100-Stunden-Wochen – Trubel um Arbeitszeiten bei Rockstar

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Dan Houser, Mitbegründer und Vizepräsident von Rockstar Games, hat in einem Interview mit Harold Goldberg (hier bei Vulture nachzulesen) einen Satz gesagt, der seitdem für Schlagzeilen und Furor im Netz sorgt. “Wir haben [mehrfach] 100-Stunden-Wochen geschoben”, so Housers Aussage zu der Produktionsendphase für Red Dead Redemption 2.

Daraufhin wurde Rockstar für unmenschliche Arbeitszustände kritisiert, wie sie auch schon 2010 in der Endphase des ersten Red Dead Redemption (Test hier) geherrscht haben sollen. Anfang Januar 2010 tauchte bei Gamasutra ein offener Brief auf, in dem die “Determined Devoted Wives of Rockstar San Diego employees” (also mutmaßlich die Frauen von einigen Rockstar-Angestellten) über 12-Stunden-Tage von Montag bis Samstag klagten, die bereits seit Monaten gang und gäbe wären. Nach der Fertigstellung rissen die schlechten Meldungen nicht ab, zum Beispiel entließ Rockstar Teile des Entwickler-Teams (hier nachzulesen).

Dan Houser präzisierte nach der Kritik seine Aussage zu Red Dead Redemption 2 in einem Statement auf der Webseite IGN: “Nachdem wir sieben Jahre an dem Spiel gearbeitet hatten, blieben dem hauptverantwortlichen Schreiber-Quartett, das aus Mike Unsworth, Rupert Humphries, Lazlow und mir besteht, drei Wochen intensive Arbeit, um alles glatt zu ziehen – so wie wir es immer machen. Drei Wochen, keine drei Jahre. Wir arbeiten alle schon seit gut zwölf Jahren zusammen, und wir haben das Gefühl, diese Zeit zu brauchen, um alles zu finalisieren. […] Viel wichtiger: Wir erwarten nicht, dass jeder so arbeitet. […] Viele leitende Angestellte arbeiten völlig anders und sind genauso produktiv – ich bin nur keiner von ihnen! Keiner, weder leitender noch ‘normaler’ Angestellter, wird jemals zu harter Arbeit gezwungen.”

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ChrisKong
I, MANIAC
ChrisKong

@walldorf
Ist das wirklich so, dass der Arbeitnehmer die Gesetze bricht? Komische Art der Rechtsverdrehung.

MontyRunner
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MontyRunner

Wenn Angestellte so viel malochen, ist das für mich kriminell. Das Argument, die wissen ja, worauf sie sich bei dem Job einlassen, zieht nicht. Die Jobwahl ist nicht frei von Zwängen. Amerikas Jobkultur ist eine von Ausbeutern gesteuerte Katastrophe.

Walldorf
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Walldorf

@kaoru-zero-one “Ein Kumpel von mir ist Koch, der arbeitet 14h am Tag, 6 Tage die Woche und das seit 14 Jahren und da werden nichtmal Überstunden gezahlt, weil Koch ja so ne “berufsbedingte” Ausnahme ist.”

Dann bricht Dein Kumpel seit 14 Jahren die Gesetze falls er in Deutschland arbeitet. Hierzulande darf ein Arbeitnehmer pro Woche nach dem Gesetz höchstens 48 Stunden arbeiten.

50-60 Stunden pro Woche machen auf Dauer krank und man verpasst zuviel vom restlichen Leben.

Sicher gibt es keine Sklaverei mehr, aber wenn man die Miete bezahlen und Familie ernähren muss, dann kann man es sich nicht leisten seinen Job zu kündigen. Und das wird gnadenlos ausgenutzt.

Allerdings finde ich es ein wenig lächerlich wenn ausgerechnet diejenigen, die begeistert jede Veröffentlichung aus Japan abfeiern, jetzt bei RDR 2 öffentlich ihren Kaufverzicht breittreten. In Japan wäre Rockstar Games kein schwarzes Schaf, sondern eine ganz normale Spielefirma.

