Japanische Entwickler in der Sinnkrise

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Ende April flog ich nach Monte Carlo, um Capcoms kommende Spiele unter die Lupe zu nehmen. Software-Entwicklungschef und Mega Man-Erfinder Keiji Inafune (Foto rechts) ließ bei der Veranstaltung keine Gelegenheit aus, für die “Verwestlichung” japanischer Spiele zu plädieren. Populäre Marken wie Dead Rising müssten in Zukunft entweder komplett ausgelagert oder in enger Zusammenarbeit mit westlichen Entwicklern weitergeführt werden, so Inafunes Credo.

Eine Tendenz, die auch bei anderen japanischen Videospielfirmen zu sehen ist. Konami beispielsweise lässt seine Silent Hill-Serie mittlerweile im Westen entwickeln: In den USA entstand Silent Hill: Homecoming, in England werkelt Climax am Wii-Horror Silent Hill: Shattered Memories. Ob das jeweils eine gute Entscheidung war oder sein wird, lässt sich am Einzelfall diskutieren.

Fakt ist, dass sich durch die “Verwestlichung” das Aussehen und Spielgefühl einer Serie mitunter dramatisch verändern. Ich pauschalisiere und übertreibe jetzt mal bewusst: Japanische Spitzenspiele wirken bis ins kleinste Detail poliert – sowohl grafisch als auch spielerisch. Westliche Spitzenspiele dagegen lassen diese Detailversessenheit vermissen – immer wieder mal hakt es bei der Steuerung oder wirkt die Grafik unsauber.

Wie gesagt, eine generalisierte Aussage, deren Kern aber durch die Games-Vergangenheit belegt wird – und mir als Videospiel-Fan ein Bauchdrücken verursacht. Was aus Dead Rising 2 Übles werden könnte, habe ich hier schon kundgetan. Ein noch detaillierteres Zerstückeln von Zombies braucht niemand. Punkt.

Ich kann nicht verstehen, warum einige japanische Entwickler anscheinend ihr Selbstvertrauen verloren haben und auf Teufel komm raus westlichere Produkte machen wollen. Sicher, der fernöstliche Spiele-Markt ist nicht mehr so vital wie zu der Blüte von PSone und PS2 und die Games-Entwicklung für PS3 und Xbox 360 kostet mittlerweile ein X-faches früherer Zeiten. Ein offensichtliches Anbiedern an westliche Zocker kann aber nicht die Lösung sein.
Dass Spiele mit japanischem Charme beziehungsweise poliertem Auftreten auch im Westen zünden, zeigen u.a. Capcoms Resident Evil 5 und Street Fighter IV oder Wii Fit, Super Mario Galaxy und Final Fantasy XII.

Also liebe Capcoms, Konamis & Co.: Steht zu Euren japanischen Entwickler-Wurzeln! Und erinnert Euch an die Worte von Torwart-Titan Oliver Kahn: “Eier, wir brauchen Eier!”

Napalus
Gast

Liebe Japaner,Bleibt bei euren Wurzeln.Werdet nicht zur Westlichen Spiele Industrie Hu.. wie Hideo Kojima und co.Ihr werdet irgendwann wieder die Nummer 1 sein……

Napalus
Gast

Westliche Spiele sind meistens perfect designt aber ein Spiel mit Seele zu erschaffen darin sind und bleiben die Japaner einfach die besten.Ich jedenfalls spiele lieber ein nicht ganz so rundes Rollenspiel zum Beispiel mit einer tollen Story die mich fesselt und mir die Charaktere ans Herz wachsen lässt und mich mit ihnen leiden lässt als die millionsten Ego Shooter Marke:Vor dir Böse,drauf schiessen,Welt retten.Warum die vorne Böse?Weil wir sagen……

