The Talos Principle: Deluxe Edition – im Test (PS4)

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Solche Überraschungen sind selten, aber willkommen: Was bei Ubisoft als Entwurf für ein neues Prince of Persia-Spiel begann, wurde zu Assassin’s Creed – heute die wichtigste Marke des Konzerns. Auch Capcoms Dämonenjäger-Saga Devil May Cry gibt es nur, weil Hideki Kamiya einen PS2-Nachfolger der Resident Evil-Serie entwickeln sollte. Und The Talos Principle entstand aus einer Kreativspielerei heraus – dem Technologie-Newsdienst Venturebeat verriet Alen Ladavac, Croteams Chief Technology Officer, die Hintergründe: ”Als wir am nächsten Serious Sam-Spiel arbeiteten, haben wir mit neuen Spielmechaniken experimentiert. Zwei von uns haben eine Reihe Testlevels gebaut – ich eher simple Dinge. Aber mein Kollege dachte sich ein paar echte Kopfnüsse aus, um zu schauen, wie viel Komplexität möglich ist. Und als wir alle diese Puzzle-Levels testeten, liebten wir sie – und so wurde ein eigenes Spiel daraus.”

Damit hätten wir das ”Wie kam es zum Spiel?” geklärt, fehlt noch die Herkunft des Namens: Talos ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie (u.a. Argonauten-Sage) – meist wird er als metallener Riese beschrieben, der auf Kreta zum Schutz der Europa abgestellt war vielleicht wurde er vom Schmiedegott Hephaistos erschaffen. Im Spiel spielt Ihr zwar keinen Bronzeriesen, dafür einen mannsgroßen Androiden – und wer im Menü auf die Third-Person-Sicht schaltet, der wird diesem Blechheini für viele Stunden über die Schulter blicken.

The Talos Principle ist ein Rätselspiel, wie Portal eines ist trotzdem fällt es ganz anders aus als der Valve-Knobler. Ihr spaziert, sprintet und hopst durch eine leblose, aber hübsche 3D-Welt, deren Aussehen von viel Natur, ein bisschen moderner und ganz viel alter Architektur geprägt ist.

In der Oberwelt sucht Ihr nach Easter-Eggs oder Geheimräumen und habt Zugang zu den drei Szenarien des Spiels: Pompeji, Ägypten, europäisches Mittelalter. Jedes Szenario wiederum ist Heimat Dutzender Rätselkammern, die Euch, sofern Ihr sie erfolgreich absolviert, bunte Puzzleteile spendieren. Mit diesen Objekten schaltet Ihr Rätsel-Tools frei, die für spätere Levels zwingend nötig sind. Und dann ist da ja noch dieser geheimnisvolle Turm in der Eiswüste, dessen Betreten Euch vom Erzähler Elohim (ein hebräischer Name für den einen Gott) untersagt wurde.

Das heißt bei The Talos Prinicple – so spielen sich die Rätsel: Meist habt Ihr einen kleinen Irrgarten vor Euch, mit (nicht überspringbaren) Zäunen, Energiebarrieren und Mauerdurchbrüchen. In einem bestimmten Bereich wartet das Puzzleteil auf Euch – da wollt Ihr hin. Nur geht das nicht so einfach! Zum Beispiel müsst Ihr eine Energiequelle mithilfe von Laserstrahlen und Umlenk-Kristallen (auf Stativen) mit einem Energie-Empfänger verbinden, damit sich ein Tor öffnet. Hinter diesem Tor liegt dann ein Würfel den braucht Ihr, um einen Schalter zu beschweren. Der Schalter wiederum liefert Strom für eine Windmaschine. Die hingegen braucht Ihr, um einen weiteren Würfel mit einem Energie-Umlenk-Stativ obendrauf einige Meter in die Luft zu heben, damit der Weg des Lasers sich nicht mehr mit einer Wand schneidet.