Henry
I, MANIAC
Henry

Ich verstehe den Tumult nicht. Er sagte : “so wie wir es immer machen” . Wer nicht richtig plant oder unrealistisch plant aber ein Produkt, von einem Projekt, mit bestimmten Spezifikation und einem qualitativen Anspruch zum Zeitpunkt x veröffentlichen will, muss eben ein paar Nachtschichten einlegen, wenn kein Puffer übrig bleibt. 7 Jahre ist verdammt viel Zeit! Umsonst machen das die Leute ja auch nicht und jeder kann gehen, wenn es ihm nicht passt. Die Sklaverei gibt es meines Wissens seit April 1865, mit der Kapitulation von General Lee’s North-Virginia-Armee, in der westlichen Hemisphäre nicht mehr. Oder glaubt irgendjemand, dass die schlecht bezahlt werden? Niemand wird gezwungen so ein tolles Projekt zu machen. Oder doch? Die Projektteilnehmer wissen alle ganz genau, was wann geliefert werden muss und man hat die Freiheit die Hand zu heben und eine Verzögerung aufgrund xy zu melden. Es ist halt sehr anspruchsvoll auf dem Niveau, wie es Rockstar hält, zu arbeiten. Zu dem Zeitpunkt wo der Releasezeitpunkt veröffentlicht wird gibt es kein Zurück. Das Problem haben alle. Sonst ist es peinlich vgl. Berliner Flughafen. Naja Rockstar ist bekannt für wenig Bugs im Vergleich zu Bethesda. Die hätten ruhig ein paar Nachtschichten mehr vor dem Release von Skyrim einlegen können. Für mich ist die Aussage eher ein Wink, dass ein gutes Produkt auf uns zukommt, in welchem Leidenschaft und Hingabe stecken. Das will doch jeder Gaming Fan oder nicht? Ich habe den ersten Teil leider noch nicht gezockt. Liegt seit längerem im Regal. Vielleicht schaffe ich es diesen Winter. ?

8BitLegend
I, MANIAC
8BitLegend

Bei Herzensprojekten kann ich für einen kurzen Zeitraum auch mal Gas geben. Das Problem ist halt, dass nicht jeder die Identifikation mit der Sache hat und dann vermutlich gegen den eigenen Willen mitgezogen wird. Es ist so schon ungesund so einseitig zu ackern, wenn man dann aber noch viel lieber bei Freunden / Familien sein möchte, wohl umso mehr.

Auf der anderen Seite: Wer sich dort bewirbt, weiß was Sache ist. Die machen keine halben Sachen und dementsprechend sollte der Bewerber eine realistische Vorstellung vom eigenen Leistungsvermögen haben. Ich könnte es nicht, käme aber auch nicht auf die Idee dort anzutanzen.

Nipponichi
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Nipponichi

Eine 100-Stundenwoche habe ich zwar nicht, aber eine durchschnittliche 50-60 Stundenwoche sind normal. Nur ist der Unterschied, daß ich für meine ganzen Überstunden bis auf die Minute genau bezahlt werde. Leider haben sehr viele Menschen sowas nicht. Ich kenne auch noch Zeiten, wo Überstunden grundsätzlich nicht bezahlt wurden. Machte man nicht mit, wurde man halt rausgekickt.

Gast

Ehrlich gesagt seh ich hier nicht so das Problem. Die Kernaussage mag unglücklich formuliert sein, sagt aber eigentlich nur “wir geben nochmal richtig Feuer, damit das Produkt pünktlich erscheint und geil ist”und die Leidenschaft entsprechend unterstrichen werden sollte. In der Branche ist das normal, das die Luft brennt, sobald sich das Spiel der Fertigstellung nähert. Da erinnere mich mich an diverse Interwievs mit Entwicklern in der Vergangenheit. Bungie hat schon bei Halo2 seinerzeit gemeint, das sie 6 Monate vor Release vermutlich nicht mehr die Sonne zu Gesicht bekommen werden. Wiegesagt, Branchenüblich…sollte mal an andere Stelle solche Aufschreie geben. Ein Kumpel von mir ist Koch, der arbeitet 14h am Tag, 6 Tage die Woche und das seit 14 Jahren und da werden nichtmal Überstunden gezahlt, weil Koch ja so ne “berufsbedingte” Ausnahme ist.

moshschocker
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moshschocker

Das Thema wird viel zu sehr aufgebauscht!

Bort1978
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Bort1978

Äh hier geht es lediglich um ein Kernteam von 4-5 Leuten, die die Story final fertiggestellt haben. Die dürften alle recht weit oben in der Rangliste stehen. Alle anderen hatten keine 100h Wochen.
Ihr wisst doch auch gar nicht, wann diese Crunchtime für die Story gewesen ist. Vielleicht war die schon vor Monaten. Wenn ich mich recht entsinne, liefen die letzten Rockstar-Titel auch ohne irgendwelche Patches rund. Gab es da überhaupt große Day-One-Patches?

Edit: Bei GTA V war der Day-One-Patch 1 GB groß. Bei der Spielgröße nicht sonderlich dramatisch.

dmhvader
I, MANIAC
dmhvader

Konkret bedeutet das also: Wir kriegen ‘nen fetten Day-One-Patch. Wird halt kurz vor Release noch fleißig Debugging betrieben. Keine Ahnung, wie beanspruchend das bei Rockstar ist, aber Computerarbeit ist erfahrungsgemäß eh nicht sonderlich körperbelastend. Bis 15 Std. täglich mit Pausen kann man ‘ne Weile schon aushalten, denke ich, solange das nicht Monate anhält.