Segabasti
I, MANIAC
Segabasti

Sieht man ja an Sonic, der Werwolf (Werehog) ist eine rein Europäische Erscheinung, die erst durch einen Film von 1942 im Rest der Welt bekannt wurde. Also Europäische Elemente.—Verhuntzt…FFX-2 hat mir Z.B. gar nicht gefallen, FF 3 aufm DS dafür umso mehr. Das design von Spielen wie Okami, Animal crossing oder der Pokemon Serie ist eben typisch japanisch und kommt im Westen trotzdem gut an. World of Warcraft ist wiederrum das erfolgreichste PC Spiel in japan, obwohl es nicht aus Japan stammt. Es kommt also immer auch auf den individuellen Geschmack und das Zusammenspiel vieler Faktoren an.Und wo bitte ist Shenmue linear???Ich habe bunte Jumpn Runs und leicht zugängliche RPGs lieber, als irgendwelche Überstylten Action Adventures, Egoshooter oder Weltkriegsspiele.Solche Spiele wie Pikmin, Let´s Tap, Animal Crossing, Okami, Shenmue, FF 3 DS, Chu Chu rocket oder Jet Set radio müsste es noch viel mehr geben. Ebenso 2-D jump n Runs im Stile des neuen wario land. Endless Ocean wird demnächst fortgesetzt, das ist gut. Und sicher gibt es unter euch viele, die das anders sehehn, aber genau das ist doch richtig: jeder mag andere Spiele und jeder MACHT andere Spiele.

buddy4all
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buddy4all

Vom Prinzip her gar nicht schlecht, wenn unbedeutendere Serien mit diesem Konzept an die Wand fahren, so könnte sich diese Schnapsidee vielleicht bald wieder in Luft auflösen und unsere Videospielwelt bleibt mannigfaltig bunt und verkommt nicht zu einem globalen Einheitsbrei. Wenn es da nicht so viele profitorientierte Manager geben würde…

captain carot
I, MANIAC
captain carot

Genau da kommt´s eben für mich auf die Mischung an: Mirror´s Edge hätte es auf japanisch (und wohl auch amerikanisch) so nicht gegeben. Und Einheitsbrei ist das auch nicht. Dass die Entwickler ihrer Kreativität freien Lauf lassen sollten gilt also in jedem Fall, egal ob Design oder Gameplay und egal, wo auf der Welt. Nur sollte man regionale Eigenheiten definitiv bewahren.

Funatic
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Funatic

also ich finde immer noch das die meisten kreativen köpfe der videospiel industrie in japan sitzen. schaut euch doch mal an was der westen so rausbringt! entweder der hundertste aufguss eines world war 2 egoshooters, das jährliche update irgendeiner sportart oder ein action adventure in dem der held meist kahlköpfig, bärbeissig und “”megacool”” ist! ich weiss es gibt ausnahmen (ich nenn mal herrn molyneux) aber 80% aller titel schlagen in die kerbe. die japaner hingegen bescheren uns nicht nur klasse rpgs, beat’em ups, shoot’em ups und plattformhüpfer sondern sie wagen auch mal den schritt weg vom realistischen und hin zum kreativen! welcher westliche entwickler hätte einen klempner plize verspeisen lassen um zu wachsen, cloud (FF7) ein schwert verpasst das 3 mal so gross ist wie er selbst oder einen blauen igel schneller als der schall rennen lassen?wenn es um realistische settings wie z.b. GTA oder splinter cell geht oder düster realistische rollenspiele ala gothic oder mass effect ist der westen wirklich eine macht. aber wenn es um fantastische und manchmal auch völlig abgefahrene welten und charactere geht die man sofort erkennt und die einem neue und frische spielerlebnisse bieten kann man auf die japanischen entwickler einfach nicht verzichten! also ihr kleinen männer aus nippon: redet euch nicht selber schlecht und entführt uns weiterhin in eure welten die uns westler schon seit jahren in erzückung und manchesmal auch kopfschüttelndes erstaunen versetzten! BANZAI!

