The Swapper – im Test (PS3/PS4/PSV)

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Eine verlassene Raumstation dient als Schauplatz für ein bemerkenswertes Rätsel-Abenteuer, das mit Bravour den Spagat schafft, an dem so manch anderer ambitionierter Titel scheitert. The Swapper erzählt im Sci-Fi-Rahmen eine tiefgründige Geschichte samt philosophischer Anklänge sowie moralischer Fragen (das Klonen von Menschen ist nur ein Aspekt) und bindet gleichzeitig eine anspruchsvolle wie einfallsreiche Spielmechanik ein, die Euch heftig ins Grübeln bringen wird.

Anfangs wisst Ihr nicht, wie Euch geschieht: Ihr werdet unfreiwillig per Rettungskapsel auf den nahe gelegenen Planeten befördert und findet dort den namensgebenden Swapper – ein mächtiges Werkzeug, mit dem Ihr physische Kopien von Euch erzeugt und Euer Bewusstsein in diese versetzt. Mittels eines Teleporters kehrt Ihr zurück zur Station, deren Personal auf einmal verschollen scheint. Nur einer Person lauft Ihr über den Weg, die aber ein seltsames Gebaren an den Tag legt. Und dann sind da noch die Felsen, die mit Euch auf mysteriöse Weise kommunizieren, wenn Ihr sie passiert…

The Swapper wirft viele Fragen auf, die durch das Aufspüren von Protokollen oder Tagebüchern in elektronischen Terminals langsam beantwortet werden, aber auch neue Denkanstöße geben. Kombiniert mit den ”Felsen-Botschaften“ entfaltet sich so ein komplexes Handlungs- und Gedankengerüst, das jede Menge Potenzial zum Grübeln und Diskutieren etwa über das Konzept der menschlichen Seele birgt. Erfreulicherweise wird dabei aber nicht vergessen, den Handlungsbogen auch für weniger philosophisch veranlagte Zocker befriedigend abzuschließen.

Beinahe als Geniestreich zählt derweil, dass The Swapper zudem nicht vernachlässigt, auch spielerisch gehobene Kost zu bieten: Was Ihr auf dem Weg durch die Raumstation an Rätseln vorgesetzt bekommt, kann sich ohne Frage sehen lassen. Bei der Erkundung marschiert Ihr beinahe wie in einem ”Metroidvania” durch düstere Umgebungen, die gänzlich ohne Gegner und damit auch ohne Kampfsituationen auskommen.

Dafür erwarten Euch immer wieder Stellen, an denen Ihr nur mit strategischem Einsatz des Swappers und einer gehörigen Portion Grips weiterkommt. Euer Raumfahrer darf nur ein Stückchen weit springen und nicht besonders tief fallen – größere Weiten bzw. Höhen überwindet Ihr, indem Ihr einen Klon erstellt und dann in diesen wechselt.

Für kniffligere Rätsel lassen sich bis zu vier Ebenbilder materialisieren und kontrollieren, was allerdings einen Haken hat: Die Klone kopieren Eure Bewegungen. Um also z.B. mehrere Bodenschalter zu aktivieren, genügt es deshalb meist nicht, ein Alter Ego darauf zu platzieren, weil dieses natürlich ebenfalls wegläuft, sobald Ihr Euch in Richtung Ausgang aufmacht. Noch dazu sorgen weitere Einschränkungen für zunehmend komplexere Hindernisse: Oft leuchten verschiedenfarbige Strahler die Umgebung aus, die das Klonen, Teleportieren oder gleich beides verhindern. Zudem müsst Ihr eine direkte Sichtlinie zu dem Platz haben, wo ein Abbild von Euch entstehen soll. Immerhin verlangsamt sich die Zeit beim Klon-Vorgang, was die Koordinierung in kniffligen Situationen leichter machen kann.

Das alles mag beim Lesen kompliziert klingen, doch in der Praxis sind die Swapper-Funktionen schnell begriffen – was jedoch nicht heißt, dass sich Lösungsideen leicht umsetzen lassen. Habt Ihr aber erst mal den Dreh gefunden, wie ein auf den ersten Blick nicht zu entschlüsselndes Rätsel geknackt werden kann, ist das Erfolgsgefühl umso größer.

Zum großartigen Zusammenspiel zwischen Story und Spielverlauf gesellt sich eine sehens- und hörenswerte Inszenierung: Für die Umgebungs- und Charaktergrafiken haben die Entwickler alles aus echten Gegenständen handgefertigt und digital nachbearbeitet. Das beschert The Swapper einen coolen Look, der zudem von der gekonnt düsteren Beleuchtung profitiert. Auch die Soundkulisse mit dem klugen Einsatz von karg-sphärischen Synthie- und Pianoklängen trägt viel dazu bei, eine fremdartige Atmosphäre aufzubauen.

Ulrich Steppberger meint: Bei einem Videospiel ist es mir immer noch wichtig, dass der Aspekt ”Spiel” stimmt und nicht zu sehr hinter der Geschichte zurückstecken muss. Ähnlich wie dem Indie-Urvater Braid gelingt es The Swapper meisterlich, in beiden Aspekten auf hohem Niveau zu punkten. Die Knobeleien sind ebenso fordernd wie befriedigend, auch wenn ich mir manchmal etwas weniger Pedanterie bei der Platzierung der Klone gewünscht hätte: Wenn man eine Aufgabe wiederholt neu starten muss, weil man sich um wenige Pixel vertan hat, kann das doch mal nerven. Meistens klappt aber alles wie am Schnürchen (so einem die Lösung klar wird) und die tolle Aufmachung wie auch die motivierend in Häppchen verabreichte Enthüllung der Story haben mich bis zum Ende gefesselt. Schade nur, dass es danach bis auf die Trophäenjagd keine Wiederspiel-Motivation gibt.

Forderende und reizvolle Sci-Fi-Abenteuerknoblei mit intelligentem Konzept.

Singleplayer9
Multiplayer
Grafik
Sound