Ziep
I, MANIAC
Ziep

So was kann man nicht für nen wirklich langen Zeitraum durchziehen. Wenn diese Crunchtime also die letzten paar Wochen betrifft, würde ich bei so einem Projekt auch nochmal Arbeit reinstecken, weil das kann ich mir auch and Revert heften, selbst wenn ich danach nicht mehr in der gleichen Firma bin.
Ich gehe zudem davon aus, dass die Überstunden bezahlt werden. Bei dem was die an Kohle machen würde ich sie auf den Tod hassen wenn sie da rumknausern. Es ist ohnehin unerträglich, dass CEOs und Konsorten meinen, ihre Millionensaläre sind völlig in Ordnung, wenn sie dem kleinen Mann das bei einem normalen Gehalt nicht gönnen und in den USA auch hire and fire vorherrscht.
Aktionäre gehen halt vor. Schwierig, jedes Jahr Rekordgewinne zu toppen. Und die da oben gehen dann mit Abfindung wenn es nicht hinhaut. Applaus für solch ein System!

Sephiroth
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Sephiroth

Ich sage nur “Augen auf bei der Berufswahl” bzw. Arbeitgeber Wahl in dem Fall. Wer bei so einem großen Spiel (Projekt) mitarbeitet bzw. mitarbeiten darf, kann davon ausgehen, das die letzten Wochen und Monate vor Release arbeitstechnisch echt heftig werden.

Wer so etwas nicht ahnt oder kommen sieht, hat meiner Meinung nach in der Branche nichts verloren. Der Druck gerade bei so einem Spiel ist nunmal einfach enorm. Das sollte einem jeden bewusst sein.

Bei mir wird es jetzt in der Winterzeit auch wieder heftig, gerade wenn ich sehe, was alles fertig sein muss, bis Ende des Jahres. Denke es geht vielen anderen Menschen nicht anders. Von daher halten sich meine Mitleidsbekundungen in Grenzen. Auch wenn ich so lange und extreme Arbeitszeiten ebenfalls nicht wünschenswert finde.
Für Niemanden!

senser
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senser

Wenn genug für Überstunden rüber kommt wohl nicht so wild. Gibt auch bei mir im Job Zeiten wo der arsch brennt und ich ran muss. Danach ist aber auch wieder ruhiger und die Abrechnungen entschädigen das.

Lofwyr
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Lofwyr

100 Stunden Wochenarbeitszeit zeugen nur von schlechtem Management und schlecht gewählten Releasedaten. Aber wenn das Spiel fertig ist wird die Hälfte der Mitarbeiter eh “freigestellt”.

Anonymous
Gast
Anonymous
ghostdog83
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ghostdog83

Manhunt mit den aktuellen technischen Möglichkeiten wäre schon eine Killer App.

Maverick
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Maverick

Klingt jetzt hart aber unterm Strich interessieren uns nur die spiele.
Und freuen tuhe ich mich schon sehr auf rdr2, wobei manhunt 3 nach wie vor einer meiner träume ist.

Max Snake
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Max Snake

@zack1978 Team Bondi war eher die Chrunchtime schlimme verursacht hat.

Bort1978
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Bort1978

@lofwyr Dafür wissen wir zu wenig, um darüber urteilen zu können. Vielleicht zahlen sie ja super, es herrscht ein super Klima und der Stress ist nur kurz vor Fertigstellung eines Spiels so hoch.

T3qUiLLa
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T3qUiLLa

kaum kommt ein neues rockstar spiel raus, les ich wieder die gleichen schlagzeilen.
ist doch nix neues mehr das ind er crunchtime nochmal rangesetzt wird und zwar so richtig. bei so einem projekt? wen wundert es noch? da arbeiten mehr leute dran als jemals zuvor an einem videospiel….

Lofwyr
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Lofwyr

Rockstar ist offensichtlich ein sehr beschissener Arbeitgeber.

Tokyo_shinjuu
I, MANIAC
Tokyo_shinjuu

Warum sagte der Typ nicht einfach, wir machen hier ein absolutes Mega Spiel und das schaffen wir an 4 Tagen pro Woche in 6 Stunden am Tag bei 40 Tagen Urlaub im Jahr.
Da wären höchstens die Arbeitgeber Verbände Sturm gelaufen.^^

ChrisKong
I, MANIAC
ChrisKong

Aha, die Frauen der Entwickler hatten sich beklagt. Das könnte auch heissen, den Männern war das willkommen, fern der eigenen Frauen zu sein. ^^

Anonymous
Gast
Anonymous

Wohl kaum.

ghostdog83
I, MANIAC
ghostdog83

Ist jedenfalls kein guter Eindruck den Rockstar da macht.

Der auf die Verkaufszahlen wohl kaum Einfluss hat. ?

Anonymous
Gast
Anonymous

Bei L. A. Noire wurde sich doch auch über die Arbeitszeiten beklagt, wenn ich mich recht erinnere. Ist jedenfalls kein guter Eindruck den Rockstar da macht.