Beeberman
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Beeberman

Mir persönlich gefällt der japanische Weg wesentlich besser als der amerikanische…Ach ja mir fallen kaum japanische TopSpiele ein, welche gepatcht werden müssen, westliche hingegen gibt es sehr viel bzw. eigentlich fast alle auf PS360.

captain carot
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captain carot

Für mich ist das typische Spielgefühl wichtig. Mass Effect auf japanisch wäre kein Mass Effect, Mirrors Ede auf ameriaknisch kein Mirrors Edge und Devil May Cry auf amerikanisch oder europäisch kein DMC.Auch ein kleiner Blick über den Konsolentellerrand schadet hier nicht. Das ukrainische Stalker hat eine ganz andere Athmosphäre als westliche oder japanische Titel.Jede Region hat auch eigene Stärken und Schwächen. US-Spiele bieten meist blasse Charaktere, japanischeSpiele schon mal weniger imposante Technik oder sehr ausgeprägte Linearität…Aber gerade die Vorteile einzelner regional entwickelter Titel gehen bei Homecoming oder Bionic Commando irgendwie flöten. Also lieber etwas japanischer oder europäischer, dafür aber besser.

Saldek
I, MANIAC
Saldek

es ging mir weniger um komplexe Lebensläufe, sondern eher um Chrakterdesign. Nehme ich doch mal Wanda aus SotC. Über seine Story erfährt man quasi null. Trotzdem ist das Charadesign erstklassig und ständig hinterfragte ich “”sein”” Handeln und seine Motivation. Letztendlich hatte mich dieser Charakter sehr gefesselt, auch ohne seitenlangen RPG-Lebenslauf und endlose Story-Sequenzen. Mario ist natürlich ein klassischer 80er Held, ein Chara der ersten Stunde quasi. Blass finde ich Charas wie Mario, Sonic, Link usw deshalb aber nicht, im Gegenteil. Natürlich gab und gibt es auch hier gutes Charadesign. Damals z.B. Earthworm Jim fand ich genial. Aufgrund des Ego-Trends und Realismus-Wahns ist es heute nur sehr viel seltener geworden.Aber egal, weder ein japanisierter Westen noch eine Verwestlichung des jap. Marktes sind imo erstrebenswert. Wie bei anderen Medien auch sollte jedes Land seine kulturellen Eigenheiten einbringen und das Medium damit vielseitiger machen. Rein aus kommerziellem Druck sich ein anderes gamedesign aufzuzwingen ist einfach nicht der richtige Weg um aus der Krise zu finden.

buddy4all
I, MANIAC
buddy4all

Die japanischen Spieleschmieden sollten sich einfach auf ihre Stärken konzentrieren und an ihrer “”Tradition”” der Entwicklung festhalten. Schließlich wollen doch nicht alle westlichen Zocker immer nur “”große und offene”” Spiele daddeln. Zum Thema blasse Charaktere: Wieviel Seiten könnte man wohl mit Super Marios Lebenslauf füllen? Wahrscheinlich nicht allzu viele. Ich denke, dass es auf das Genre und auch auf die Absicht der Entwickler ankommt, wieviel Persönlichkeit der Charakter verliehen bekommt, denn es gibt doch auch westliche RPGs mit ausgefeilten Geschichten.

Thrawn
I, MANIAC
Thrawn

hm g wenn das alte Klischee, was über gewisse Größen bei Asiaten existiert, stimmt, ist das Kahn-Zitat vielleicht etwas unglücklich gewählt XD@Thema: Da mein persönlicher Geschmack viel eher von den japanischen Produktionen getroffen wird, halte ich diese Entwicklung für sehr negativ. Natürlich ist es positiv, dass sich der Videospielemarkt inzwischen über die ganze Welt verbreitet hat und nicht alles auf Japan ausgerichtet ist (immerhin machen sogar die Release-Zeiten Fortschritte), wenn dabei jedoch der “”Charakter”” der Games immer einheitlicher und profilloser wird, läuft meiner Meinung nach etwas schief.

