autos setzt, die er im Lauf der Karriere als Preise gewinnt, tut sich keinen Gefallen. Bastlern stehen ausführliche Tuning-Möglichkeiten (sowohl optisch als auch in Sachen Performance) offen, Ihr dürft selbst an Kleinigkeiten herumschrauben. Weniger detailversessene Raser schalten in den Optionen Fahrhilfen (von Traktionskontrolle bis virtueller Ideallinie) an oder aus, ganz mutige Zeitgenossen wagen sich an die Elite-Einstellung und verzichten auf sämtliche technische Unterstützung. Das sollten sich aber nur Hardcore-Piloten antun, denn die Fahrphysik setzt klar auf Realismus: Wohldosierte Lenkbewegungen und gefühlvolles Gasgeben sind gefordert, um die Boliden auf der Piste zu halten. Gerade am oberen Ende des Leistungsspektrums ist mit reiner Vollgas-Philosophie kein Blumentopf zu gewinnen, stark motorisierte Vehikel reagieren darauf nervös und brechen schnell aus – die analoge Joypad-Abfrage in den Optionen den persönlichen Vorlieben anzupassen, ist deshalb ratsam.

Auch beim Streckenangebot legt SHIFT 2 Unleashed eine Schippe drauf und zieht den Rivalen sogar in einigen Aspekten davon: 80 Rundkurse (der Vorgänger hatte nur 34) stehen auf dem Plan, die sich über sehenswerte und vor allem eine Menge unverbrauchte Schauplätze verteilen. Alle Strecken des Erstlings wurden übernommen und teils mit neuen Kursführungsvarianten erweitert, die Neuzugänge generieren sich überwiegend aus realen Schauplätzen. So wird nun auch über den Formel-1-Kurs des Nürburgrings, Monza, Laguna Seca und Suzuka gerast – die japanische Schnarchnummer Tsukuba ist dagegen zum Glück weit und breit nicht zu finden. Miami und Schanghai erweitern das Spektrum der Stadtkurse ebenso wie ’Riviera’, hinter dem sich ein leicht modifiziertes Monte Carlo verbirgt. Dazu kommen Strecken wie Zolder, Brno und Oschersleben, die mangels Formel-1-Präsenz beim deutschen Schumi- und Vettel-Fanvolk eher unbekannt sind, aber dank ansehnlicher und dezenter Aufhübschung mehr Umgebungsoptik zu bieten haben als die realen Vorbilder. Ein Geheimtipp ist der ’Mount Panorama’-Kurs von Bathurst, dessen hügelige Streckenführung Akzente setzt. Abgerundet wird das Sortiment von einer Reihe zusätzlicher Driftparcours, die aber für die meisten Raser eher nebensächlich sein dürften.

Als ob das noch nicht genug Abwechslung wäre, verpasste Slightly Mad fast allen Strecken drei verschiedene Tagesbedingungen: Mittag und Abend gab es in ähnlicher Form bereits bei Teil 1, nun gesellt sich die Nacht hinzu und verlangt besonders viel Aufmerksamkeit. Während die Stadtstrecken noch ordentlich ausgeleuchtet sind, werden die Pisten in der Pampa zur Herausforderung, da Eure Scheinwerfer natürlich weniger Licht erzeugen als die Sonne.

Grafisch fährt SHIFT 2 Unleashed auf leicht aufgemotztem Niveau des Vorgängers: Den Automodellen sieht man bei genauerem Hinsehen an, dass sie nicht ganz das Niveau eines Gran Turismo 5-Premiumvehikels erreichen, dafür gefällt das detaillierte Schadensmodell. Spielt Ihr mit einer Innenperspektive, habt Ihr durch die actionreiche Inszenierung ohnehin nicht die Muße, nach optischen Macken zu suchen: Die dynamische Cockpit-Ansicht ist immer noch das Maß der Rennspiel-Dinge, als Alternative gesellt sich nun eine Helm-Kamera hinzu. Die möchten uns die Entwickler als völlig neue Rennerfahrung verkaufen, in der man durch die Augen seines virtuellen Piloten sieht und alle Kopfbewegungen mitmacht. So zuckt er bei Temposchüben kurz zurück oder schaut bei der Kurvenanfahrt früh in Richtung des Scheitelpunkts. Wer unsere Meinungskästen liest, wird feststellen, dass diese Feinheiten auf ein geteiltes Echo stoßen. Zudem ist der Einfluss bei Weitem nicht so prägnant wie angepriesen: Als alternative Ansicht ist die Helm-Perspektive nett, aber keineswegs eine bewusstseinsverändernde Offenbarung.