An anderer Stelle müsst Ihr einen Platz überqueren, wo zwei Schweberoboter patrouillieren – die rasen auf Euch zu und explodieren, wenn Ihr zu nahe kommt. Ihr habt aber nur ein mobiles ”Jammer”-Gerät zur Verfügung, mit dem Ihr nur einen von ihnen lahmlegen könnt. Die Lösung könnte so aussehen, dass Ihr mit dem Jammer eine Energiebarriere am Rande des Platzes deaktiviert. Daraufhin schwebt einer der Wachroboter, der bisher immer gegen die Barriere stieß, nun in den Gang dahinter. Ist er durch, schaltet Ihr Euren Jammer wieder ab, die Barriere taucht erneut auf und der Roboter ist dahinter weggesperrt. Oder Ihr blockiert nur kurz einen der Wachroboter, sodass das Duo seine Bahnen nicht mehr parallel, sondern versetzt zieht – so überschneiden sich die Reichweiten ihrer Bewegungsmelder nicht mehr und Ihr flitzt dazwischen hindurch. Zu derlei Mechaniken gesellen sich Sprung-Pads, Stromschalter oder eine trickreiche Aufnahme- und Abspiel-Funktion Eurer Handlungen – so könnt Ihr einen Klon erschaffen, der in die Bresche springt, wenn mal wieder zu wenig Kisten oder Laser-Stative zur Problemlösung vorhanden sind.

Fehlt noch ein wesentliches Element von The Talos Principle – die Geschichte. Die findet fast ausschließlich über Textdialoge an Computer-Terminals statt (Bild linke Seite unten) und schürft für ein Videospiel erstaunlich und erfreulich tief: Ihr erörtert Themen wie den Beginn vernunftbegabten Lebens, künstliche Intelligenz oder was nach unserem irdischen Dasein übrig bleibt.

Auf PC hat das Spiel schon einige Monate auf dem Buckel, die Deluxe Edition auf PS4 liefert den recht umfangreichen DLC Road to Gehenna gratis mit – hier warten neue, gleich vom Start weg ziemlich anspruchsvolle Prüfungen auf Euch. Leider muss der DLC ohne frische Rätsellösungs-Werkzeuge auskommen.

Matthias Schmid meint: Ein tolles Stück Software – wenn es nur ein bisschen mehr Spaß machen würde! Eigentlich kann ich The Talos Prinicple wenig vorwerfen: Die Grafik ist etwas leblos, dafür aber meist richtig hübsch, und die Geschichte gibt Hobby-Philosophen fundamentale Denkanstöße. Auch die Schwierigkeit der Prüfungen ist gelungen – es sind knallharte Kopfnüsse dabei, nach einiger Zeit kommt Ihr aber meistens auf die Lösung. Leider ist das ständige Herumrennen in den Irrgärten, das Umhertragen von Kisten, Jammern &amp Co. mitunter ermüdend und langweilig. Dass der DLC Road to Gehenna gratis beiliegt, ist nett – doch nach den über 100 Kopfnüssen des Hauptspiels hatte ich erst mal genug. Top finde ich die Beschilderung in den Hub-Welten – ein kleines Detail, das viel Komfort mit sich bringt.

Kerstin Mayer meint: Eigentlich mag ich Rätselspiele, und eigentlich machen die Denkaufgaben von The Talos Principle wenig falsch: Sie sind komplex, nicht zu einfach und doch mit genügend Nachdenken lösbar. Trotzdem sprang der Funke irgendwie nicht über. Ob es an den biederen Rätselmechaniken oder dem vielen Herumlaufen lag, kann ich nicht eindeutig sagen – eine Karte hätte auf jeden Fall nicht geschadet. Und so habe ich die Prüfungen in erster Linie absolviert, um zu erfahren, was es mit der Welt auf sich hat. Unspektakulär über Computerterminals, Audiologs und Schmierereien an der Wand wurde eine Geschichte erzählt, über Ängste und Hoffnungen der Menschheit, den Grund ihres Strebens und was es ausmacht, ein Mensch zu sein – das hatte ich nicht erwartet.

  • über 100 Rätselprüfungen im Hauptspiel
  • inklusive DLC-Paket ”Road to Gehenna”
  • in Ego- oder Third-Person-Sicht spielbar
  • Geschichte stammt von den Autoren Tom Jubert und Jonas Kyratzes

Kluges und forderndes, manchmal etwas umständliches Rätselspiel mit philosophisch angehauchter, aber schwach eingebundener Geschichte.

Singleplayer82
Multiplayer
Grafik
Sound
Kinski
I, MANIAC
Kinski

Ich hab es ausschließlich in der First Person durchgespielt.Third Person kann man sich dann wie bei Skyrim oder fallout vorstellen.Aber das Game ist richtig genial.

SxyxS
I, MANIAC
SxyxS

Ach-es hat auch 3rd person.Dann sollte einem Kauf nichts mehr im Wege stehen.