Nils der Pilz
I, MANIAC
Nils der Pilz

Ich denke, dass die großen japanischen Konzerne einerseits (und eben nur einerseits) ein wirtschaftliches Interesse verfolgen, indem sie sich dem heute stärkeren, also westlichen Markt annähern. Andererseits – und dieser Punkt wird glaube ich einfach ausgeblendet – orientieren sich die japanischen Entwickler zumindest teilweise auch im Stil ihrer Eigenentwicklungen an westlichen Vorlieben. Das sieht man bei Resident Evil 5 und MadWorld, die genau so gut in Amerika hätten entwickelt werden können (Wurde das Motion Capturing für die Sequenzen in Resi 5 nicht auch in Amerika gemacht?). Auch auf künstlerischer Ebene (denn ich denke von dieser kann man bei Videospielen ruhig reden) gibt es also anscheinend eine Annäherung. Letztlich kann ich die Sorgen um die Qualität aber nicht verstehen, denn ich finde, dass Westler ihr Handwerk genau so gut verstehen wie Japaner (God of War, GTA). Zudem ist ja auch nicht jedes japanisches Spiel ein spielerischer Kracher… kurzum: Amerikaner machen nicht unbedingt schlechte Spiele, Japaner nicht unbedingt gute, und eine Annäherung der Märkte ist nur natürlich. Letztlich bleibt nur die Frage, ob das “”japanische”” Spielgefühl verloren gehen wird, sei es auf dem hiesigen oder dem japanischen Markt. Ich denke: um Glück leider jain. Japanisch kommt schlechter an und letztlich hat doch die Wirtschaft meistens einen größeren Einfluss, als die künstlerische Motivation. Aber sie wird ganz sicher nicht in absehbarer Zeit verschwinden. Mario, Link und Konsorten sind feste Größen, die den Markt stützen und vor allem Nintendo bleibt sich treu. Microsoft hat viel Interesse am japanischen Markt und arbet intensiv in diese Richtung (Tales of Vesperia, Lost Odyssey, etc…). Sony bleibt zwischen den Märkten hängen, aber die sind so japanisch, dass sie ja den anderen Märkten eher die kalte Schulter zeigen (kein FFVII in den hiesigen Stores?). Und wie ihr schon im Podcast gesagt habt: die ganz großen bleiben halt in Japan. Punkt.

Saldek
I, MANIAC
Saldek

ich glaube die Schwerpunkte werden einfach anders gesetzt. Viele westliche Entwickler legen mehr Wert auf komplexes, ausgefeiltes gameplay und große Spielewelten. Egal ob Oblivion, GTA, Deus Ex, Stalker usw. Die Welt muss möglichst groß und realistisch sein oder der Spieler unzählige Handlungsmöglichkeiten haben. Auch Spiele wie Anno, C&C usw sind ja recht kompliziert. Der Preis dafür sind oft blasse Charaktere und sterile Spielewelten.Japaner machen lieber lineare Titel und quetschen dafür unzählige Details ins Spiel (Vgl. z.B. Shenmue <-> GTA). Japanische games sind imo auch viel zugänglicher. In Splinter Cell jagd ein blasser US-Agent Terroristen, in MGS gibt es dagegen völlig durchgeknallte und gestylte Charaktere. Spielerisch hat jedes SC aber mit MGS den Boden aufgewischt. Auch Spiele wie Ico sind sehr linear und das reine gameplay-Gerüst ist im Kern zugänglich und simpel.Für mich ist es daher keine Frage der spielerischen Qualität was jap. Spiele so besonders macht, sondern die Kunst des Designs, welche der Westen einfach nicht so gut beherrscht. Jap. Spiele gehen vielmehr durch den Bauch, westliche eher durch den Kopf.