Schnörkellos in Szene gesetzt wurde die Karriere, in der Ihr nach und nach auf immer stärkere Fahrzeugklassen Zugriff erhaltet: In einer Reihe von Wettkämpfen tretet Ihr meist zu normalen Rennen an, eingestreut finden sich u.a. Zeitläufe oder Ausscheidungsfahrten, bei denen regelmäßig der Letztplatzierte ausscheidet – hin und wieder werden zudem vorgeschriebene Fahrzeuge zur Verfügung gestellt. Andere Disziplinen wie das Driften finden sich als separate Veranstaltungen im Kalender und müssen nicht zwingend bestritten werden, um Eure Karriere voranzutreiben. Denn entscheidend ist hierfür die Erfahrung Eures Piloten: Die sammelt Ihr nicht nur durch gute Resultate, bei jedem gefahrenen Meter wird Eure Leistung auch nach anderen Aspekten bewertet: Haltet die Ideallinie ein, meistert bestimmte Kurven auf den Strecken, nutzt den Windschatten – alles bringt einige Zähler, selbst wenn Ihr online unterwegs seid oder freie Rennen fahrt. Nur für bestimmte Belohnungen wie Preisgeldfahrzeuge müsst Ihr in der Regel ’nur’ Podiumsplätze erreichen. Manch einer mag sich wundern, wieso dafür nicht wie sonst üblich Siege gefordert werden. Es hat schon seinen Grund, wieso SHIFT 2 hier etwas großzügiger ist – dem CPU-Fahrerfeld wurde eine ordentliche Portion Aggressivität eingeimpft.

Die Gegner agieren schon auf der mittleren Schwierigkeitsstufe wenig zimperlich und drücken nicht bei jeder Kleinigkeit ängstlich auf die Bremse. Darum kommen Rempler häufiger vor, als man von den eher passiven Gesellen anderer Rennspiele gewohnt ist. Gerade Startsituationen gewinnen zusätzlichen Nervenkitzel (was nicht jedermann begrüßt) und zu vorsichtiges Abbremsen vor einer Kurve resultiert schon mal in Drehern, weil der Hintermann nicht mehr ausgewichen ist. Wer öfters online Rennen fährt, kennt solche Situationen – nur dass die gewissermaßen menschlich reagierenden CPU-Fahrer Euch hier nicht mit Vorsatz ins Auto brettern.

Apropos online: Natürlich könnt Ihr bei SHIFT 2 Unleashed auch gegen ein menschliches Fahrerfeld antreten. Zeitjäger freuen sich zudem über die Einführung des von Hot Pursuit bekannten ’Autolog’-Systems: Das führt Buch über Eure Rekordzeiten und Vorlieben und schlägt Euch automatisch Herausforderungen vor, wenn etwa ein Rivale Eure beste Runde unterboten hat. Alternativ schickt Ihr selbst Einladungen zu indirekten Duellen raus oder teilt Wiederholungen, Fotos oder Erfolgsmeldungen auf Eurer ’SpeedWall’ mit der Freundesliste.

Unterm Strich ist SHIFT 2 Unleashed das geworden, was realistisch zu erwarten war: eine konsequente Weiterentwicklung mit mehr Umfang, bei der die Stärken beibehalten und einige Aspekte sinnvoll überarbeitet wurden. Damit ist die simulationslastige Raserei eigentlich fast jedem Rennsportfan zu empfehlen, sofern er einen wichtigen Punkt nicht aus den Augen verliert: Die aggressiven Gegner können frustrieren – dafür genießt Ihr Siege gegen sie aber umso mehr.

+ sehr gutes Steckensortiment
+ Cockpitperspektive wieder ungeschlagen dynamisch
+ verbesserte Karrierestruktur
+ gelungenes Erfahrungspunkte-System
+ aufgemotzte Tuningoptionen
+ Autolog-System mit dabei
+ fordernde Steuerung…

– …die das Handling schnelelr Boliden nervös macht
– Helmkamera nicht für jedermann
– grafisch kein besonders großer Schritt zum Vorgänger
– Gegner agieren überaus aggressiv

Ulrich Steppberger meint: SHIFT 2 Unleashed ist kein Rennspiel, das für Sonntagsfahrer gedacht ist: Um Erfolge zu feiern, muss hier schon ein bisschen gearbeitet werden. Das anspruchsvolle, detailliert konfigurierbare Fahrverhalten erfordert Konzentration, um vor allem die höherklassigen PS-Monster im Zaum zu halten. Die Gegner erweisen sich als aggressive und hartnäckige Rivalen: Klar, das führt schon einmal zu Abflügen oder Startgetümmeln, die Euch ohne Siegchance frustriert zurücklassen – aber lieber das als die sonst so üblichen zahnlosen Kolonnenfahrer. Wer da noch Zeit hat, um kleinkariert die Polygone der keinesfalls hässlichen Grafik zu zählen, ist hier fehl am Platz. Außerdem bin ich glücklich über das Fahrzeug- und Pistenangebot, besonders Letzteres liefert viel Abwechslung und Kurse, die man nicht schon endlos oft gesehen hat. Die Helm-Kamera gefällt mir ebenfalls und hat mir keine Probleme bereitet. Im Gegensatz zu Olli empfinde ich sie als weitgehend gelungen und sehr gut spielbar – wer nicht mag, muss sie ja nicht wählen. SHIFT 2 steht für mich in der Abteilung ’packende Rennaction mit Realismusanspruch’ noch vor der Konkurrenz von Sony und Microsoft.

