Kirby und der Regenbogen-Pinsel – im Test (Wii U)

0
561
Spiel:
Publisher:
Developer:
Genre:
Getestet für:
Erhältlich für:
USK:
Erschienen in:

Mit schöner Regelmäßigkeit spendieren Big N und seine First-Party-Helfer einem der vielen Firmenmaskottchen einen krassen Grafikstil: Von den Wachsmalkreide- und Filzstift-Hintergründen eines Yoshi’s Island zu den gefalteten Welten der Paper Mario-Titel. Vom vorgerenderten Pappmaché- und Plastiklook von Yoshi’s Story bis zu den wollig weichen Wunderwelten von Kirby und das magische Garn.

Nun darf sich der letztgenannte rosa Knödel zum zweiten Mal in diese erlesene Spieleliste eintragen: Denn Kirby und der Regenbogenpinsel wirkt, als sei es mit Knetmasse programmiert – Entwickler HAL Laboratory gelang es aufs Vortrefflichste, die knautschig-weiche Struktur von Knete auf den Bildschirm zu bringen.

Trotzdem erzeugt die schmucke Optik nicht den Wow-Effekt eines Epic Yarn oder des bald erscheinenden Yoshi’s Woolly World. Das liegt ein bisschen daran, dass die Hintergründe zu flach wirken. Und ganz arg liegt es daran, dass Ihr dieses Spiel nur auf dem 854 x 480 Pixel messenden Display Eures GamePads verfolgen werdet, statt auf Eurem prächtigen Full-HD-Fernseher…

Schuld daran ist das Spielprinzip: Anstatt Kirby wie üblich direkt per Steuerkreuz und Buttons durch Hüpfparcours zu lenken, zeichnet Ihr mit dem namensgebenden Regenbogenpinsel (alias Eurem Stylus) bunte Linien auf den Schirm und schubst Kirby so indirekt durchs Level. Denn: Die Linien haben eine Laufrichtung und sind klebrig – unser Knödelheld wird also daran pappen und in die gezeichnete Richtung kugeln. Zusätzlich tippt Ihr den Wonneproppen an, damit er beschleunigt und Gegner zu Tode kullert.

Für diese Aktionen müsst Ihr ständig auf den GamePad-Screen blicken – auch geübten Spielern gelingt es nicht, auf dem kleinen Schirm vernünftig zu zeichnen, während sie aufs TV-Gerät blicken. Komische Sache für ein Heimkonsolenspiel…

Also pinselt Ihr (von zaghaftem Autoscrolling begleitet) bunte Linien, die Kirby an Feinden vorbei, über Abgründe hinweg oder in Geheimräume lotsen. Die Zauberlinien zehren am Farbvorrat (der bunte Balken links oben am Bildrand), der füllt sich aber selbstständig wieder auf. Eure Krakeleien verschwinden nach ein paar Sekunden – wer einen Fehler eiliger korrigieren möchte, kreuzt mit einer frischen Linie eine ältere, woraufhin sich diese auflöst.

Auf Feinde haben Eure Linien meist keine Auswirkungen, die Umgebung könnt Ihr hingegen vielerorts beeinflussen: Ihr haltet Wasserfälle auf, blockt Lavaströme oder entfernt Matschblockaden. An anderer Stelle lockert folgender Kniff das Paint’n’Run auf: Kirby nimmt in einem Korb Platz (Bild oben) und tuckert in dieser Mini-Gondel ein Seil entlang. Natürlich erreicht er auf dem vorgegebenen Pfad nicht alle Schätze oder kommt einem Feind in die Quere: Also malt Ihr alternative Seilwege, auf der die Kirby-Gondel besser fahren sollte. Ab und an kullert Kirby auch an eine geschlossene Tür: Dann müsst Ihr in einem Nebenraum eine Metallkugel per Pinsellinie zu einem Auslöser lotsen, damit Kirby weiter kann.

Im Gegensatz zu den meisten Kirby-Titeln darf unser Pummel keine Fähigkeiten von Gegnern klauen. Stattdessen gibt es – ähnlich wie in Epic Yarn – Levels in verwandelter Form: Kirby wird zum Panzer, zur Rakete oder zum Unterseeboot. Euer Stylus kommt dabei unterschiedlich zum Einsatz: Panzer-Kirby braucht Linien zum Fahren und ballert dorthin, wo Ihr auf den Screen tippt. Die Kirby-Rakete wird mit Linien um Kurven gelotst, kann aber nicht schießen. Am coolsten ist
der Wasser-Einsatz: U-Boot-Kirby ballert konstant und fährt dorthin, wo es Euer Stylus befiehlt – zusätzlich dürft Ihr Torpedos mit Linien umlenken und so Feinde attackieren oder Schalter treffen.

Wer übrigens 100 Sterne sammelt, kann Power-Kirby aktivieren: Die Killerkugel zermalmt Feinde und zerbröselt Steinblöcke (die oft vor Schatzhöhlen stehen). Wer vor dem Level das Kirby-amiibo aufs Pad pflanzt, kann diesen Power-Bonus ständig nutzen – jedoch nur in einem Level pro Tag ähnliche Vorteile bieten die Dedede- und Meta-Knight-amiibos.