Oliver Schultes meint: Das erste SHIFT begeisterte mich anno 2009 mit dynamischer Cockpit-Perspektive, bissigen Gegnern, ansehnlicher Optik und einem guten Fahrgefühl. Das trifft prinzipiell auch auf den zweiten Teil zu, aber jetzt befinden wir uns in der Ära nach Gran Turismo 5. Und da wirken Grafik und Fahrverhalten von SHIFT 2 mit einem Mal unspektakulär beziehungsweise hakelig. Der Vergleich mit Sonys Renner (ich rede hier von den Premium-Wagen) fördert beim EA-Konkurrenten kantige Automodelle und die ein oder andere verwaschene Textur zutage, die Lenkung macht stets einen leicht nervösen Eindruck – vor allem in der Cockpit-Perspektive. Apropos Cockpit: Die neue Helmkamera ist anfangs ein echter Hingucker, meines Erachtens für Rekordfahrten aber nicht zu gebrauchen, da sich bei schnellen Kurvenwechseln mehrere Blickebenen überschneiden (mein Fahrer blickt bereits nach links, obwohl ich gerade in eine Rechtskurve einfahre, auf die unmittelbar eine Linkskehre folgt). Das führt zu einem seltsamen Kameragewackel, was mehr stresst als nützt. Die Gegner-KI geht zudem schon ab mittlerer Schwierigkeit mit einer Aggressivität an den Start, die mich zur Weißglut treibt: Bei einem Rennen in Miami etwa folgt kurz nach dem Start eine 180°-Kehre, in der mich meine Verfolger wiederholt in die Bande geschoben haben. Wer den GT 5-Gegnern Dummheit vorwirft, muss das bei SHIFT 2 ebenfalls tun, denn hier wird von der CPU an einigen Stellen unfair gerempelt, dass es nicht mehr feierlich ist. Ja, und ich habe noch mehr zu meckern: Die Driftrennen sind nahe an der Unkontrollierbarkeit, die Ladezeiten lang und die Soundkulisse wirkt ungewöhnlich dünn. Ich zocke weiterhin Gran Turismo 5, das ist zwar auch nicht perfekt, passt aber besser zu meinen Erwartungen an ein Rennspiel.

Matthias Schmid meint: Wie schon in Teil 1 pumpt die Cockpit-Sicht Adrenalin durch meinen Körper: Bei SHIFT 2 fühlen sich normale Wagen wie ein AMG-Kompressor-Biest mit 500 PS an – fett! Wenn ich Rad an Rad mit zehn schicken Boliden auf eine Schikane zurase, mutet ein Forza Motorsport 3 wie die Sonntagsfahrt eines Rentners an, der seine E-Klasse mit 70 km/h über die Landstraße ’scheucht’. Dass das Fahrverhalten trotzdem anspruchsvoll ist, finde ich gut. Was aber nicht zum Simulationsanspruch passt, sind Gegner, die sich wie der übelste MotorStorm-Rowdy verhalten und mich regelmäßig abräumen. Zudem wiederholt Slightly Mad den Fehler, nicht von Anfang an einen Arcade-Modus mit etlichen Autos zum Austoben anzubieten. Ein dickes Plus sind hingegen die vielen Kurse, die jeden Rasergeschmack bedienen.

Knackiges Rennsportspektakel mit viel Dynamik, Anspruch und KI-Kontrahenten, die wenig Rücksicht walten lassen.

Singleplayer87
Multiplayer
Grafik
Sound
captain carot
I, MANIAC
captain carot

Das fand ich beim Erstling auch schon nicht so schlimm. Ist zugegeben etwas anspruchsvoll, wenn man scoren will.Ich werde aber trotzdem wieder etwas warten. SHIFT hab ich nach einem guten Monat für 25,-€ bekommen.

USG Ishimura Survivor
I, MANIAC
USG Ishimura Survivor

Lol..Isn gutes spiel nd ich komm mit dem driftn gut klar..

chief wiggum
I, MANIAC
chief wiggum

@ShinjiTaodanke für die antwort

Gast

[quote=chief wiggum]würde mich mal interessieren was man für so eine porsche lizenz zahlen muss.[/quote]Geld. [imgcomment image[/img]

chief wiggum
I, MANIAC
chief wiggum

würde mich mal interessieren was man für so eine porsche lizenz zahlen muss.