Zudem hat HAL an einen Mehrspieler-Modus gedacht, ein wenig zumindest: Jederzeit dürfen drei Freunde als bunte Waddle Dees zusteigen (das sind die typischen Knuddelfeinde mit den Speeren). Die hopsen dann mit Kirby durchs Level und nutzen Eure Zauberlinien als Plattformen. Blöd nur, dass sich der Linienmaler kaum auf die Burschen konzentrieren kann – also purzeln sie ins Leere oder werden vom Scrolling verschluckt. Mehr Multiplayer-Spaß bringen die Fahrzeug-Stages mit Boot oder Panzer.

Matthias Schmid meint: Kirby staubt gerade noch mein ”Gut”-Gesicht ab, mitunter war ich sogar gelangweilt von der knautschigen Hopserei. Schuld hat das auf Dauer weniger befriedigende Spielgefühl aufgrund der indirekten Steuerung – die Idee mit dem Zeichnen der Linien und das daran Entlangrollen ist nett, vermittelt aber niemals die Präzision eines klassischen Hüpfspiels. Damit einhergehend kann auch das Leveldesign keine Kreativ-Kapriolen schlagen – es macht zwar immer Laune, Wow-Momente fehlen aber. Die wenigen Höhepunkte waren für mich die Passagen als U-Boot und Panzer oder die Gondelfahrten – hier ist es wirklich cool, den Kurs der Mini-Seilbahn selbst zu bestimmen. Das Problem der Blickpflicht auf das GamePad-Display habe ich bereits im Text links beklagt. Schade drum, denn in grafischer Hinsicht gefällt mir der Knetlook ausgesprochen gut: Das fängt bei den Feinden an und setzt sich bei den Menüs und Bonusgegenständen fort. Apropos Bonus: Die freispielbaren Zusatzchallenges (wo Ihr unter Zeitdruck Schätze bergt) reizten mich kaum – lieber daddelte ich das kurze Hauptspiel noch einmal, um die letzten Truhen zu finden. Ansonsten noch schlecht: das Endgegner-Recycling. Ansonsten noch gut: der luftig-leichte, verspielte Soundtrack.

Sascha Göddenhoff meint: Kirby, Kirby, Kirby! Du bist mir einer der liebsten Nintendo-Helden, und deine Jump’n’Runs fand ich immer wunderbar putzig. Doch ohne deine Hüpfer mache auch ich keine Freudensprünge – hätte dir HAL doch nur wieder ein ”richtiges” Jump’n’Run mit Futtern und Verwandeln auf den rosafarbenen Leib geschneidert. Denn bei deinem Zeichen-Roll(en)-Spiel fehlt mir genau wie dem ebenfalls Kirby-verliebten Herrn Schmid eine griffig-direkte Steuerung. Ungeahnt träge kullerst du an den von mir gemalten Linien durch die herrlich ”verkneteten”, bunten Welten – ich fühle mich häufig mehr als Beobachter denn Spieler. Gut gefallen mir einige Schalterrätsel sowie Geschicklichkeitspassagen, die mich zu den Schatzkisten führen. Trotzdem überzeugt mich leider auch dein zweites Mal-Spiel nicht.

  • 7 Welten à 4 Levels (mit je 5 Schatztruhen)
  • Bossrecyling in Welt 1&amp3, 2&amp4 und 3&amp6
  • Jukebox mit über 120 Stücken
  • nach mehreren Toden Angebot zum Levelskip
  • niedrige Schwierigkeit

Knuffiges Wohlfühl-Jump’n’Run ohne große Höhe- und Tiefpunkte. Obwohl alles gut funktioniert, ist es der schwächste Kirby-Auftritt seit Jahren.

Singleplayer71
Multiplayer
Grafik
Sound
Gast

Wird trotzdem für einen guten Preis gekauft ! : )

Gast

ich mag Kirby und seine “”Adventures”” – ohne das hier getestete Game je gespielt zu haben (auch nicht den Handheld Ableger) behaupte ich mal : crap. Sieht für mich jetzt echt schlecht aus, das Gameplay spricht mich überhaupt nicht an. Dann doch lieber das xte Jump and Run…

SonicFanNerd
Moderator
SonicFanNerd

@ KamekNö, das war mir vorher nicht klar. :)Ich hab dazu halt nich viel gelesen und Handhelds hab ich nicht auf meinem Schirm.

Max Snake
I, MANIAC
Max Snake

Glaube auf Sprite wie im DS könnte cooler aussehen.

Spider
I, MANIAC
Spider

Kirby spiele fande ich eigentlich immer ganz nett. Habe es mir mal bestellt. 60€ hätte ich aber auch nicht bezahlt.

SonicFanNerd
Moderator
SonicFanNerd

Hier nochmal meinen Dank an euch für diesen Test.Der (im Print) hat mich vor einem Fehlkauf bewahrt.Keine direkte Steuerung und ständig auf den Touchscreen schauen sind für mich NoGo-Argumente.Das werde ich evtl mal nachholen für einen schmalen Taler, aber sicher nicht zum Release. Da kann es noch so toll und hübsch aufgemacht sein, leider.

GaiusZero
I, MANIAC
GaiusZero

Ist den Entwicklern nicht aufgefallen, dass man beim Spielen immer auf das Display gucken muss? Wäre doch sicherlich möglich gewesen, ähnlich wie bei Pikmin 3, mit dem Stylus einen Cursor zu bewegen, der dann auf Knopfdruck pinselt.